Magnet im Süden zieht nicht wie erhofft
Gut laufende Gastronomien, aber auch Leerstände und mangelnde Frequenz: Der Kubus wird am 31. August ein Jahr alt
- Ein Jahr ist es am 31. August her, dass der Kubus Aalen am Markt nach nur eineinhalb Jahren Bauzeit seine Pforten geöffnet hat. Die Neugierde der Aalener, was aus ihrem ehemaligen Kaufring geworden ist, war groß. Auch Hunderte Gäste von außerhalb strömten in das neue Einkaufscenter, das für 25 Millionen Euro am oberen Marktplatz entstanden ist. Der Ansturm hat sich allerdings gelegt und die Hoffnung des Architekten Volker Merz, die Flächen in einem Jahr komplett belegt zu haben, erfüllte sich nicht.
„Der Kubus ist und bleibt für mich trotz manch kritischer Stimmen eine Erfolgsgeschichte“, sagt Maike Merz von der Agentur Buero Mattschwarz aus Stuttgart, die für die Pressearbeit des Einkaufscenters verantwortlich ist. Durch den Kubus habe die Aalener Innenstadt gewonnen und mit den beiden sehr gut laufenden Gastronomiebetrieben Aposto und Enchilada sei es gelungen, am oberen Marktplatz eine neue Aufenthaltsqualität zu schaffen. Bürger, die das Einkaufscenter wegen der seit der Eröffnung bestehenden Leerstände infrage stellen und an dem Magneten im Süden ihre Zweifel haben, sollten sich fragen, was die Alternative gewesen wäre? „Das alte, leer stehende und unansehnliche KaufringGebäude so zu lassen?“
Bemängelte Fehler werden nach und nach ausgemerzt
Mit dem Projekt die Innenstadt aufzuwerten und damit zum positiven Erscheinungsbild beizutragen, sei auch die Intention gewesen, warum die Merz Objektbau als Architekturbüro und Projektentwickler die Chance beim Schopf gegriffen habe, den Kubus zu realisieren. Als regionaler Familienbetrieb, der über mehrere Generationen gewachsen sei, sei dieser mit der Region und im Speziellen auch mit Aalen verbunden, sagt Merz.
Nach wie vor sei sie auch von der Architektur überzeugt. Der moderne Kubus bilde einen schönen und spannenden Kontrast zur Altstadt und zum eher tristen Rathaus. Auch die nie zur Debatte gestandene Überdachung des Centers habe sich mit Blick auf das offene und deshalb vielfach kritisierte Mercatura bewährt. Im Nachhinein bemängelte Fehler würden nach und nach ausgemerzt, sagt Merz. Unter anderem sei vor wenigen Tagen die Tür am Haupteingang des Kubus’ zu einer automatischen Schiebetür umgebaut worden, so dass künftig Besucher mit Kinderwagen und Rollstuhlfahrer angenehmer in das Einkaufscenter gelangen können.
Auch der Citymanager Reinhard Skusa, der immer wieder mit den Themen Leerstand und Frequenz in der Innenstadt konfrontiert wird, bricht für den Kubus eine Lanze. Er sei ein Glücksfall für Aalen. Der Stadt und dem Innenstadtverein Aalen City aktiv hätte gar nichts Besseres passieren können. Nicht auszudenken wäre es gewesen, wenn sich kein Investor gefunden hätte. Im schlimmsten Fall hätte die Stadt Aalen über Jahre eine Brache am oberen Marktplatz gehabt. Und dann wäre das Gezeter zu recht groß gewesen.
