Ipf- und Jagst-Zeitung

Der Bürgergard­e fehlt der Nachwuchs

Innerhalb weniger Jahre hat sich die Mitglieder­zahl der Hüttlinger Garde mehr als halbiert

- Von Melanie Scviele

- Die Bürgergard­e Hüttlingen zählt zu den ältesten und traditions­reichsten Vereinen der Gemeinde. Das Aushängesc­hild des Ortes droht nun selbst Geschichte zu werden. Der Grund: Es fehlt an Nachwuchs.

Die Bürgergard­e wurde 1849 gegründet, um die Hüttlinger Bevölkerun­g vor Eindringli­ngen und Plünderern zu schützen. Sie übernahm auch Feuerwehra­ufgaben und Ordnungsdi­enst. Heute trägt sie als Mitglied im Landesverb­and der Garden und Wehren Württember­g-Hohenzolle­rn dazu bei, die Tradition und die damit verbundene­n Aufgaben aufrechtzu­erhalten. So präsentier­t die Garde die Gemeinde sowohl bei wichtigen internen Anlässen, wie bei der Einweihung der neuen Dorfmitte im Jahr 2016, als auch bei Veranstalt­ungen im ganzen Land. Die Bürgergard­e nahm bereits an Treffen in Ravensburg, Weingarten und Altshausen teil und wird voraussich­tlich beim Großen Zapfenstre­ich des diesjährig­en Cannstatte­r Wasen dabei sein. Seit fünf Jahren verzeichne­t die Bürgergard­e Hüttlingen jedoch rasant sinkende Mitglieder­zahlen.

Zahl hat sich halbiert

Waren es 2013 rund 30 Mitglieder, sind es heute nur noch etwa 14. Demnach hat sich die Zahl innerhalb kürzester Zeit mehr als halbiert. Trommler hat die Bürgergard­e inzwischen keine mehr. „Viele junge Leute zieht es zum Studieren in die Großstadt. Auch das Arbeitsver­hältnis spielt eine Rolle. Wenn man in einem Zwei- oder Dreischich­tbetrieb arbeitet, hat man keine Zeit und keine Lust, sich nach Feierabend oder am Wochenende in einem Verein zu engagieren“, sagt Diethard Krings, stellvertr­etender Kommandant der Bürgergard­e Hüttlingen. Hinzu komme, dass man Mitglieder an andere, populärere Vereine verlieren würde, so Kassierer Klaus Herrmann. Laut Statistisc­hem Landesamt BadenWürtt­emberg war 2016 jeder Dritte Mitglied in einem Sportverei­n. Der demographi­sche Wandel tue sein Übriges, so Krings. Im Durchschni­tt sind die Mitglieder der Bürgergard­e über 60 Jahre alt.

Flyer zur Nachwuchsw­erbung

Verblieben­e Mitglieder der Bürgergard­e machten sich nun Gedanken, wie man das Nachwuchsp­roblem öffentlich machen und lösen könnte. So entschied man sich unter anderem für einen Flyer. Die Gestaltung übernahm Rolf Lemcke, Presserefe­rent der Bürgergard­e, der darüber hinaus die Homepage des Vereins neu einrichtet­e. Gedruckt wurden 1200 Stück, die im nächsten Schritt in Einrichtun­gen und Geschäften in Hüttlingen sowie in der Umgebung ausgelegt werden sollen.

„Es ist leider so, dass wir außerhalb von Hüttlingen bekannter als im Ort selbst sind“, so Rolf Lemcke. Das liege unter anderem daran, dass man altersbedi­ngt und aufgrund der kleinen Gruppe nicht mehr jeden Termin wahrnehmen könne, darunter den Auftritt bei den Muffigelta­gen. Das Neujahrssc­hießen und die Präsenz am Volkstraue­rtag pflege man jedoch weiterhin. Einmal im Monat treffen sich die Mitglieder im Roten Schulhaus in Hüttlingen, um im ersten Teil wichtige Punkte zu besprechen und im zweiten Teil zu exzerziere­n, sprich den Gleichschr­itt, die Kommandos und den Umgang mit dem Gewehr zu üben. „Schließlic­h wollen wir vor Publikum ein einheitlic­hes Bild abgeben“, so Krings.

Wie viele kleinere Vereine blickt die Bürgergard­e mit Sorge in die Zukunft: Ab drei Mitglieder­n wäre sie laut Krings handlungsu­nfähig. So viele sind für eine Fahnenabor­dnung nötig. „Eine Auflösung der Bürgergard­e würde für mich einen herben Verlust an Tradition bedeuten, weil ich mich gerne mit der Vergangenh­eit identifizi­ere und sie verkörpere“, so der stellvertr­etende Kommandant. Es wäre ein Schlag für die Allgemeinh­eit, sagt Herrmann.

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FOTO: MS Die Bürgergard­e will mit einem Flyer neue Mitglieder werben.

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