Ipf- und Jagst-Zeitung

In Sederndorf hat das Aufräumen begonnen

Einsatzkrä­fte wurden bei den Löscharbei­ten von Gaffern behindert

- Von Alexandra Rimkus

- Der Großbrand, der am Donnerstag­nachmittag im kleinen Örtchen Sederndorf gewütet hat, hat eine Schneise der Verwüstung hinterlass­en. Sechs Gebäude, die den Tannhäuser Weiler bislang geprägt haben, sind dem Erdboden gleichgema­cht. Am Freitag begann das Aufräumen. Dabei machten die Mitglieder der Tannhäuser Feuerwehr ihrem Unmut Luft. Die Einsatzkrä­fte waren bei dem äußerst schwierige­n Großeinsat­z von Gaffern teilweise massiv behindert worden.

Es klingt unglaublic­h, was die Tannhäuser Wehrmänner am Freitagvor­mittag, während sie die Brandwache in Sederndorf schieben, berichten. Gaffer sollen die Einsatzkrä­fte am Donnerstag zum Teil massiv behindert haben. In großer Zahl seien die Schaulusti­gen am Donnerstag angereist und hätten, bewaffnet mit Handykamer­as, die Löscharbei­ten nicht nur verfolgt, sondern auch gestört.

„Wie bei einem Festival“

„Eine angrenzend­e Wiese war praktisch komplett zugeparkt. Das sah aus wie bei einem Festival“, berichtet ein junger Feuerwehrm­ann. Sein Kollege ergänzt, dass nur wenig später bereits die ersten Katastroph­enbilder aus Sederndorf via Whatsapp die Runde gemacht hätten. Die Zaungäste hätten für ihre Aufnahmen in Teilen Wege blockiert und damit die Wasservers­orgung für die Feuerwehr, die in Sederndorf ohnehin schwierig ist, zusätzlich erschwert. Landwirte, die mit ihren Schleppern Wasserfäss­er anliefern wollten, mussten Umwege in Kauf nehmen. Auf entspreche­nde Hinweise durch die Einsatzkrä­fte hätten einige Gaffer pampig reagiert.

Ein junger Familienva­ter ist den Einsatzkrä­ften besonders im Gedächtnis geblieben. Der wollte mit seinen Kindern die Löscharbei­ten aus nächster Nähe live verfolgen, postierte sich dazu direkt neben den Feuerwehrf­ahrzeugen und bediente sich gemeinsam mit seinen Kindern dann auch gleich noch bei den Getränken, die für die abgekämpft­en Wehrmänner von Anwohnern bereitgest­ellt worden waren. „Als wäre das hier eine nette Picknickve­ranstaltun­g“, merkt einer der Wehrmänner kopfschütt­elnd an.

Tatsächlic­h war der Großbrand von Sederndorf eine Katastroph­e. Die Bewohner des kleinen Weilers standen am Freitag immer noch fassungslo­s vor den Brandruine­n. Von den vier Familien, die hier zu Hause sind, hat das Feuer zwei schwer getroffen.

Feuer breitete sich rasant aus

Und es hätte noch schlimmer kommen können. Wie Markus Janka, ein gebürtiger Sederndorf­er und Mitglied der Tannhäuser Wehr, berichtet. Durch den starken Wind, der am Donnerstag blies, sei das Feuer anfangs fast nicht zu beherrsche­n gewesen. „Wir wollten noch eine Riegelstel­lung aufbauen. Aber da war gar nichts mehr zu machen. Das ging alles so rasend schnell.“Janka verweist in diesem Zuge auf den Großbrand bei Siegburg vor wenigen Tagen, wo ein kleiner Brand an einem Bahndamm am Ende einen ganzen Straßenzug vernichtet­e. „Jetzt kann ich verstehen, wie so etwas möglich ist.“

Auch in Sederndorf habe – durch den kräftigen Wind – die Gefahr bestanden, dass das Feuer im Ort noch weiter um sich übergreift. Dass die Katastroph­e nicht noch größere Ausmaße angenommen habe, sei maßgeblich den beiden befreundet­en Wehren aus Mönchsroth und Wilburgste­tten zu verdanken. Die hätten bei ihrer Anfahrt nämlich bemerkt, dass ein weiteres Gebäude, das etwas abseits auf der anderen Straßensei­te stand, am Giebel ebenfalls zu qualmen begonnen hatte und dementspre­chend sofort reagiert. „Gott sei Dank. Wer weiß, wie das hier sonst noch ausgegange­n wäre“, sagt Janka.

Doch auch so ist der Schaden gewaltig. Die Polizei spricht von mindestens einer Million Euro. Eine Familie verlor ihren kompletten Viehbestan­d. Ihre 40 bis 50 Schweine verbrannte­n in jenem Stall, in dem das Feuer am Donnerstag ausgebroch­en sein soll. Auch ihr kleiner Bestand an Hühnern, rund 30 Tiere, war nicht mehr zu retten.

Der benachbart­e Milchviehb­etrieb konnte indes einen Großteil seiner Tiere sichern; lediglich drei Kühe mussten eingeschlä­fert werden.

Die Gemeinde Tannhausen, in Person von Bürgermeis­ter Manfred Haase und dessen Stellvertr­eter Gerhard Körner, hat beiden betroffene­n Familien bereits am Donnerstag Hilfe zugesagt. Körner war auch am Freitagvor­mittag nochmals vor Ort, um den Familien Mut zuzusprech­en. „Da wo wir helfen können, etwa in bürokratis­chen Angelegenh­eiten, werden wir den Familien helfen.“

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FOTO: RIMKUS Ein Bild völliger Zerstörung: Der Großbrand hat eine Schneise der Verwüstung in dem kleinen Ort hinterlass­en.
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FOTO: PRIVAT Ein kleiner, beschaulic­her Ort: So sah Sederndorf vor dem Großbrand von oben aus. Die Anwesen, die auf diesem Bild rechts von der Hauptstraß­e liegen, wurden vom Feuer getroffen.

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