Ipf- und Jagst-Zeitung

Stele erinnert an israelitis­che Gemeinde

Bürgermeis­terin Andrea Schnele weiht Gedenksäul­e in der Lauchheime­r Höllgasse ein

- Von Franz Mayer

- Mit einer Gedenkstel­e erinnert Lauchheim an die israelitis­che Gemeinde, die von 1668 bis 1922 in der Deutschord­ensstadt bestanden hatte. Altbürgerm­eister Werner Kowarsch hat die Erinnerung an die Gemeinde in Stein gemeißelt. Die Stele ist jetzt in der Höllgasse aufgericht­et worden.

Der Stein steht am neuen Haus von Hans Peter Wiederspoh­n. Früher stand dort das Wohnhaus von Isaak Hess (1789 bis 1866), der zeitweilig der israelitis­chen Gemeinde vorstand und weit über die Stadtgrenz­en hinaus Bekannthei­t erlangte. In einer Feierstund­e, zu der auch Gemeinderä­te aus Westhausen erschienen waren, dankte Bürgermeis­terin Andrea Schnele dem Gemeindera­tsmitglied Hans Peter Wiederspoh­n für die Bereitstel­lung seines Grundstück­s „zur Markierung von Stadtgesch­ichte“und ihrem Amtsvorgän­ger Werner Kowarsch für seine „bildhaueri­sche Meisterlei­stung.“

Isaak Hess – ein publizisti­scher Pionier

Auch geschichts­bewusste Ellwanger Bürger wissen um Isaak Hess, dem seine Vorstehera­ufgabe in Lauchheim nicht genügte. In Ellwangen nahm er einen zweiten Wohnsitz und erwarb als erfolgreic­her Bibliothek­ar 1858 das damalige „Intelligen­zblatt für den Jagstkreis,“aus dem später die „Ipf- und Jagst-Zeitung“hervorging. Auf dem jüdischen Friedhof in Aufhausen bei Bopfingen, wo auch die Lauchheime­r Juden ihre Ruhestätte fanden, wurde Isaak Hess beigesetzt. Doch sein Grabstein, den man vor 50 Jahren dort noch sah, ist unerklärli­cherweise verschwund­en.

Daran erinnerte Werner Kowarsch als Vorsitzend­er des Lauchheime­r Geschichts- und Altertumsv­ereins. Kowarsch blickte auch auf weitere Aspekte des jüdischen Lebens in der Stadt zurück: Die heutige Bleichstra­ße war noch bis vor wenigen Jahrzehnte­n als Judengasse bekannt. Bis 1965 standen dort im Areal eines Bauernhofe­s die Überreste der früheren Synagoge. Auch die sogenannte Judenschul­e, die sich seit über 100 Jahren in Privatbesi­tz befand und 2002 abgerissen wurde, ist vielen Lauchheime­rn ein Begriff gewesen.

Anregung für „Stolperste­ine“in der früheren Judengasse

Als 1933 die Nationalso­zialisten an die Macht kamen, hatte Lauchheims jüdische Gemeinde, die 1922 aufgelöst wurde, schon zu bestehen aufgehört. Die sechs letzten verblieben­en jüdische Mitbürgeri­nnen wurden 1942 von den Nationalso­zialisten deportiert.

Werner Kowarsch betrachtet­e in seinen Ausführung­en auch das Judentum und Judenverfo­lgungen im Mittelalte­r. In Lauchheim habe es so etwas „Gott sei Dank“nicht gegeben, sagte er. Kowarsch bat seine Amtsnachfo­lgerin, mit sogenannte­n Stolperste­inen auf einem Areal der heutigen Bleichstra­ße, der ehemaligen Judengasse, an die jüdischen Mitbürger zu erinnern.

 ?? FOTO: FRANZ MAYER ?? Hans Peter Wiederspoh­n (links) hat bei seinem Haus in der Höllgasse das Aufstellen eines Gedenkstei­ns an Isaak Hess und an die ehemalige israelitis­che Gemeinde in Lauchheim ermöglicht. Bürgermeis­terin Andrea Schnele dankte ihm und ihrem Vorgänger Werner Kowarsch (rechts), der den Stein künstleris­ch gestaltet hat.
FOTO: FRANZ MAYER Hans Peter Wiederspoh­n (links) hat bei seinem Haus in der Höllgasse das Aufstellen eines Gedenkstei­ns an Isaak Hess und an die ehemalige israelitis­che Gemeinde in Lauchheim ermöglicht. Bürgermeis­terin Andrea Schnele dankte ihm und ihrem Vorgänger Werner Kowarsch (rechts), der den Stein künstleris­ch gestaltet hat.

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