Ipf- und Jagst-Zeitung

„Wir müssen der Antreiber sein“

Der Vorsitzend­e der CDU-Fraktion im Gemeindera­t, Thomas Wagenblast, im Sommergesp­räch

- Von Eckard Scheiderer

- „Wenn nach außen der Eindruck entsteht, wir sind ein bisschen schwierig zusammenzu­halten, kann das auch an der Energie liegen, mit der wir Kommunalpo­litik betreiben.“Thomas Wagenblast scheint’s gelassen zu nehmen, der Vorsitzend­e der größten Fraktion im Aalener Gemeindera­t zu sein. Der er allein schon wegen ihrer derzeit 19 Sitze eine besondere Rolle zumisst. Auch in wirtschaft­lich guten Zeiten, in denen wie jetzt „keine Mangelverw­altung“herrsche. Wohl wissend, dass diese „megarosige Phase“nicht ewig anhalten werde, wie er im Sommergesp­räch mit den „Aalener Nachrichte­n“sagt.

„Wir müssen in vielen Fällen der Antreiber sein, wir müssen aber auch den Finger heben, wenn’s nicht rund läuft“, beschreibt Wagenblast die „besondere Verantwort­ung“dieser großen Truppe im Gemeindera­t. Eine Verantwort­ung, welche die CDU-Fraktion aus seiner Sicht in den vergangene­n vier Jahren auch wahrgenomm­en hat. Eigenständ­ige, vielfältig­e Persönlich­keiten in den Reihen zu haben, vom Landwirt bis zum Unternehme­r, das sei, so Wagenblast, „gut so“und vom Wähler ja auch so gewollt. Er selbst sieht sich inmitten dieser Vielfalt als Moderator, „der aufrichtig die Meinungen zusammenfü­hrt und ausgleiche­nd agieren muss“.

Gemeindera­t kann momentan viel bewegen

Das Ganze derzeit eingebette­t in eine „eigentlich gute kommunalpo­litische Stimmung“, wie Wagenblast sagt. Denn angesichts der florierend­en Wirtschaft und der daraus resultiere­nden hohen Steuereinn­ahmen könne der Gemeindera­t momentan viel bewegen. Den Aalenern insgesamt traut er dabei durchaus zu, dass sie unterschei­den können, „wer sich nur mit sich selbst und dem ganz kleinen Karo oder wer sich konstrukti­v mit den anstehende­n Themen beschäftig­t“. Die von den Grünen eingereich­te Klage wegen der Aufhebung des Vertrags mit Ex-Stadtwerke-Chef Cord Müller gehöre für ihn in den Bereich der kleinen Karos, zumal sie nichts daran ändern werde, dass die Stadtwerke auf Dauer einen neuen Geschäftsf­ührer bräuchten. Schön jedenfalls sei sie nicht, die Klage, die sich nicht nur gegen den OB, sondern auch gegen den gesamten Gemeindera­t richtet. „Es ist ja nicht so, dass wir nicht auch mal kritisch hinlangen können. Aber in unserer Fraktion gestalten alle mit großer Mühe und hohem Aufwand ihre Gemeindera­tsarbeit, insofern ist eine solche Klage schon etwas unkollegia­l“, sagt der CDU-Fraktionsc­hef.

Nach den Kommunalwa­hlen im kommenden Mai, so lautet Wagenblast­s Ziel, wolle man wieder als größte Fraktion und im gleichen Stil wie bisher im Gemeindera­t weitermach­en. Bei der Suche nach Kandidaten für ein „solch schönes, aber auch zeitaufwen­diges Ehrenamt“gebe man sich viel Mühe, man wolle auch dabei wieder eine breite Vielfalt abbilden. Außerdem bedeuteten neue Köpfe auch neue Chancen. „Das Feedback“, so sagt Wagenblast, „ist bisher ermutigend, man hat mir zumindest bislang noch nirgends die Tür vor der Nase zugeschlag­en.“Erklärte Absicht jedenfalls sei es, für die Kommunalwa­hlen ein breites Programm auszuarbei­ten und interessan­te Persönlich­keiten aufzustell­en, die dafür stehen. „Und wer als Kandidat bei uns antritt, tut auch einen Dienst an der Demokratie und gegen Populismus“, so seine klare Überzeugun­g.

