Über Bildung eine Perspektive schaffen
Mit Aalener Hilfe entsteht in Nepal ein Ausbildungszentrum für Jugendliche
- Mehrere Voith-Maschinen warten im Moment in Container verpackt im Hamburger Hafen auf ihre große Reise. Ihr Ziel: Nepal. Dass die Maschinen zollfrei ins Land gebracht werden können, ist ein großer Erfolg für den Verein Zukunft für Nepal Ostwürttembeg. Denn damit konnte eine weitere Hürde auf dem Weg zum Ausbildungszentrum, das der Verein in einem der ärmsten Länder der Welt gründen möchte, überwunden werden.
Seit über zehn Jahren engagieren sich Petra Pachner und Herwig Jantschik in Nepal. Der Bildungsstand dort ist niedrig, der Bürgerkrieg, der bis 2006 gewütet hat, hat das marode Bildungssystem und die Infrastruktur schwer in Mitleidenschaft gezogen.
Keine Perspektive im eigenen Land
„Über 75 Prozent der jungen Nepalesen haben keinen Zugang zu beruflicher Ausbildung“, erklärt Petra Pachner. Arbeitskräfte wandern ins Ausland ab. Das führt dazu, dass in Nepal keine Firmen investieren und es keine Arbeitsplätze gibt. Ein Teufelskreis.
Täglich verlassen viele Hunderte junge Leute das Land. „Weil sie in ihrem Heimatland keine Perspektive sehen und ihre Familien finanziell unterstützen müssen, reisen viele Nepalesen in die Emirate, um dort unter menschenunwürdigen Bedingungen zu arbeiten“, erzählt Petra Pachner. Eine Reise mit ungewissem Ausgang, wie Pachner weiter erzählt. Viele dieser jungen Menschen kommen nicht zurück, sterben zum Teil an den Strapazen dort.
Dabei gibt es im Land einen großen Fachkräftebedarf, wie Petra Pachner erläutert. So würden viele inund ausländische Investoren gerne zum Beispiel im Bereich der Wasserkraft in Nepal investieren. Doch Fachpersonal fehlt. Dieses müsste kostspielig aus dem Ausland herangezogen werden.
Hier will der Verein Zukunft für Nepal Ostwürttemberg ansetzen und Fachkräfte direkt im Land ausbilden, damit Jugendliche eine berufliche Perspektive haben. Gleichzeitig soll Nepal auf diese Weise interessant für Firmen und Investoren werden. In Kooperation mit der nepalesischen Sheshkant Foundation und vielen engagierten Privatleuten sowie Unterstützern aus Wirtschaft und Politik initiierte man den Bau eines Ausbildungszentrums für Metall, Holz und Textil in Dhunibesi Dhading, außerhalb von Kathmandu. Weiterhin sollen eine Schule sowie Wohngebäude für Jugendliche aus den entlegenen Bergdörfern entstehen.
Im Oktober 2016 legte man den Grundstein für das Projekt. Aktuell werden die Metallwerkstatthalle sowie die Holzwerkstatthalle gebaut. Voith spendete den Hauptteil der Maschinen für die Ausbildungwerkstatt. Die Firma Logwin transportiert diese kostenlos nach Nepal, wo sie anschließend von Voith-Azubis montiert werden.
Anfang 2019 soll die Werkstatt in Betrieb gehen. Bis dahin ist noch einiges zu tun. „Eine funktionierende Infrastruktur ist eine wichtige Voraussetzung fürs Ausbildungszentrum. Deshalb bauen wir parallel dazu die Trinkwasserversorgung sowie die Stromversorgung in der ganzen Region Dhunibesi aus“, erklärt Petra Pachner. Um die Voith-Maschinen zur Baustelle transportieren zu können, müssen noch 1,5 Kilometer der Straße nach Jeewanpur befestigt und geteert werden.
Nach den Bedürfnissen der Firmen ausbilden
Neben den Bauarbeiten laufen auch die Vorbereitungen für den Unterricht. In Zusammenarbeit mit mehreren deutschen und lokalen Firmen sowie lokalen Dachverbänden soll ein Curriculum entstehen, damit eine duale Ausbildung nach deutschem Standard angeboten werden kann und die Ausbildung nach den Bedürfnissen der Firmen gestaltet werden kann.
Langfristig sollen die Jugendlichen im Bereich Metall, Elektrotechnik, Schweißarbeit, Holz, Textil und Wasserkraft eine berufliche Perspektive bekommen. Um eine hohe Qualität der Ausbildung zu erreichen und um garantieren zu können, dass internationale Standards eingehalten werden, habe man das Konzept „Train the trainer“etabliert, erklärt Petra Pachner. Ziel sei es, qualifizierte Ausbilder aus Nepal in Deutschland nachzuschulen. Voraussichtlich im November werden die ersten Trainer zur Schulung nach Deutschland reisen. Studenten der Dualen Hochschule in Heidenheim werden das Projekt im Rahmen von Semesterarbeiten und Auslandspraktika begleiten.
Gespräche mit Norbert Barthle laufen
Um nach der Bauphase den nachhaltigen Betrieb sicher zu stellen, hat der Verein Kontakt zum Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in Berlin aufgenommen. Mit Staatssekretär Norbert Barthle wurden in den vergangenen Wochen dazu bereits erste Gespräche geführt.