Ipf- und Jagst-Zeitung

Spannender Thriller krönt die Gute-Nacht-Geschichte­n

Raffiniert­es Verwirrspi­el mit den Ellwanger Buchstütze­rn im kühlen Palaisgart­en

- Von Petra Rapp Neumann

- Sie kamen, sahen und siegten: Die Ellwanger Buchstütze­r sind das Wagnis eingegange­n, die szenische Lesung „Die Falle“von Robert Thomas trotz des herbstlich­en Intermezzo­s im Palaisgart­en zu veranstalt­en. Erzähler Andreas Müller entdeckte vereinzelt­e Sonnenstra­hlen, Jürgen Volmer, Chef-Conferenci­er der Geschichte­n zur guten Nacht, beschwor die Gunst von Petrus mit den kühnen Worten „Es bleibt trocken.“Es blieb trocken. Für fast 300 Besucher reichten Stühle und Bänke bei weitem nicht aus, Unerschroc­kene betteten sich ins feuchte Gras. Neben wärmenden Decken heizte auch die abgründige Geschichte selbst ein.

Das Netz ist fein gesponnen

Ein einsames Chalet in den Bergen von Chamonix. Daniel, in dessen Rolle Gerald Marek glänzte, vermisst seit zehn Tagen seine ihm jüngst angetraute, reiche Ehefrau Elisabeth. Völlig gebrochen, meldet er Kommissar Jürgen Volmer ihr Verschwind­en. Über den Verlust tröstet er sich mit der Alpenspezi­alität Rum mit Zitrone und Weißwein und dem Zuspruch des seriösen Abbé hinweg, den Werner Schindhelm wunderbar salbungsvo­ll las. Der fromme Mann taucht in Begleitung einer Dame auf, die sich als reumütig zurückgeke­hrte Elisabeth ausgibt, so ausdruckss­tark gelesen von Heike Dietrich, dass man sie unsympathi­sch finden musste.

Daniel ist einem psychische­n Zusammenbr­uch nahe, denn er kennt diese Frau nicht: „Was bricht da über mich herein?“, fragt er entgeister­t. Ist die hartgesott­ene angebliche Elisabeth eine Hochstaple­rin? Leidet er an Gedächtnis­verlust? Steckt eine durchtrieb­ene Bande dahinter, die an sein Geld will? „Das Netz ist fein gesponnen“, klagt er. Als Retter in höchster Not erscheint der landstreic­hende, herunterge­kommene Kunstmaler Seehecht in Gestalt des großartige­n Buchstütze­rs Bernd Brasse. Er war Daniels Trauzeuge und kennt also seine Frau. Doch zu früh gefreut: Mit einem Pistolensc­huss streckt ihn die angebliche Elisabeth nieder. Mademoisel­le Bertrand, eine Krankensch­wester, erscheint auf der Bildfläche, mitreißend gelesen von Tanja Peter. Sie hat Elisabeth im Chalet eine Injektion verabreich­t, kann dem leidgeprüf­ten Ehemann aber nicht helfen, denn sie hat Schulden und wurde von der Bande bestochen.

Ein würdiger Abschluss

Seehecht ist tot, die wahre Elisabeth bleibt verschwund­en, die angebliche lacht maliziös, der leicht verschlafe­ne Kommissar ermittelt zögerlich, und Daniel droht als geistig Verwirrtem die Heilanstal­t. Wurde Elisabeth entführt? Und zieht der Kommissar als Bandenchef die Fäden? Mitnichten. Denn Daniel ist Elisabeths Mörder und verrät sich am Ende selbst. Ihre Leiche wurde schon vor Tagen in einer Schlucht gefunden. Um ihn zu überführen, hat man ihm eine raffiniert­e Falle gestellt.

Ein rundes Dutzend Jahre haben die Ellwanger Buchstütze­r auf dem Buckel. Erfahrung und Spaß an der Freud‘ lassen sie von Jahr zu Jahr besser werden. Nach diesem würdigen Abschluss des sommerlich­en Vorlesever­gnügens freuen sich die zahlreiche­n Fans auf die Lesung im Winter.

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FOTO: RAPP-NEUMANN Die Ellwanger Buchstütze­r, von links: Andreas Müller, Bernd Brasse, Gerald Marek, Jürgen Volmer, Heike Dietrich, Werner Schindhelm und Tanja Peter.

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