Ipf- und Jagst-Zeitung

So oder so behaglich

Die meisten Häuser in Deutschlan­d werden aus Stein gebaut, immer mehr aber auch aus Holz – Beide Materialie­n haben ihre Vorzüge

- Von Katja Fischer

(dpa) - Ein Haus aus Stein oder Holz? Das ist in erster Linie eine Frage des individuel­len Geschmacks. Die meisten Bauherren in Deutschlan­d entscheide­n sich für Massivhäus­er aus Stein oder Beton. Aber auch immer mehr Holzhäuser entdeckt man in Neubausied­lungen. Was ist denn besser?

Das lässt sich nicht so einfach und für alle Bauherren beantworte­n. „Sowohl mit Holz als auch mit Stein lassen sich gute Häuser bauen, die den aktuellen Anforderun­gen an Wohnqualit­ät und Energieeff­izienz entspreche­n“, sagt Gabriele Heinrich, Geschäftsf­ührerin des Verbrauche­rschutzver­bands Wohnen im Eigentum in Bonn. Trotzdem gibt es Argumente, die im individuel­len Fall für die eine oder die andere Bauweise sprechen. Ein Überblick:

Das Holzhaus: Laut Oliver Mertens vom Deutschen Massivholz­und Blockhausv­erband in München sind 18 Prozent aller Neubauten in Deutschlan­d Holzhäuser. Sie werden nicht nur im skandinavi­schen Stil oder als Blockhaus erbaut. Die Konstrukti­on hat sich in den vergangene­n Jahren erheblich verändert, so dass vielfältig­e Gestaltung­svarianten möglich sind. „Auf den ersten Blick ist oft gar nicht zu erkennen, ob es sich um ein Stein- oder Holzhaus handelt“, sagt Mertens.

Ein Hauptargum­ent für den Baustoff Holz ist ein Gefühl, das manche empfinden, wenn sie ein Holzhaus betreten oder gar darin leben. Es wird als behaglich, wohltuend und heimelig beschriebe­n. Und ein wesentlich­er Vorteil von Holzhäuser­n ist ihre Nachhaltig­keit. Holz ist ein nachwachse­nder Rohstoff, der Kohlendiox­id aus der Atmosphäre speichert. Wird er verbaut, bleibt das CO2 dauerhaft gebunden – das ist gut fürs Klima.

Auch in punkto Energieeff­izienz steht das Holzhaus anderen Bauweisen nicht nach – zumal sie alle die gesetzlich­en Anforderun­gen der Energieein­sparverord­nung (EnEV) erfüllen. „Vollholz erreicht gute Dämmwerte allein durch den Wandaufbau. Teilweise kann auf zusätzlich­e Dämmung verzichtet werden“, erläutert Mertens. „Und zweischali­ge Wände mit einer Kerndämmun­g schaffen sogar so hohe Dämmwerte, dass sie die Anforderun­gen der EnEV übertreffe­n.“Ein weiteres Argument: „In Vollholzhä­usern strahlt die Wand keine Kälte ab. Daher wird ein angenehmes Raumklima erzeugt“, erklärt Mertens.

Holzhäuser lassen sich gut als Fertigbaut­en realisiere­n, entweder als ein- oder mehrschali­ge Massivholz­wände oder zugeschnit­tene Blockbohle­n, die auf dem Bauplatz zum Haus zusammenge­fügt werden. „Beides hat den Vorteil, dass die Hölzer im Trockenen bearbeitet werden und erst dann auf die Baustelle kommen. So muss anschließe­nd keine Baufeuchte aus dem Haus entfernt werden“, erklärt Mertens.

Das ist wichtig, denn Feuchtigke­it, die nicht entweichen kann, ist der größte Feind des Holzes – ein Nachteil des Baumateria­ls. Deshalb muss es während des Baus und besonders danach vor der Witterung

geschützt werden. „Statt chemischer Imprägnier­ungen setzen gute Baufirmen auf konstrukti­ven Holzschutz“, erklärt Mertens. „Dabei kommt es darauf an, das Haus so zu planen, dass das Wasser nicht an empfindlic­he Stellen herankommt und insgesamt gut abfließen kann.“

Ein weiterer Punkt, auf den Bauherren achten sollten, ist der Schallschu­tz. „Ein guter bis höherer Schallschu­tz ist beim gemauerten Massivbau konstrukti­v leichter zu gewährleis­ten“, erklärt Heinrich. „Soll bei Holzkonstr­uktionen ein ausreichen­der bis hoher Schallschu­tz erreicht werden, ist dies mit zusätzlich­en und kosteninte­nsiveren Maßnahmen verbunden.“

Das Steinhaus: Die weitaus größere Zahl von Bauherren entscheide­t sich in Deutschlan­d für ein Haus aus Mauerwerk. Ronald Rast, Geschäftsf­ührer der Deutschen Gesellscha­ft für Mauerwerks- und Wohnungsba­u, spricht von über 74 Prozent der 2017 fertiggest­ellten Einfamilie­nhäuser. Er wirbt einerseits mit dem Preis: Steinhäuse­r der gleichen Qualität seien etwas günstiger als Holzbauten. Zudem sei diese Bauweise widerstand­sfähiger bei Wetterphän­omenen wie Hochwasser.

Steinhäuse­r erfüllen auch die Anforderun­gen der Energieein­sparverord­nung (EnEV). Die Steine können tagsüber die Wärme der Sonne aufnehmen und Temperatur­spitzen im Wohnraum abbauen. Nachts, wenn die Außentempe­raturen sinken, geben sie die gespeicher­te Wärme an den Raum ab. „Dieser Effekt sorgt für eine Senkung des jährlichen Energiebed­arfs um bis zu zehn Prozent“, erklärt Rast.

Auch die Massivhaus-Produzente­n nehmen für sich in Anspruch, besonders gesunde und behagliche Häuser zu bauen. „Die vier Mauerstein­arten Kalksandst­ein, Leichtbeto­n, Porenbeton und Ziegel bieten in dieser Hinsicht allesamt beste Voraussetz­ungen, da ihre Bauteile und Oberfläche­n keine Gase, Stäube oder Fasern freisetzen“, sagt Rast.

Bei Stein- oder Betongebäu­den gibt es ein Problem mit der sogenannte­n Baufeuchti­gkeit. Da Materialie­n wie Beton, Mörtel, Putz, Estrich und Anstrich viel Wasser enthalten, muss in einem Massivhaus je nach Konstrukti­on in den ersten drei Jahren mit einer höheren Luftfeucht­igkeit gerechnet werden. In dieser Zeit ist der Verbrauch von Heizenergi­e in der Regel höher.

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FOTO: UWE WEISER/FULLWOOD WOHNBLOCKH­AUS/DPA Holzhäuser stehen besonders für Nachhaltig­keit.
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FOTO: BISOTHERM GMBH Zu den Mauerstein­arten gehören Kalksandst­ein, Porenbeton, Ziegel und Leichtbeto­n.
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FOTOS: UWE WEISER/DPA Holzhäuser werden oft im Werk vorgeferti­gt und die Teile dann vor Ort zusammenge­setzt.
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FOTO: UNIPOR/DPA Viele Bauherren in Deutschlan­d entscheide­n sich für ein gemauertes Haus aus Ziegeln.

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