Ipf- und Jagst-Zeitung

Eine Fürspreche­rin für die Umwelt

Als Grundschul­lehrerin im Aalener Gemeindera­t: Sandra Bretzger setzt sich für Naturtheme­n ein

- Von Eva-Marie Mihai

AALEN (an) - Umrahmt von ihren Blumen sitzt Sandra Bretzger auf der Terrasse vor ihrem Haus. In den Hochstaude­n summt und brummt es voller Insekten. Den grünen Daumen hat sie geerbt, erzählt sie. Ihr Vater, Reinhard Bretzger, engagiert sich seit fast 50 Jahren für die Umwelt.

- Umrahmt von ihren Blumen sitzt Sandra Bretzger auf der Terrasse vor ihrem Haus. In den Hochstaude­n summt und brummt es voller Insekten. Den grünen Daumen hat sie geerbt, erzählt sie. Ihr Vater, Reinhard Bretzger, engagiert sich seit fast 50 Jahren für die Umwelt.

Mit diesem Erbe ist die Aalenerin auch in die Politik gegangen. Im Gemeindera­t bearbeitet sie für die Grünen Umwelt- und Naturschut­zthemen. Es ist die erste Amtsperiod­e der 49-jährigen Aalenerin, die vor vier Jahren in den Rat gewählt wurde.

Wie viele andere ihrer weiblichen Kolleginne­n im Gemeindera­t kam auch die Grundschul­lehrerin nicht aus eigenem Antrieb zur Politik. Ein Mann brachte sie dazu, genauer gesagt zwei. Michaels Fleischer Sohn, den Bretzger unterricht­ete, war die Brücke zu der Grünen-Fraktion. Michael Fleischer kam auf sie zu – mit dem Ergebnis, dass sie heute im Gemeindera­t sitzt.

Vor der ersten Sitzung hat sie sich alles ganz anders vorgestelt

Es war eine neue Welt, erzählt sie. Vor der ersten Sitzung habe sie sich alles ganz anders vorgestell­t. Die Vorlagen und Anträge – alles Neuland. „Man muss sich das erst mal vergegenwä­rtigen und versucht dann seine Überzeugun­gen zu vertreten.“Nun sei sie richtig angekommen und eingearbei­tet, weitermach­en will sie auf jeden Fall, sagt sie im Bezug auf die anstehende­n Kommunalwa­hlen.

Natürlich koste das soziale Engagement auch einiges: „Ehrenamt ist immer mit viel Zeit, Engagement und Zuverlässi­gkeit verbunden.“Als Alleinerzi­ehende habe sich das für sie potenziert. „Das ist alles eine Frage der Organisati­on“, sagt Bretzger. Wenn Vorlagen vorbereite­t werden müssen, die Stunden verschling­en, dann liege der Haushalt eben mal brach.

Ihre Tochter müsse auch manchmal zurückstec­ken: Sie sei zu einem Zeitpunkt in den Gemeindera­t eingetrete­n, als ihre Tochter in den letzten Zügen ihrer Schulzeit war. Es habe Phasen gegeben, da sei sie von drei bis halb neun im Gemeindera­t gesessen. „Ich hab zu ihr gesagt, tschüss – bis morgen.“

„Ich bin ein Mensch, der was weitergebe­n möchte“

Was ihr Antrieb ist, sich für die Allgemeinh­eit zu engagieren? „Die Menschen leben in einer Gesellscha­ft, in der es vielfältig­e Aufgaben gibt, die ohne ehrenamtli­ches Engagement nicht zu bewerkstel­ligen wären.“Sie sei kein Mensch, der nur nach sich selbst sieht. „Ich bin ein Mensch, der was weiter geben möchte.“Über widrige Umstände zu jammern ist nicht ihr Fall. So auch im Bezug auf die Stellung der Frau: Die Frage sei, ob die Frauen stark genug seien, selbst hinzustehe­n. „Es ist wichtig, dass auch Frauen mitmischen und dass die Gleichbere­chtigung auch in den Gremien gelebt wird.“

Diese Stärke ist es auch, die ihr auch im Gemeindera­t zugute kommt. In Aalen habe sie aber nie das Gefühl gehabt, nicht ernst genommen zu werden. „Wenn die anderen merken, dass man ein profundes Wissen hat, ist es egal, ob man sich als Frau Bretzger oder sonst jemand äußert.“Sie habe kein Problem, mit Männern zusammen zu arbeiten. Im Gegenteil: Als Grundschul­lehrerin habe sie fast nur mit Frauen zu tun. „Ich würde mir manchmal mehr Männer wünschen.“Warum? „Ich glaube, eine gesunde Mischung ist förderlich.“Wenn man überhaupt einen Unterschie­d machen könne, dann, dass Frauen vielleicht in manchen Themen sensibler seien als Männer.

Ein für sie sensibles Thema ist ihr politische­r Schwerpunk­t – die Umwelt. Für Aalen heiße das: „Es gilt dem neuen Flächennut­zungsplan Einhalt zu gebieten.“Der Flächenver­brauch stinke zum Himmel. Auch

„Ehrenamt ist immer mit viel Zeit, Engagement und Zuverlässi­gkeit verbunden.“Sandra Bretzger

Belange wie die Maßnahmen gegen das Artensterb­en kommen im Rat schwierig durch. „Das ist das Los der Grünen“, sagt Bretzger. Sobald der Umwelschut­z gegen die Belange der Menschen anstinken müsse ziehe die Natur schnell den Kürzeren. Man dürfe sich nicht entmutigen lassen: Auch wenn Naturund Umweltschü­tzer öfter diejenigen seien, die am wenigsten gern gesehen und gehört werden.

„In anderen Fraktionen reden immer nur einige wenige. Bei uns ist jeder dabei.“Wobei auch das am Anfang eine Überwindun­g für sie gewesen sei: „Man muss sich trauen, sich vor dem Rat zu äußern, das gebe ich zu.“Das sei schon nochmal etwas anderes, als vor der Klasse oder den Eltern zu sprechen. Aber schließlic­h sei es wichtig, als Fraktion präsent zu sein. Und: Man teile sich die Themen untereinan­der auf, über vieles mache sie sich schlichtwe­g gar keinen Kopf.

Die Klage solle kein Angriff auf den Gemeindera­t sein

Die Klage, die ihre Fraktion gestellt habe, sei kein Angriff auf irgendeine­n Gemeindera­t. „Ich kann mit vielen gut reden.“Wenn sie ins Rathaus kommt, könne sie jedem die Hand schütteln und Grüß Gott sagen. „Mir gegenüber hab ich nie eine negative Einstellun­g bemerkt.“

Weitere Gespräche mit Frauen aus der gibt es online unter www.schwaebisc­he.de/ostalb-kommunalfr­auen

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FOTO: THOMAS SIEDLER „Ehrenamt ist immer mit viel Zeit, Engagement und Zuverlässi­gkeit verbunden“, sagt Sandra Bretzger.

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