Dass nach wie vor Flächen im Kubus leer stehen, bedauert auch Maike Merz. Eine der vier Freiflächen konnte vorübergehend mit dem Pop-up-Store ZeitRaum im Erdgeschoss gefüllt werden. Nicht belegt werden konnten indes bislang die beiden Leerstände, die mit dem Ende der Kurzzeitverträge des Geschäfts Gieggi-Dessous und des Design-Möbel-Cafés Rosalie im Erdgeschoss entstanden sind. Seit der Eröffnung immer noch leer steht darüber hinaus eine große Fläche im ersten Obergeschoss. Ganz zum Leidwesen von Kagan Zinner, der gegenüber sein Geschäft Liebevoll betreibt und auch die geringe Frequenz im Kubus beklagt. Er sei allerdings optimistisch, dass es mit dem Einkaufscenter nach oben geht. Ein Jahr sei noch keine Zeit, sagt auch Skusa. Ein Investor, der ein Objekt kauft und plant, rechne nicht damit, dass sich dieses bereits nach einem Jahr amortisiert. „Das Problem Leerstand ist kein Problem des Kubus’“, sagt Skusa. Insgesamt gesehen sei es gerade schwierig, Interessenten aus dem stationären Einzelhandel für die Kreisstadt zu gewinnen. „Hatte ich vor einem Jahr rund 15 Anfragen, ist es seit geraumer Zeit eher ruhig.“Viele Händler und Filialisten würden sich momentan nur noch in Städten ab 120 000 Einwohner niederlassen.
Individuelle und regionale Konzepte haben Vorrang
„Auf Teufel komm raus die Leerstände im Kubus zu vermieten, ist nicht das Ziel. Das Konzept des potenziellen Mieters muss zu den Ansprüchen, die wir an das Einkaufscenter haben, und zum Angebot der vorhandenen Läden passen. Dieses Niveau wollen wir beibehalten und fokussieren die Akquise auf individuelle, regionale Konzepte“, sagt Merz. Darüber hinaus sollen die nach wie vor frei stehenden Flächen dem Einzelhandel vorbehalten sein. Auch wenn sich die Mietverhandlungen vor allem mit Filialisten als sehr langwierig gestalten würden. Dass hier Dienstleistung einzieht, um analog zum Mercatura die Leerstände zu füllen, sei nicht das erklärte Ziel. Gehe es nach dem ganz persönlichen Wunsch von Maike Merz, würden im Kubus in naher Zukunft ein Schuhladen, ein Geschäft mit skandinavischer Mode und eine Patisserie ihre Pforten öffnen.
Um die leer stehenden Flächen für eine gewisse Zeit zu bespielen, habe man auf Zwischennutzungskonzepte zurückgegriffen, die ein Einkaufserlebnis bieten, sagt Merz. Ein solches ist etwa der Pop-up-Store ZeitRaum, der bis Ende des Jahres den Kunden des Einkaufscenters erhalten bleibt und der rundum positiv angenommen werde. Eine Übergangslösung ist auch auf einer weiteren Fläche im Erdgeschoss geplant, auf der am 8. September ein Pop-it-up-Store einziehen wird. Unter dem Namen Feel Good Store werden hier Kleidung und Accessoires angeboten. Die betreibende Pop-it-up-Store GmbH habe das Leerstandsproblem in den Städten erkannt und nutze vorhandene Freiflächen, um diese mit Leben zu füllen, sagt Merz.
Sowohl die Inhaber der Geschäfte des Kubus’ als auch die Einzelhändler in der Innenstadt würden viel dafür tun, Kunden in die City zu locken. Und auch die Stadt Aalen und der Innenstadtverein Aalen City aktiv bemühten sich mit vielen Aktion wie dem Spiontaler oder dem Citygutschein darum, das Einkaufen hier attraktiv zu machen und damit gegen die Konkurrenz des Onlinehandels zu bestehen.
Letzten Endes habe es allerdings der Kunde in der Hand, ob er künftig über Amazon und Co. bestellt oder dafür sorgt, dass der Einzelhandel in der Innenstadt auf Dauer überleben kann. Würden wieder mehr Bürger den Wert des Shoppens in den Läden schätzen, wären auch Frequenz und Leerstände in der City kein Thema mehr.
„Der Kubus ist und bleibt für mich trotz manch kritischer Stimmen eine Erfolgsgeschichte“, sagt Maike Merz.