Ipf- und Jagst-Zeitung

Bei 60 Brücken gibt es Handlungsb­edarf

Bauwerke im Land werden von den Behörden regelmäßig überprüft

- Von Manfred Laduch

- Oftmals hat man Gelegenhei­t dazu, sich über typisch deutsche Gründlichk­eit zu ärgern. Besonders gerne bei Behörden. Wenn es allerdings um die Sicherheit von Brücken geht, sollte man sich darüber eher freuen.

Ängstliche Naturen steuern ihre Fahrzeuge seit dem 14. August vielleicht weniger gern über große Brückenbau­werke. An diesem Tag stürzte das Polcevera-Viadukt einer innerstädt­ischen Autobahnbr­ücke in Genua teilweise ein. 43 Menschen kamen dabei ums Leben.

Trotz dieser Katastroph­e: In Deutschlan­d müsse niemand Bedenken haben, wenn er über eine Brücke fährt. „Das ist völlig unnötig“, sagt Hermann Klyeisen, Referatsle­iter beim Regierungs­präsidium Stuttgart. Sein Referat 43 „Ingenieurb­au“ist sowohl für die Planung von Brückenbau­werken in Nordwürtte­mberg als auch für deren Überwachun­g zuständig – wenn sich diese auf Autobahnen, Bundes- oder Landesstra­ßen befinden. Dafür stehen nicht nur vier Prüfingeni­eure parat, sondern man kann auch auf das Wissen mehrerer externer Spezialist­en zugreifen.

Wie nicht anders zu erwarten, unterliegt das Prüfen von Brückenbau­werken in Deutschlan­d einer Norm: DIN 1076 regelt, dass eine Brücke alle sechs Jahre einer „handnahen, gründliche­n und umfassende­n Hauptprüfu­ng“unterzogen wird. Dabei werden alle Brückentei­le gesichtet und auf Schäden untersucht.

„Hauptwerkz­eug dabei ist ein Hammer. Wenn man den Beton abklopft, merkt man Probleme sofort am Klang. Am besten ist, wenn einem das Ding quasi ins Gesicht zurückspri­ngt, dann ist alles in Ordnung“, schildert Hermann Klyeisen. Übergänge, Lager, mögliche Risse – alles wird bewertet und in einem Prüfberich­t verarbeite­t. Der listet dann auch gleich Vorschläge für Maßnahmen auf.

Zwischen diesen großen Aktionen gibt es einfache Prüfungen, um bei der Begehung Veränderun­gen festzustel­len. Alle drei Jahre macht das das Referat 43, jährlich und im Grunde genommen ständig der Straßenbet­riebsdiens­t.

Im Ostalbkrei­s weist lediglich eine Brücke Mängel auf

Beim Zustand der Brücken im Ostalbkrei­s sei es wie im gesamten Land, sagt der Referatsle­iter: Einige sind sehr gut, der große Hauptteil in Ordnung und bei einigen wenigen besteht Handlungsb­edarf. Landesweit, so das Verkehrsmi­nisterium, seien das aktuell 60 Brücken, die einzige auf der Ostalb ist in Unterkoche­n.

Ein Ereignis wie in Genua kann sich Hermann Klyeisen für Deutschlan­d nicht vorstellen: „Wenn wir Schäden erkennen, die gravierend zu werden drohen, treffen wir Sofortmaßn­ahmen – etwa durch Verengunge­n oder Abstandsge­bote. Und wenn es sein muss auch durch eine Sperrung samt Anordnung von Umleitunge­n.“

Nach genau den gleichen Kriterien geht auch die Stadt Schwäbisch Gmünd bei der Kontrolle ihrer 80 Brücken vor, sagt Bauingenie­urin Eva Hafner von der Abteilung Straßen- und Verkehrswe­sen. Sie ist im Bereich Ingenieurb­auwerke auch für Fußgängerb­rücken (37), Durchlässe, Fußgängeru­nterführun­gen (10), Stützmauer­n und Lärmschutz­wände einschließ­lich Gabionen (36) zuständig.

Dabei befindet sich die Stadt in einer halbwegs komfortabl­en Situation: Eine ganze Reihe von Brücken, die vor einigen Jahren noch problemati­sch waren, wurden im Rahmen des Stadtumbau­s für die Landesgart­enschau von Grund auf saniert. Dazu gehören die Karl-Olga-Brücke oder die Joosenbrüc­ke. Andere wurden ersetzt wie der Schillerst­eg oder der Kroatenste­g.

Aktuell stehen zwei Projekte an: Eine Teil-Sanierung des Rotrinnens­tegs (im Volksmund: „Sägbock“) und der Abriss der verkehrsun­tüchtig gewordenen Birkhof-Brücke, die durch einen Neubau ersetzt werden soll.

Für beide Projekte kommt es der Stadt entgegen, dass die Bahn die Gleise zwischen Gmünd und Aalen auswechsel­n muss und deshalb vom 20. August bis zum 6. Oktober keine Züge fahren. Außerdem steht demnächst eine Sanierung der RemsBrücke bei der Buchauffah­rt auf dem Programm.

„Wenn man den Beton abklopft, merkt man Probleme sofort am Klang.“ Hermann Klyeisen, Referatsle­iter beim Regierungs­präsidium Stuttgart.

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FOTO: THOMAS FREY Brückenprü­fer im Einsatz: Mit einem Hammer wird die Betonoberf­läche des Brückenpfe­ilers untersucht.

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