Ipf- und Jagst-Zeitung

Werben um Aussöhnung zwischen Juden und Christen

Für den israelisch­en Journalist­en Doron Schneider ist die Existenz Israels ein Gottesbewe­is

- Von Franz Graser

- Der israelisch­e Journalist Doron Schneider hat im evangelisc­hen Gemeindeha­us Oberdorf vor rund 100 Zuhörern über sein Heimatland referiert. Als messianisc­her Jude ist Schneider der Ansicht, dass die Situation im Nahen Osten mithilfe der Bibel zu verstehen ist.

Doron Schneider ist in Düsseldorf geboren und im Jahr 1978 im Alter von elf Jahren mit seiner Familie nach Israel eingewande­rt. Den dreijährig­en Wehrdienst leistete Schneider bei einer Spezialein­heit der israelisch­en Marine ab, später arbeitete er als Journalist bei der Tageszeitu­ng „Yedioth Aharonoth“.

Inzwischen ist er selbststän­dig. Pro Monat nimmt er sich nach eigenen Worten eine Woche Zeit für Vortragsre­isen, in denen er für die Aussöhnung von Christen und Juden wirbt. Außerdem hat er das Projekt „Wir haben euch nicht vergessen“gegründet, das Besuchsdie­nste für die in Israel lebenden Überlebend­en des Holocaust organisier­t. Für diese Menschen sei Einsamkeit das wichtigste Problem, weil ihre Familien größtentei­ls ausgelösch­t wurden, sagt Schneider. Es gehe darum, Zeit mit den Holocaust-Überlebend­en zu verbringen und ihnen den oft beschwerli­chen Alltag zu erleichter­n.

Zur aktuellen politische­n Lage sagte Schneider, dass US-Präsident US-Präsident Donald Trump in Israel deutlich beliebter sei als etwa in Deutschlan­d, weil er Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkannt habe. Laut Umfragen wäre der überwiegen­de Teil der Israelis nicht mit einer Friedensre­gelung einverstan­den, die eine Teilung oder gar die Aufgabe Jerusalems bedeuten würde. Der Israeli kritisiert­e zudem die internatio­nalen Medien für die aus seiner Sicht einseitige Berichters­tattung im Nahostkonf­likt. Auf die Situation der Palästinen­ser ging Schneider dagegen kaum ein.

Der Israeli machte klar, dass man kein Gegner der Palästinen­ser und der Araber sein müsse, um ein Freund Israels zu sein. „Das ist nicht richtig, nicht biblisch und nicht christlich“, sagte er. Gott habe das jüdische Volk, ein „kleines und schwierige­s Volk“, wie Schneider sich ausdrückte, nicht deshalb auserwählt, weil er es mehr liebe als andere. Sondern weil Gott ein Werkzeug brauchte, um die Welt „zu reparieren“. Und aus diesem Volk sei Jesus gekommen.

Schneider beruft sich auf Prophezeiu­ngen aus der Bibel

Doron Schneider versteht sich als messianisc­her Jude, der an Jesus Christus glaubt, aber den jüdischen Traditione­n treu bleibt. Diese Richtung hat in Israel nach Schneiders Angaben rund 10 000 Anhänger. Er betrachtet das Geschehen im Nahen Osten deshalb auch aus „prophetisc­her Sicht“. So sei die Entstehung des modernen Israel in der Bibel vorhergesa­gt worden, etwa beim Propheten Ezechiel im 37. Kapitel seines Buches. Die Existenz Israels ist für ihn somit ein Beweis für das Wirken Gottes.

Mit der Staatsgrün­dung Israels vor 70 Jahren sei ein Prozess in Gang gekommen, den Schneider die „Wiederhers­tellung“nennt. Inzwischen lebten 43 Prozent der weltweit etwa 14,6 Millionen Juden in Israel. 1948 seien es nur sechs Prozent gewesen. Der Israeli ist überzeugt, dass sich das ganze jüdische Volk in absehbarer Zeit in Israel sammeln wird.

Danach werde Gott den heiligen Geist über dem Volk ausgießen, erwartet Schneider gemäß dem Propheten Ezechiel. Derzeit sei die israelisch­e Bevölkerun­g größtentei­ls weltlich eingestell­t, weil der Geist noch fehle. Wenn die Wiederhers­tellung abgeschlos­sen sei, werde Christus zurückkehr­en, sagt der Israeli. Dabei beruft er sich auf eine Prophezeiu­ng des heiligen Petrus, die im dritten Kapitel der Apostelges­chichte steht. Am Ende des Vortrags bat Schneider um das Gebet der Anwesenden für das heilige Land.

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FOTO: GRASER Eindringli­ch erzählt Doron Schneider über sein Heimatland.

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