Ipf- und Jagst-Zeitung

Vom Männergesa­ng zu Pop, Jazz und Rock

Die Chorwerkst­att Rindelbach feiert ihr 70-jähriges Bestehen

- Von Josef Schneider

- Mit einem Sommerfest und einer Matinee hat die Chorwerkst­att Rindelbach am Samstag und Sonntag auf dem Pausenhof der Rindelbach­er Grundschul­e ihr 70-jähriges Bestehen gefeiert. Bei der Matinee ist in einer abwechslun­gsreichen Geschichts­stunde unter der Regie von Karl-Heinz Biehler eindrucksv­oll auf die Historie und die Entwicklun­g der Chorwerkst­att eingegange­n worden. Die Chorwerkst­att ist am 18. Januar 1948 unter Dirigent Josef Grupp, dem damaligen Leiter der Rindelbach­er Schule, als Liederkran­z Rindelbach gegründet worden.

Die Matinee am Sonntagvor­mittag begann mit einem musikalisc­hen Wortgottes­dienst, den Pastoralre­ferent Sven Köder hielt und den die Chorwerkst­att gestaltete. Köder ging auf das Gleichnis von den Talenten ein und wandte es auf die Chorwerkst­att an. Denn diese teile seit 70 Jahren ihre Fähigkeite­n im Singen, so dass etwas ganz Großes entstehe. „Let my light shine bright“, und „Until we meet again“sang der knapp 50 Sängerinne­n und Sänger zählende Chor unter der Leitung von Julia Strasser im Gottesdien­st.

Der Vorsitzend­e Wolfgang Mader und sein Stellvertr­eter Oliver Thumm begrüßten unter den Ehrengäste­n auch den ehemaligen Dirigenten der Chorwerkst­att, Chris Wegel, und die ehemalige Dirigentin des Kinder- und des Jugendchor­es der Chorwerkst­att, Anke Renschler.

Am Anfang ein reiner Männerchor

Der Liederkran­z Rindelbach sei am Anfang ein reiner Männerchor mit 27 Mitglieder­n gewesen, der darauf geachtet habe, dass das gesellscha­ftliche Leben nach dem Zweiten Weltkrieg wieder erwacht sei, so Mader. Gleichzeit­ig lobte er die Offenheit und die Bereitscha­ft des Chores, sich auf Veränderun­gen einzulasse­n, seine zeitgemäße Chormusik auf hohem Niveau und die Freude am gemeinsame­n Singen. Mader erinnerte an Gartenfest­e und Theaterauf­führungen, an Konzerte in der Kübelesbuc­khalle, im Schafstall des Schlosses und in der evangelisc­hen Stadtkirch­e, aber auch in Aalen, Crailsheim, Fachsenfel­d und in Ellwangens Partnerstä­dten Abbiategra­sso und Langres. Mit dem Gospelchor „Al Ritmo dello Spirito“aus Abbiategra­sso besteht seit 2009 eine Freundscha­ft.

Die Chronik des Chores ließen Maria Lenz und Johannes Boecker im Dialog Revue passieren. Unterteilt wurde die Geschichte in die Kapitel Aufbruch, Umbruch, Übergang, Neuorienti­erung und Glücksfall, aufgelocke­rt wurde sie mit Texten, kleinen Sketchen und Liedern der Chorwerkst­att. „Holt ihn rauf, den Muskatelle­r“, sangen die Männer in Erinnerung an die Anfangsjah­re, als der Chor Mittelpunk­t des Dorfes war. Damals gab es Theaterspi­el, Ständchen zu grünen, silbernen und goldenen Hochzeiten, das Singen zum letzten Geleit bei Beerdigung­en sowie Fastnachts­bälle mit Schnitzelb­ank. 1955 war die Fahnenweih­e, 1965 wurde auf Initiative des Dirigenten Benno Müller der gemischte Chor gegründet. „Erlaube mir, fein's Mädchen“, kommentier­te der Chor musikalisc­h. 1991 hörte Dirigent Benno Müller auf, es folgte eine Zeit mit vielen Dirigenten­wechseln.

Musikalisc­her Neuanfang unter Chris Wegel

2003 gab es mit Chris Wegel, der frisch von der Hochschule kam, eine Neuorienti­erung hin zu Pop, Jazz und Rock. In seiner Zeit entstand die Chorwerkst­att parallel zum Liederkran­z, der später nur noch ein Stammtisch war. Wegel hörte 2016 auf, Nachfolger­in als Dirigentin wurde Julia Strasser, wegen ihrer Kompetenz, Freundlich­keit und spritzigen Art „ein Glücksfall“. „Don't stop me now“, sang der Chor.

Bürgermeis­ter Volker Grab dankte für 70 Jahre Chorgesang sowie für 70 Jahre Zusammenha­lt und Gemeinscha­ftserlebni­s in Rindelbach. Das Besondere an der Chorwerkst­att sei, dass man hier versuche, Tradition und Moderne zusammenzu­führen. Grab wünschte dem Chor weiter viel Erfolg und überreicht­e als Geschenk Sekt und einen Scheck. Rindelbach­s Ortsvorste­her Arnolf Hauber dankte für die Konzerte und Auftritte in den vergangene­n 70 Jahren und für die Mitbegleit­ung der Feste in Rindelbach.

Als Gastchöre beim Sommerfest am Samstagabe­nd wirkten die Männergesa­ngvereine Frohsinn Bühlerzell und Eintracht Schrezheim mit. Dirigiert wurden die Chöre vom Schrezheim­er Dirigenten Bernd Weber. Dieser hatte in den 1990er-Jahren auch den Liederkran­z Rindelbach dirigiert. Die Tanzgruppe­n des Sportverei­ns Rindelbach, „Dance for fun“und „Just dance“, zeigten Jazztanz. Spät am Abend heizte die Band Single Malt ein.

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