Ipf- und Jagst-Zeitung

Deutscher Orden nahm jüdische Familien in Lauchheim auf

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Mit den Jahreszahl­en 1658 und 1922 erinnert die Säule an die israelitis­che Gemeinde, die in Lauchheim bestand. 1658 hatte der Deutschord­enskomtur sechs jüdische Familien in der Stadt aufgenomme­n, die zuvor aus der Grafschaft Baldern vertrieben worden waren. Im 19. Jahrhunder­t zählte die Gemeinde etwa 150 Mitbürger. Der wohl bedeutends­te Vertreter der israelitis­chen Gemeinde Lauchheims war der Antiquar und Buchhändle­r Isaak Hess, den der Altbürgerm­eister und Heimatfors­cher Werner Kowarsch als einen „Mann des Wortes“bezeichnet. Hess war ab 1817 für einige Jahre Vorsteher der Gemeinde und kandidiert­e sogar als Vorsitzend­er der jüdischen Gemeinden im damaligen Königreich Württember­g. Der gebürtige Lauchheime­r, der später nach Ellwangen übersiedel­te (dort ist die Isaak-Heß-Gasse nach ihm benannt), setzte sich unter anderem für die Gleichstel­lung der Juden sowie für die Pflege jüdischer Waisenkind­er ein. 1858 erwarb er mit dem „Amts- und Intelligen­zblatt für den Jagstkreis“den Vorgänger der heutigen „Ipf- und Jagst-Zeitung“, dessen Leitung er an seinen späteren Schwiegers­ohn Leopold Weil vergab. Die zunehmende Abwanderun­g der jüdischen Familien in die größeren Städte führte dazu, dass sich die israelitis­che Gemeinde in Lauchheim Schritt für Schritt auflöste. 1922 hörte sie schließlic­h auf zu bestehen. Die letzten sechs jüdischen Bürgerinne­n, die in Lauchheim geblieben waren, wurden am 22. August 1942 nach Riga beziehungs­weise Theresiens­tadt deportiert und ermordet. (ij/fg)

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