Ipf- und Jagst-Zeitung

Pokalheld mit einem Traum

Elchinger Steffen Kienle blickt nach Fußball-Sensation mit Ulm weiter.

- Von Benjamin Post

- So richtig auf die Uhr geschaut hat Steffen Kienle nicht mehr. Der denkwürdig­e Tag und die Feiernacht von Ulm endete wohl irgendwann als die Vögel (oder waren es die Spatzen?) am frühen Morgen zwitschert­en.

Dass Kienle, dem 23-Jährigen Fußballer des wieder einmal berühmt gewordenen SSV Ulm 1846 Fußball, an diesem Dienstag um 18.30 Uhr wieder frisch in den üblichen Regionalli­ga-Alltag einsteigen muss, nimmt der Stürmer profession­ell hin. Der SSV mischt nach vier Spielen oben mit, was trotz allem Pokal-Hype nicht außer Acht gelassen werden soll.

Das Spiel bei Wormatia Worms werde „eher harte Arbeit“, sagte Kienle am Montag, nach einem turbulente­n Wochenende, im Gespräch mit den „Aalener Nachrichte­n“. „Wir dürfen den Gegner nicht unterschät­zen“, fügte Kienle korrekt hinzu. Das Spiel am Samstag im ausverkauf­ten Donaustadi­on dagegen war purer Spaß und brachte eher die Frage auf, ob Bundesligi­st Eintracht Frankfurt die Ulmer unterschät­zte respektive nicht gezielt bei der Sache war.

Kienle, einer der Pokalhelde­n, hatte mit einem Abstauber-1:0 maßgeblich­en Anteil an dem besonderen Erfolg der Spatzen. Sein Türöffner kurz nach der Halbzeitpa­use war der Anfang der Ulmer Glückselig­keit.

Und es es war nicht so, als wenn sie nicht dran geglaubt hätten, ausgerechn­et den amtierende­n Pokalsiege­r schon in der ersten Runde des DFB-Pokals aus dem Wettbewerb zu kicken. Den Wettbewerb, der den finanziell oft geplagten Ulmern auf ihrem soliden Weg helfen kann. 2:1 gegen Frankfurt, zweite Runde, sportliche­s Renommee und nicht zuletzt weitere Einnahmen. Balsam auf die Ulmer Fußball-Seele. „Wir haben natürlich dran geglaubt und wussten, wenn wir alle 100 Prozent geben ist etwas drin“, merkt Kienle im Nachgang an. Doch Kienle, der einst beim SV Elchingen auf der Ostalb das Fußball spielen gelernt hat, behält trotz allem Trubel den realistisc­hen Blick auf die Dinge. „Wir hatten das Glück auf unserer Seite.“Die Frankfurte­r Aluminiumt­reffer während dieser unvergessl­ichen 90 Minuten hat er nicht vergessen.

Was folgt jetzt?

Doch was folgt jetzt, nach Worms, in der nächsten Pokalrunde Ende Oktober? Das werden Kienle und seine Kollegen von der Überraschu­ngsmannsch­aft am Sonntag um 18 Uhr bei der Auslosung erfahren.

„Bayern wäre traumhaft“, merkt Kienle an. Wer den Pokalsiege­r schlägt, hat gar nicht mehr so viele Steigerung­smöglichke­iten. Also dann die großen Bayern. Freilich hätte der Ulmer Pokaltorsc­hütze auch nichts gegen einen Zweit- oder Drittligis­ten. „Das sind alles gute Kicker“, weiß Kienle.

Er selbst kickte bis vor einem Jahr beim Drittligis­ten VfR Aalen und ist nunmehr vom neuen Ulmer Weg, bei dem es „viel profession­eller“zu geht, überzeugt. Seit einem Jahr ist Kienle dabei, vor dieser Saison folgten ein neuer Trainer (Holger Bachthaler) und mehrere Neuzugänge. „Da muss man den Verein loben, es sind gute Typen“, befindet er.

Diese Typen wollen es auch in Worms richten. Der nächste Gegner tritt auch mit Pokalmeter­n in den Beinen an. Von einem 1:6 wie die Wormser gegen Werder Bremen waren die Ulmer aber gegen Frankfurt ziemlich weit entfernt.

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FOTO: IMAGO
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FOTO: IMAGO Wenn Gefühle ausbrechen: Steffen Kienle nach dem 1:0 mit Kapitän Florian Krebs (r.).

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