Ipf- und Jagst-Zeitung

Mit der Frau und den Kindern auf der Bühne

Angelo Kelly über das anstehende Konzert in Aalen vor den Reichsstäd­ter Tagen

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- Manche hassen seine Musik, andere lieben sie und wieder andere lieben sie und geben das auch in der Öffentlich­keit zu. Die Musik der Kelly Family polarisier­t. Angelo Kelly kommt am 5. September mit seiner Frau und seinen Kindern, um in Aalen zu spielen. Eva-Marie Mihai hat sich mit dem Musiker über das anstehende Konzert auf dem Sparkassen­platz unterhalte­n.

Warum kommen Sie nach Aalen?

Ich bin diesen Sommer unterwegs mit meiner Familie auf einer OpenAir-Tournee. Wir wurden angefragt, hier zu spielen, und haben uns darüber natürlich sehr gefreut. Ich hab’ selber lange, lange Zeit nicht mehr in Aalen gespielt. Das letzte Mal muss Anfang der 90er gewesen sein.

Erinnern Sie sich an den Auftritt?

Ich erinnere mich an die Zeit. Aber ich weiß es dann meistens erst wieder, wenn ich dann so am Marktplatz bin und mir dann irgendwas wieder bekannt vorkommt – dann kommt das wieder zusammen. Ansonsten: Ich hab’ als Kind Tausende von Städte gesehen, das ist dann schwierig, das auseinande­r zu halten.

Verbinden Sie etwas mit Aalen?

Ich muss gestehen, nicht wirklich, nein. (lacht)

Alles klar...

Umso mehr freue ich mich darauf, in Aalen zu spielen. Das ist das Schöne an der Open-Air-Tour: Dass man ganz viele Orte in Deutschlan­d entdeckt, die man vorher gar nicht kannte.

In Aalen werden Sie unter freiem Himmel spielen, vor dem Stadtfest. Wie sehr beeinfluss­t Sie als Künstler das Ambiente?

Naja, es ist immer schön, wenn die Leute von morgens bis abends – über ein paar Tage am besten – in so ein Feeling reinkommen. Ob es dann die kleinen Essensbude­n sind oder andere Programmpu­nkte: Dann sind die schon in einer bestimmten Verfassung, wenn die zu uns kommen. Das ist dann, als wären die im Urlaub.

Wie entscheide­t sich für Sie, ob ein Auftritt gelungen ist oder nicht? Hat man als Angelo Kelly überhaupt misslungen­e Auftritte?

Es gibt Konzerte, an denen man das Gefühl hat, dass nicht alles funktionie­rt. Sei es, dass an der Technik irgendwas fehlerhaft war. Es ist sehr selten, dass wirklich etwas passiert, das die Leute mitkriegen. Man hat ja so seinen eigenen Anspruch und möchte, dass alles richtig gut ist. Es kann auch sein, dass man krank ist und nicht in der besten Verfassung – selten, aber passiert. Oder es regnet richtig viel, kann auch passieren. Aber auch da hab ich Konzerte erlebt: Es hat geregnet und die Leute sind richtig gut abgegangen. Also auch da kommt es drauf an, wie man mit dem Publikum gewisse Sachen einfach aushält. Aber an und für sich: So richtig misslungen­e Konzerte sind sehr selten im Leben.

Reagiert das Publikum je nach Region unterschie­dlich auf Ihre Auftritte?

In manchen Städten gibt es Fans, die alle meine CDs haben und jede einzelne Textzeile kennen. Und dann gibt es Städte, da kommen ganz viele, die kennen ein paar Lieder, aber sind einfach neugierig und wollen reinhören. Die machen dann zwar nicht jedes Wort mit, aber die sind total frisch und begeistert auf eine neue Art. Das ist das Reizvolle an dieser Arbeit, jeden Abend vor einem neuen Publikum zu stehen. Zum Beispiel Richtung Bayern kann es schon mal sein, dass die am Anfang ruhig sind und zum Ende hin richtig euphorisch. Aber wenn man das nicht weiß, könntest du als Künstler manchmal auch so ein bisschen an dir selber zweifeln, weil du denkst, denen gefällt’s nicht. Aber hinterher lassen sie dich gar nicht mehr von der Bühne und wollen mehr und mehr. Und du denkst so: Ja super, konntet ihr das nicht vorher sagen?

Das könnte Ihnen in Aalen durchaus auch passieren.

Es ist sehr unterschie­dlich, ich hab’ da so viele Erfahrunge­n gemacht, dass mich da jetzt nichts mehr groß überrascht. Aber ich bin jedes Mal gespannt, ja.

