Vom Giganten zum großen Mittelständler
Klaus Hauschulte stellt sich nach einem halben Jahr als neuer Scholz-CEO vor
- Seit einem halben Jahr ist Klaus Hauschulte CEO beim Recycler Scholz. Mit ihm hat sich einiges geändert in dem Unternehmen, das sich in den vergangenen Jahren schwer verschuldet hatte. Einen dreistelligen Millionenbetrag habe die chinesische Mutter, Chiho Environmental Group (CEG), investiert, die das Unternehmen 2016 zu einem symbolischen Preis von einem Euro gekauft hatte.
Er selbst habe nun monatelang Zeit gehabt, sich mit dem Unternehmen vertraut zu machen, sagt Hauschulte. Nun, zum 1. August, sei eine neue Organisation eingeführt worden, das Unternehmen sei jetzt nach Regionen aufgeteilt. Hauschulte betreut neben Deutschland und anderen europäischen Ländern auch Mexiko und die USA. In Essingen wurden Kommunikationsstellen geschaffen: Nikola Roschitsch und André Mandel stellen sich als Pressesprecher vor. Und der Bereich Forschung und Entwicklung sei ausgebaut worden. Unter dem Schlagwort „Vision 2022“soll die künftige Ausrichtung des Unternehmens skizziert werden.
Standort Essingen bleibt wie er ist
Nach außen bleibe der Standort Essingen erst mal „ein klassischer Schrottplatz“, sagt Hauschulte. In Essingen ist aber nach wie vor das Haupthaus des deutschen und polnischen Unternehmens. „Ein klares Bekenntnis an den Standort hier.“Großartige Erweiterungen sind nicht vorgesehen. „Dazu fehlt uns der Raum. Von der Fläche ist kein Wachstumspotenzial mehr möglich.“
Als Hauschulte im Februar kam, waren Oliver Scholz und sein Vater, Berndt-Ulrich Scholz, nicht mehr da. Ob der Name Scholz bleibt, werde noch diskutiert, sagt Hauschulte. Immerhin verbinde man etwas mit der Marke. Allerdings ermittelt das Landgericht Ellwangen noch gegen das Unternehmen, es geht um Betrug und Kapitalanlagebetrug bei der Ausgabe von Scholz-Anleihen. Zeitlich war das zwar vor seiner Anstellung, aber: „Da bin ich jetzt involviert“, sagt Hauschulte. Allerdings habe es eine mündliche Verhandlung in Ellwangen gegeben, bei der die Richterin gesagt habe, dass es keine substantielle Hinweise für ein Vergehen gebe, berichtet Mandel. Der nächste Termin ist am 25. Oktober.
Umsatz hat sich halbiert
Stand heute hat Scholz etwa 3650 Mitarbeiter und macht damit etwa die Hälfte der CEG aus. In Essingen sind es etwa 250 Arbeitsplätze. Von einem Spitzenumsatz von 5,7 Miliarden, den es einmal hatte, ist das Unternehmen mittlerweile aber weit entfernt. Jetzt sind es noch rund 2,5 Milliarden. „Wir sind in Summe nicht da, wo wir mal waren.“Das habe mit der Aufgabe des Edelstahl- und Aluminiumgeschäfts zu tun, viele Minderheitsbefugnisse seien zurück gegeben worden. Dafür gehöre aber USA und Slowenien jetzt zu hundert Prozent Scholz. Hauschulte bezeichnet Scholz als „großen Mittelständler“. Scholz recycle zwar zu 80 bis 90 Prozent Metall, in Slowenien und Rumänien werde aber auch Papier und Kunststoff recycelt. Und das Tochterunternehmen Kaatsch verarbeite auch Holz. „Wir sind interessiert daran, mit großen Automobilzulieferern zusammenzuarbeiten.“97 Prozent des Autos könne recycelt werden. Aber es sei wichtig, auch in der Politik Gehör zu finden und das Thema Recycling zu platzieren. Ein parlamentarischer Abend sei geplant. Aktuell würden nur 13 Prozent Sekundärrohstoffe verwendet, die man recyceln könne. „Wenn alle unsere Mitarbeiter ein Jahr lang arbeiten, entspricht das 68 Jahren Emissionsreduktion der Stadt Stuttgart.“
Man sei mit großen Zulieferern in Kontakt, die Produkte so bauen sollen, dass sie recycelbar sind. In der Windenergie würden derzeit die ersten Turbinen wieder abgebaut, auch hier stelle sich die Frage, wie die recycelt werden können.