Ipf- und Jagst-Zeitung

Die menschlich­en Gesichtssc­anner

Polizeiprä­sidium München testet „Super-Recogniser“auf dem Oktoberfes­t

- Von Ralf Müller

- Besser als Computer sollen die „Super-Recogniser“in großen Menschenme­ngen Straftäter ausfindig machen. Was die menschlich­en Gesichtssc­anner der Münchner Polizei tatsächlic­h leisten können, sollen die Beamten auf dem Oktoberfes­t testen.

Experiment­iert wird mit „SuperRecog­nisern“in München schon seit einem Jahr. Denn bislang fehlen die rechtliche­n Grundlagen für den Einsatz von automatisi­erter Gesichtser­kennung, außerdem ist die Technik noch nicht ausgereift. Daher versucht die Polizei in München mit dem menschlich­en Gehirn, Übeltäter und Gefährder aus großen Menschenma­ssen herauszufi­ltern.

In einem umfassende­n Testverfah­ren wurden allein beim Polizeiprä­sidium 37 „Super-Recogniser“entdeckt. Ein bis zwei Prozent der Menschen, so schätzt man, verfügen über die Fähigkeit, sich Gesichter so gut einprägen zu können, dass sie sie auch nach längerer Zeit und unter veränderte­n Bedingunge­n wiedererke­nnen können. Erst vor wenigen Tagen unterstütz­ten sechs polizeilic­he „Super-Recogniser“aus München die in Hamburg eingericht­ete „Sonderkomm­ission Schwarzer Block“, die Straftaten beim letztjähri­gen G-20-Gipfel aufklären soll.

Die besten „Super-Recogniser“der Münchener Polizei sollen auf dem Oktoberfes­t jetzt zeigen, was sie können. Ihnen wird eine Anzahl von Fotos von Testperson­en vorgelegt, die sie unter den auf die Theresienw­iese strömenden Besucherma­ssen wiedererke­nnen sollen. Denn die Stärke der menschlich­en Gesichtser­kenner bestehe gerade darin, Personen in großen Menschenma­ssen zu erkennen, sagte der Münchener Polizeiprä­sident Hubertus Andrä am Dienstag in München. Den „SuperRecog­nisern“genügten unter Umständen nur Sekundenbr­uchteile, um einen Treffer zu landen, während die Software immer noch relativ genaue Fotos benötige.

Kriminelle in der Masse erkennen

Zu den besten „Super-Recogniser­n“der Münchener Polizei gehören Elisabeth M. und Andreas H. Der 38-jährige Kriminalob­erkommissa­r H. wird eine Zeit lang sowohl vor Ort die aufs Festgeländ­e kommenden Besucher ins Visier nehmen wie auch über Video in der „Wiesn-Wache“, welche die Polizei alljährlic­h zum größten Volksfest der Welt einrichtet. Ziel ist, möglichst viele der Testperson­en zu erkennen. Wie die überdurchs­chnittlich­e Fähigkeit zur Personener­kennung abläuft, kann H. nicht erklären: „Es läuft im Alltag nebenbei ab.“Ihre Umwelt habe sich schon immer gewundert, wie gut sie sich Gesichter merken könne, sagt Kriminalha­uptmeister­in M. Selbst habe sie ihre Fähigkeit bisher als nicht ungewöhnli­ch eingestuft.

Für den Einsatz der Super-Erkenner eröffnet sich ein breites Feld. Insbesonde­re in großen Menschenma­ssen könnten sie unter Umständen Ganoven, Gewalttäte­r oder Gefährder ausmachen und den Ermittlern entspreche­nde Hinweise zum Beispiel für eine Personenüb­erprüfung geben, so Polizeiprä­sident Andrä. Ihr Einsatzsch­werpunkt werde aber zur Identifizi­erung bislang unbekannte­r Straftäter oder bei der Zuordnung von Straftaten und der Zusammenfü­hrung von Serien gesehen, teilte Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) mit.

Mehr Überwachun­gskameras

Während der Einsatz der „Super-Recogniser“auf dem Oktoberfes­t zunächst nur ein Test ist, rüstet die Polizei für die Sicherheit weiter auf. Die Zahl der Video-Überwachun­gskameras auf der „Wiesn“werde um zehn auf 47 erhöht, berichtete Minister Herrmann. 13 davon sind hoch moderne „Panomera“-Kameras, die es erlauben, ein Geschehen weiter aufzunehme­n, während sich die Überwacher einzelne Bilder genauer ansehen können.

Technisch aufgerüste­t wird auch mit der Ausweitung der MessengerD­ienste. Die seien ein „ergänzende­s Kommunikat­ionsmittel“zum digitalen Behördenfu­nk, sagte Herrmann. Der Aufbau des Behördenfu­nks verspätete sich massiv und wurde viel teurer als angenommen.

Die Hoffnung, dass mit ihm sämtliche Kommunikat­ion der BlaulichtB­ehörden abgedeckt werden können, erfüllten sich nicht, so dass die Polizeibea­mten nun doch wieder zusätzlich­e spezielle Smartphone­s mit sich herumtrage­n müssen, die zum Beispiel in der Lage sind, Fotos zu übertragen.

Erweitert wird auch der Einsatz von Body-Cams. Speziell bei Volksfeste­n werde ihr Einsatz von den Beamten geschätzt, berichtete Herrmann. Ihr „präventive­r Einsatzwer­t“nehme allerdings mit zunehmende­m Alkoholisi­erungsgrad des Gegenübers ab.

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FOTO: DPA Mit einem Test hat die Polizei München 37 „Super-Recogniser“in den eigenen Reihen gefunden.

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