Hammerschläge für die Eata
Baustart am Z-Bau – Für 15,5 Millionen Euro entstehen Lehrsäle, Werkstätten und 200 Appartements
- Wenn die Handwerker beim Arbeiten so zaghaft sind, wie die Promis beim ersten Hammerschlag, dann wird es sicher nichts mit der Eröffnung der Eata zum Kalten Markt 2020. Im Z-Bau auf dem alten Kasernengelände entstehen zwölf Lehrsäle und Werkstätten sowie 200 Appartementplätze, um arbeitslose Jugendliche aus Europa und Flüchtlinge fit zu machen für eine Ausbildung in Deutschland.
Billig ist das Projekt nicht. 15,5 Millionen Euro kostet der Umbau des denkmalgeschützten Gebäudes, das stolze 10 000 Quadratmeter Nutzfläche hat. 6,6 Millionen Euro steuert der europäische Fonds für regionale Entwicklung bei, 2,6 Millionen Euro das Entwicklungsprogramm ländlicher Raum. 6,3 Millionen Euro finanziert die Stadt selbst.
Die europäische Ausbildungsund Transferakademie (Eata) ist eine gemeinnützige GmbH, an der Stadt und Landkreis zusammen 51 Prozent halten, das Kolping-Bildungswert 49. Die Idee dahinter: Junge Leute für eine Ausbildung zu qualifizieren.
Blaupause für die Ausbildung junger Migranten
Bei einer Arbeitslosenquote von 1,7 Prozent in Ellwangen sei der Fachkräftemangel ein Problem, sagte Oberbürgermeister Karl Hilsenbek. Deshalb gehe es darum, junge Fachkräfte zu finden und zu qualifizieren. Während hier Mangel herrscht, gebe es gleichzeitig Länder mit hoher Jugendarbeitslosigkeit: „Das wollen wir zusammenbringen.“Die Eata sei genau das Richtige, um das zu tun. Eine weitere Zielgruppe sind Flüchtlinge. Die Eata bereitet die Teilnehmer mit Sprachkursen und Berufsvorbereitung auf eine Ausbildung im Bau-, Elektro-, Hotel-, Lager-, Pflegeund Transportgewerbe vor.
Die Eata sei auch ein großer Schritt in Richtung Konversion, betonte der OB. Immerhin steht seit dem Abzug der Soldaten das Kasernengelände leer, abgesehen vom Bundessprachenamt und der LEA.
Mit der Eata gebe es nur Gewinner, freute sich Erste Landesbeamtin Gabriele Seefried. Für Ellwangen sei sie der Grundstein für den Bildungscampus, der Landkreis profitiere von den Fachkräften und für das Land sei die Eata eine Blaupause für die Ausbildung junger Migranten. Die größten Gewinner seien die jungen Erwachsenen, die eine Zukunftsperspektive erhielten, denn Sprache und Ausbildung seien ein wichtiger Baustein für Integration.
Die Eata funktioniere schon in Teilen, sagte Klaus Vogt, Vorstand des Kolping-Bildungswerks in Baden-Württemberg. Derzeit seien 20 Spanier da. Zehn Berufsschüler aus Spanien informieren sich gerade, weitere 15 Teilnehmer haben Migrationshintergrund. Wohnen können sie im alten Sanitätsbereich: „Das Pflänzchen wächst langsam.“Das Kolping-Bildungswerk mache seit vielen Jahren internationale Bildungspolitik. Daher wisse er, dass es in Europa ein großes Interesse am dualen System der deutschen Berufsausbildung gibt, die teils in der Berufsschule, teils im Betrieb stattfindet. Vogt appellierte einmal mehr an die Unternehmen, Ausbildungsplätze bereitzustellen, auch wenn nicht gleich alles rund laufen werde.
Das Land Baden-Württemberg als „stiller Teilhaber“
Als stillen Teilhaber bezeichnete Landwirtschaftsminister Peter Hauk das Land mit seiner Einlage aus dem Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum. Diese Mittel und die aus dem europäischen Fonds für Regionalentwicklung gebe man an Leuchtturmprojekte wie die Eata. Wenn etwas Europa zusammenführe, dann Jugendaustausch und Beschäftigungsverhältnisse, aber anders als in den 60er Jahren mit angelernten Gastarbeitern ohne Sprachkenntnisse. Junge Menschen aus Ländern mit hoher Arbeitslosigkeit auszubilden, sei beste, pragmatische Politik: „Die müssen ja keine 30 Jahre bleiben, sie dürfen gerne nach zehn Jahren zurück, um ihr Know-how weiterzugeben.“Die Unterstützung der Landesregierung für die Eata sei auch die Zusage, Ellwangen mit der Konversion nicht allein zu lassen.
Dann griffen die Promis zum Hammer, hinterließen in der Wand aber nur ein paar kleine Dellen. Viel zur Kostensenkung trug der Akt also nicht bei, wie Hauk schon befürchtet hatte.
An anderen Stellen im Z-Bau sind die Handwerker schon aktiv. Die Arbeiten für den Rohbau, die Entkernung
„Die müssen ja keine 30 Jahre bleiben, sie dürfen gerne nach zehn Jahren zurück, um ihr Know-how weiterzugeben.“Minister Peter Hauk zur Aufenthaltsdauer der Teilnehmer.
und die Zimmerer sind schon vergeben, der Aufzug ist bestellt, sagte der Oberbürgermeister. Derzeit laufen die Ausschreibungen für Elektro, Heizung, Sanitär, Klima, Flaschnerarbeiten und Metallbau. Bis zum Kalten Markt 2020 soll alles fertig sein, angesichts des Bauvolumens ein sportlicher Zeitplan. Zur Eröffnung und zum Kalten Markt hat der OB den Minister gleich eingeladen. Auch wenn die Landesgartenschau dann noch nicht eröffnet ist, wonach Klaus Vogt gefragt hatte.