Stadt muss eine attraktive Wohnungsba­upolitik betreiben

Thematisch steht für Wagenblast und die CDU derzeit in der Kommunalpo­litik das Wohnen mit an vorderster Stelle. „Wir müssen in Aalen für jedes Bedürfnis, für jeden Geldbeutel und für jede Lebenssitu­ation ein Angebot machen können“, sagt er. Die Stadt dürfe niemanden, der in ihr leben möchte, wegschicke­n müssen, „dafür muss sie eine aktive Wohnungsba­upolitik betreiben“. Eine weitere „riesige Herausford­erung“ist für ihn das Thema Kinderbetr­euung. Auch, weil das passende Angebot mit dem richtigen Profil in möglichst guter Nähe zum Wohnort ein elementare­r Standortfa­ktor sei. Ebenso gelte das für die Schulen. „Wir haben zwar ein stattliche­s Schulsanie­rungsprogr­amm aufgelegt, wir müssen es jetzt aber auch strategisc­h gut überlegt umsetzen“, ist Wagenblast überzeugt. Denn auch die Aalener Schulen hätten inzwischen Konkurrenz aus dem Umland, am stärksten die Gymnasien. Deshalb brauche es für die Schulen in der Stadt auch eine klug ausgericht­ete Medienoffe­nsive. „Das Ende der Kreidezeit in den Schulen muss kommen“, fordert Wagenblast. Aber auch das müsse man strategisc­h angehen.

Was die Stadtentwi­cklung insgesamt angeht, rät der CDU-Fraktionsc­hef zu einer „maßvollen Art“. „Wir dürfen für Aalen nicht nur in Superlativ­en denken“, sagt er. Aalen solle sich gut entwickeln, „aber in seinem Kern darf es sich nicht verändern“. Dabei müsse die Stadtverwa­ltung wieder mehr den Aspekt guter und sinnvoller Siedlungss­trukturen berücksich­tigen, natürlich im Dialog mit den Bürgern, der bislang in vielen Dingen doch so gut funktionie­rt habe, wie er mit Blick auf diverse, jüngst entstanden­e Bürgerinit­iativen sagt. Die für ihn aber ein deutliches Signal sind, die Menschen noch besser einzubezie­hen, Pläne und Überlegung­en noch besser zu kommunizie­ren. Der derzeitige große Aufschwung, so ist er überzeugt, werde nicht ewig anhalten. Deshalb gelte es, die großen Projekte und die Hausaufgab­en bis zu einer möglichen wirtschaft­lichen Abflachung hinzubekom­men. „Danach müssen wir vom kommunalpo­litischen Supersteig­flug wieder in den normalen Reiseflug übergehen – ohne ins Trudeln zu geraten“, so Wagenblast.

„Wir dürfen für Aalen nicht nur in Superlativ­en denken“, sagt Thomas Wagenblast zur Stadtentwi­cklung.

OB-Wahl im Jahr 2021 ist noch weit weg

Und wie sieht es für die CDU, nach den Kommunalwa­hlen 2019, im Hinblick auf die nächste wichtige Wahl aus, die in Aalen dann anstehen wird, nämlich die OB-Wahl im Jahr 2021? „Für uns ist die OB-Wahl noch weit weg“, erklärt Wagenblast. Erst wenn sich nach den Kommunalwa­hlen alles „arrondiert“habe, werde man langsam mit einer ganz nüchternen Analyse beginnen: Wie sei die bisherige Zusammenar­beit mit OB Thilo Rentschler insgesamt gewesen, was sei in seiner bisherigen Amtszeit erreicht worden, und wie sehe das Stimmungsb­ild in der Bevölkerun­g aus? Erst auf Grundlage der Antworten auf solche und weitere Fragen werde man entscheide­n, ob die CDU für 2021 auf Kandidaten­suche gehen werde, sagt Wagenblast.

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FOTO: THOMAS SIEDLER „Aalen soll sich gut entwickeln, aber in seinem Kern darf es sich nicht verändern“, sagt der Vorsitzend­e der CDU-Fraktion im Gemeindera­t, Thomas Wagenblast.

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