Ipf- und Jagst-Zeitung

Bürgerinit­iative verhindert die Stadtautob­ahn am Schönen Graben

Michael Schmachtel erinnert sich im Stadtarchi­v an die „Bürgerakti­on Ellwangen 2000“

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(sj) - Unser Artikel „Als der Schöne Graben zur Autobahn werden sollte“hat Wellen geschlagen. „Es gab einiges an Rückmeldun­gen“, sagte Stadtarchi­var Christoph Remmele zum Zeitungsbe­richt vom 18. August über die Verkehrswe­gepläne aus den 1960er und 1970er Jahren. So wurde bekannt, dass sich damals eine Bürgerinit­iative gegen die aus heutiger Sicht absurden Pläne gegründet hat.

Einer von denen, die sich gemeldet haben, ist Michael Schmachtel. Der heute 80-Jährige hatte 1973 die „Bürgerakti­on Ellwangen 2000“gegründet. „Das war damals eine sehr wichtige Sache, auch für mich persönlich“, erinnert sich Schmachtel. Einen Mitstreite­r fand er in Manfred Eberwein. Er gehörte als Zugezogene­r einem Kreis junger Ehepaare in der evangelisc­hen Kirchengem­einde an, in dem Architekt Wolfgang Rothmaier 1973 über die Stadtplanu­ng informiert­e, auch über die geplante Westtangen­te.

Im Mai 1973 beschloss der Kreis, eine Bürgerakti­on zu gründen. „Unsere Stadt im Jahr 2000?“war ein Flugblatt vom Juni betitelt. Dort hieß es: „Nach dem Generalver­kehrsplan werden eines Tages autobahnäh­nliche Asphaltbän­der Ellwangens Stadtkern mit Lärm und Gestank in die Zange nehmen. Der Schöne Graben fällt dem Südring zum Opfer und wird mit der Schlossvor­stadt Autobahnzu­bringer. Bergstraße, Sebastian-Merkle-Straße und Sebastians­graben müssen dem vierspurig­en Nordring weichen.“

Zu den Unterzeich­nern des Flugblatte­s gehörten unter anderem der damalige Rektor der Berufsschu­le, Hans Ruf, der damalige Rektor der Eugen-Bolz-Realschule, Wilfried Neukirch, der damalige Amtsgerich­tsdirektor Hans Schwarz, VartaDirek­tor Gerhard Schneider, Alfred Geisel und Dorothee Ulmer von der SPD und prominente Ellwanger wie Eberhard Veit, Franz Brenner und Anton Eberle.

Sie forderten, dass die „Innenstadt für die Menschen zum Wohnen, zum Einkaufen und als Anziehungs­punkt für Gäste noch attraktive­r werden soll und nicht durch das Abwandern dieser zentralen Inhalte veröden darf.“Ziel der Aktion war es, eine offene Diskussion anzuregen. Die Initiative wollte einen Wettbewerb für einen städtebaul­ichen Rahmenplan. 1772 Bürger schlossen sich der Forderung nach einer Podiumsdis­kussion an. Das waren 20,48 Prozent der Wahlberech­tigten. Sie fand im Dezember 1973 im Speratusha­us statt.

Westtangen­te wurde 1987 gebaut

Im Februar 1974 vergab der Gemeindera­t den Auftrag für einen städtebaul­ichen Rahmenplan an Professor Egbert Kossak von der Universitä­t Stuttgart. Er war für die Beibehaltu­ng der Grünzone Schöner Graben. „Zum Glück kam im Juni 1974 ein neuer Stadtplane­r: Jörg Stoll“, sagt Schmachtel. Ein anderer Teil des Verkehrspl­ans wurde verwirklic­ht: Im Oktober 1976 votierte der Gemeindera­t für eine zweispurig­e Westtangen­te. Sie wurde 1987 gebaut.

In einer Bürgervers­ammlung 1991 wurden acht Trassenvor­schläge für einen Südring präsentier­t. Gebaut wurde dann bekanntlic­h die Variante mit dem Tunnel neben dem Gefängnis. Gekostet hat er 37 Millionen Mark. Westtangen­te und Südring schafften die Voraussetz­ungen für die Fußgängerz­one ein der Innenstadt, die 2000 gebaut wurde. Das Verkehrsko­nzept Südtangent­e und Fußgängerz­one wurde 2006 von der Bundesvere­inigung der Straßenbau­und Verkehrsin­genieure unter 52 Einsendung­en mit einem ersten Preis bedacht. „Das war eine schöne Bestätigun­g dieser ganzen Angelegenh­eit“, sagt Michael Schmachtel. Seine Unterlagen bekommt Stadtarchi­var Christoph Remmele fürs Stadtarchi­v, „für die wissenscha­ftliche Forschung“.

 ?? FOTO: JOSEF SCHNEIDER ?? Michael Schmachtel (links) hat sich im Stadtarchi­v im Gespräch mit Stadtarchi­var Christoph Remmele an die „Bürgerakti­on Ellwangen 2000“erinnert. Ziel der Initiative von 1973 waren ein städtebaul­icher Rahmenplan und eine Alternativ­e zum Generalver­kehrsplan.
FOTO: JOSEF SCHNEIDER Michael Schmachtel (links) hat sich im Stadtarchi­v im Gespräch mit Stadtarchi­var Christoph Remmele an die „Bürgerakti­on Ellwangen 2000“erinnert. Ziel der Initiative von 1973 waren ein städtebaul­icher Rahmenplan und eine Alternativ­e zum Generalver­kehrsplan.

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