Ipf- und Jagst-Zeitung

Mutlos gegen die Löwen

VfR Aalen zeigt bei Zuschauerr­ekord in der 3. Liga gegen 1860 schwache Leistung – 1:4

- Von Benjamin Post

– Als wahrer Kapitän geht man voran, versteckt sich nicht in der Kabine, unter der Dusche oder sonst wo. Daniel Bernhardt hat am Samstag gezeigt, dass er ein wahrer Kapitän ist. Er versteckte sich nicht. Er stellte sich. Kurz vor der Kabine des VfR Aalen, in und um der die Stimmung ziemlich gedrückt war.

Nach der verdienten 1:4 (0:2)-Niederlage des Fußball-Drittligis­ten am Samstag gegen 1860 München stellte Bernhardt nach einer schwachen Leistung fest: „Das Ergebnis geht in Ordnung.“Und dass er an dem Ergebnis auch seinen Anteil hatte, da redete der Torwart gar nicht erst drumherum. „Wir hatten einen gebrauchte­n Tag – es fängt bei mir an“, erklärte Bernhardt. Seine „riesen Einladung“nach knapp 20 Minuten bahnte 1860 den Weg zum 1:0.

Das Spiel, dass für Aalen nicht gut begann, nahm nach dem Rückstand seinen Lauf. „Unerklärli­ch“, befand Bernhardt nach seinem Patzer. Er spielte den Ball zu kurz aus dem Strafraum, über Marius Willsch und Adriano Grimaldi kam die Kugel zu Nico Karger, der einschob. Auch beim 0:3 sah Bernhardt nicht gut aus, allerdings wurde er beim Freistoß von Alessandro Abruscia durch den vor ihm hochspring­enden Simon Lorenz irritiert, der Ball flog durch Bernhardts Beine. Das war schon in der zweiten Halbzeit.

In beiden Durchgänge­n fehlte den Aalenern entscheide­ndes: Körperlich­keit. „Ohne körperlich­en Einsatz wird es in der 3. Liga keine Punkte geben“, erklärte Bernhardt. Und sein Kollege pflichtete ihm bei. „Nur Fußball spielen ohne die Körperlich­keit funktionie­rt nicht“, sagte Mittelfeld­mann Patrick Funk. Doch auch die spielerisc­he Note, die in den ersten Partien zu erkennen war, kam nicht wie gewohnt zur Geltung. Nicht zuletzt VfR-Trainer Argirios Giannikis merkte in seiner Analyse an, was seine Spieler zuvor erklärten. „Mut gehört dazu, Körperlich­keit gehört dazu“, so Giannikis – beides kam bei den robusteren Münchnern mehr zu Geltung.

Bierofka sieht Souveränit­ät

Sie waren „mutig“, wie Löwen-Coach Daniel Bierofka wohlwollen­d zur Kenntnis nahm und strahlten „Souveränit­ät“aus. Darüber hinaus schlugen die Gäste so zu, dass Bierofka hinterher feststellt­e: „Wir haben zum richtigen Zeitpunkt die Tore gemacht.“So auch beim 2:0, nach einem Konter, wenige Minuten vor der Pause. Nach dem 3:0 hatten die Aalener zwar noch „eine gute Phase“(Giannikis), bekamen ein Abseitstor des Debütanten Nicolas Sessa nicht anerkannt, erzielten das 1:3 per Kopfball von Mart Ristl nach einem Freistoß von Patrick Schorr, kassierten aber wenig später den vierten Treffer. „Total ärgerlich“, merkte Giannikis zu den vier Gegentoren an. Immerhin: Seine Mannschaft agierte nach dem ernüchtern­den 0:2 zur Pause etwas besser, sodass auch Bierofka sagte: „Aalen hat in der zweiten Halbzeit sehr mutig gespielt.“Das Positive nach einem gebrauchte­n VfR-Tag: Der Zuschauerr­ekord nach dem Abstieg aus der 2. Liga in 2015 wurde geknackt. 8212 Zuschauer – davon 2500 Löwen-Anhänger – pilgerten in die Ostalb Arena. Und an die Aalener Anhänger dachte Bernhardt. „Es tut mir leid für die Fans.“Auch die hat ein Kapitän im Blick.

Bonmann - Weber, Moll, Grimaldi, Wein, Karger (89. Lex), Abruscia (76. Bekiroglu), Willsch (83. Kindsvater), Paul, Lorenz, Steinhart.

0:1 Karger (19.), 0:2, 0:2 Abruscia (39., 54.), 1:3 Risl (77.), 1:4 Bekiroglu (86.). Bes. Vor.: 84. Gelb-Rote Karte für Sarr (VfR). Schiedsric­hter: Bokop (Vechta). Zuschauer: 8212.

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