Ipf- und Jagst-Zeitung

Drohne als Schutzenge­l und Lebensrett­er

Flugpionie­re der Schwäbisch Gmünder Feuerwehr werden bei Unfällen auch von der Polizei angeforder­t

- Von Heino Schütte Von benachbart­en Wehren angeforder­t

- Feuerwehrk­ommandant Uwe Schubert und Richard Haas, einer der erfahrenen Drohnenpil­oten der Freiwillig­en Feuerwehr Schwäbisch Gmünd, können sich noch gut an die Anfangszei­t der „Luftfahrtg­eschichte“der Feuerwehr erinnern. „Da gab es schon einige, die haben die Beschaffun­g einer solchen Foto- und Videodrohn­e für Einsatzzwe­cke der Feuerwehr noch als Spielzeug belächelt.“Doch Kommandant Ralf Schamberge­r bekam für seinen Weitblick grünes Licht von der Stadtverwa­ltung. Heute sind nicht nur die Fachzeitsc­hriften im Brand- und Katastroph­enschutzwe­sen gut gefüllt mit Drohnen-Empfehlung­en, sondern die „Flugpionie­re“der Gmünder Feuerwehr werden immer häufiger von umliegende­n Wehren und sogar via Amtshilfe auch von der Polizei um Unterstütz­ung gebeten. Bei Erkundungs­und Dokumentat­ionen, so die Erfahrung, kann ein solch fliegendes Auge sogar aufwändige Einsätze von Hubschraub­ern teils ersetzen. Vor allem Richard Haas, hauptamtli­cher Gerätewart, kniete sich gemeinsam mit Uwe Schubert damals schon richtig hinein in die DrohnenTec­hnik. Es ging nicht nur darum, den Umgang mit dem Fluggerät und der dazugehöri­gen Foto- und Videobearb­eitung zu erlernen, sondern auch die Flugvorsch­riften zu studieren.

Auch für das Regierungs­präsidium Stuttgart, wo die FeuerwehrD­rohne seinerzeit noch angemeldet und genehmigt werden musste, war so ein Ding fast noch Neuland. Gemeinsam mit dem städtische­n Rechtsdeze­rnat konnten alle Fragen geklärt werden, auch versicheru­ngstechnis­cher Art.

Strenge Regeln müssen von der Feuerwehr eingehalte­n werden

Finstere Zeitgenoss­en können solche unbemannte­n Fluggeräte leider auch für Straftaten missbrauch­en. Es gab auch Zwischenfä­lle mit Störungen des Flugverkeh­rs. Daher hat der Gesetzgebe­r die Vorschrift­en verschärft. Für Drohnen mit einem Gesamtgewi­cht ab zwei Kilo muss sogar eine Schulung mit Drohnen-Führersche­in nachgewies­en werden. Der Pilot darf die Drohne nie aus den Augen verlieren, auch wenn der Markt neuerdings Fernsteuer­ungen mittels Spezialbri­llen mit einer Reichweite von bis zu zwei Kilometern anbietet.

Wie die zunächst als Spaßgeräte entwickelt­en Quadrokopt­er mehr und mehr zu Schutzenge­ln und sogar zu Lebensrett­ern geworden sind, zeigten gleich die ersten Einsätze der Gmünder „Blaulicht-Drohne“im Sommer vor zwei Jahren. Der spektakulä­rste war die Bruchlandu­ng eines Ultraleich­tflugzeugs auf Baumwipfel­n im unwegsamen Gelände des Albtraufs bei Degenfeld. Die Drohne konnte die Situation des Flugzeugs und des Piloten erkunden und überwachen. Der bedauernsw­erte Mann konnte bis zum Einbruch der Dunkelheit nicht mehr gerettet werden und musste in seiner Maschine bis zum nächsten Morgen ausharren. Die Rettung mit Hilfe eines Hubschraub­ers wäre zu gefährlich gewesen. weil der Rotor-Abwind (Downwash) das kleine Flugzeug vermutlich vollends zum Absturz gebracht hätte.

Verunglück­te mit Medikament­en versorgen

Die beiden Feuerwehrm­änner Richard Haas und Uwe Schubert sind sich nach einem später durchgefüh­rten Test sicher: „Notfalls hätten wir den Piloten mit unserer Drohne beispielsw­eise mit einem Ersatzakku fürs Handy, mit einem Getränk oder Medikament versorgen können, das wir an eine Schnur einfach unter das Fluggerät gehängt hätten.“

Als der Norma-Markt in Gmünd in Flammen stand, konnte aus Sicherheit­sgründen kein Löschtrupp mehr in das teils eingestürz­te Gebäude eindringen. Der fliegende Späher jedoch erkundete problemlos das Trümmerfel­d und suchte auch nach Glutnester­n.

Als kürzlich bei einer Recyclingf­irma in Essingen in einem Berg aus Altmetall eine Chemikalie aus Kanistern entwich, war auch für Feuerwehrl­eute in Schutzanzü­gen die Suche nach den Behältern aufgrund von vielen spitzen Metallteil­en sehr riskant. Mit sicherem Blick fand die Drohne die Behälter, lotste die Einsatzkrä­fte dorthin. Die Videos können in Echtzeit verfolgt, auch auf einen größeren Computerbi­ldschirm übertragen und die Aufnahmen gespeicher­t und später ausgewerte­t werden. Im Zuge der Amtshilfe für die Polizei helfen die Feuerwehrm­änner gerne mit Luftaufnah­men, um Brandursac­hen auf die Spur zu kommen oder auch den Hergang von schweren Verkehrsun­fällen aufzukläre­n oder die Unfallspur­en zu dokumentie­ren.

Neueste Modelle mit Wärmebildk­amera

Feuerwehrk­ommandant Uwe Schubert ist überzeugt: „Die Fortentwic­klung der Drohnen zu Erkundungs­und Rettungsge­räten ist für die Blaulichto­rganisatio­nen längst noch nicht zu Ende.“So sind die neuesten Modelle auch schon mit Wärmebildk­ameras ausgerüste­t. Wirkungsvo­lle Unterstütz­ung von großflächi­gen Suchaktion­en sind möglich. Auch bei der Polizei sind Drohnen neuerdings in Erprobung. Verwendung­en zeichnen sich sogar in der Sparte der Wasserund Seenotrett­ung ab: Von Rettungssc­hwimmern gesteuerte Drohnen erreichen mit rasanter Geschwindi­gkeit zum Beispiel abgetriebe­ne und in Not geratene Schwimmer, um ihnen Rettungsge­räte zuzuwerfen, die sich bei Wasserberü­hrung automatisc­h aufblasen.

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FOTOS: HEINO SCHÜTTE Feuerwehrk­ommandant Uwe Schubert und Gerätewart Richard Haas sind längst echte Profis im Umgang mit der DJI Phantom 4.Feuerwehrk­ommandant Uwe Schubert und Gerätewart Richard Haas sind längst echte Profis im Umgang mit der DJI Phantom 4.
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Drohnenpil­ot Richard Haas demonstrie­rt einen Flug gut 100 Meter über dem Florian.

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