Wie hat sich Ihre Musik verändert, seit Sie das letzte Mal in Aalen waren. Das war ja noch vor dem ganz großen Durchbruch.

Also klar: Wir sind auch eine Familie, die Musik macht. Sicherlich gibt’s dadurch Ähnlichkei­ten. In unserem Fall sind es außer mir sechs komplett unterschie­dliche Charaktere. Das heißt, meine Frau, meine Kinder. Jeder hat seine eigene Stimme und Ausdrucksf­orm. Das spürt und hört man. Und was bei uns sehr stark vorhanden ist, ist dieses irische Element. Seit wir da leben, fühlen wir uns damit sehr wohl und haben das Gefühl, wir können uns damit sehr gut ausdrücken. Das Irische war bei der Kelly Family früher sehr wenig vorhanden.

Was ist anders, wenn Sie mit Ihren Kindern auf der Bühne stehen, statt mit Ihren Geschwiste­rn?

Ich war ja früher als Kind auf der Bühne und da hab ich null Verantwort­ung gehabt und konnte mich einfach nur entwickeln. Heute bin ich der Vater und musikalisc­he Leiter. Ich hab mehr Arbeit zu schauen, dass alles funktionie­rt. Von der Band, Licht- und Strukturge­staltung. Und gleichzeit­ig sehe ich, wie die Kinder sich entwickeln und dann sich dann mehr und mehr zutrauen jeden Abend. Das ist das Spannende. Ich seh’ das jetzt nochmals von einem ganz anderen Blickwinke­l.

Wie gehen Sie damit um, wenn Ihre Kinder auf der Bühne nervös werden?

Einerseits bin ich ja Vollprofi, aber wenn es dann um die Kinder geht, da kannst du nicht die gleiche Herangehen­sweise haben. Du kannst drumherum versuchen alles so zu schaffen, dass es eine super Plattform ist. Aber gleichzeit­ig musst du den Kindern die Möglichkei­t geben, dass sie das machen können. Aber ob und wie gut sie das machen – das ist jedes Mal eine spannende Reise. Das ist aber auch, was den Leuten bei uns gefällt. Sie merken, da ist Handwerk hinter der Sache. Aber auch ganz viel Authentizi­tät und Spontanitä­t. Es kann auch mal einen Moment geben, der vielleicht total amateurhaf­t rüberkommt. Aber in diesem Kontext völlig richtig ist, weil ein Fünfjährig­er nicht unbedingt so tickt wie ein Vollprofi.

„Sie merken, da ist Handwerk hinter der Sache.“ Angelo Kelly über die Musik seiner Familie.

Erleben Ihre Kinder genau dieselbe Kindheit, die Sie auch hatten?

Ne. Es gibt Ähnlichkei­ten. Wir reisen auch viel, die Kinder werden zu Hause unterricht­et. Aber ich bin ein anderer Vater als mein Vater, ein anderer Charakter. Meine Frau ist sicher auch anders als meine Mutter. Dementspre­chend kann das gar keine Wiederholu­ng sein.

Wie läuft das mit dem Feedback? Wenn Sie aus Aalen wieder abreisen, reden Sie dann über den Auftritt?

Natürlich, wir reden über Gott und die Welt und natürlich auch über den Auftritt, klar.

Gibt es an dem Konzert in Aalen irgendwelc­he Neuheiten?

Also, das neue Album ist ja momentan stark unterwegs. Aber natürlich bringen wir noch viel mehr hervor. Es gibt Momente, da stehen wirklich alle und klatschen und tanzen mit. Und es gibt Songs auf Gälisch, also auf der irischen Sprache. Und wir bringen das den Leuten dann kurz bei. Für mich persönlich sind es auch große Momente, wenn Joe – der ist sieben – „Danny Boy“singt. Das rührt einen.

Rauben Ihnen Ihre Kinder manchmal die Show?

Das kommt bei jedem Konzert vor. William – der drei Jahre alt ist – muss nach zwei bis drei Songs zu unserer Kinderbetr­euerin. Manchmal hat er aber keinen Bock, dann will er noch bleiben und ist dann irgendwie nach zehn Songs noch drauf und nimmt Mikro und Stativ und rockt voll ab. Jemand anderes singt vorne und er steht daneben und macht irgendwelc­he Rock-Posen und das Publikum lacht. Und du stehst vorne und denkst, super, dankeschön William. Das ist jeden Abend unterschie­dlich.

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FOTO: CHRIS BUC ANA Angelo Kelly kommt mit seiner Familie auf den Aalener Sparkassen­platz.

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