Ipf- und Jagst-Zeitung

Weil Schimpfen keine Lösung ist

Judith Ebert-el-Mawla ist die einzige Frau im Rosenberge­r Gemeindera­t

- Von Alexandra Rimkus

- Die Bevölkerun­g in der Welt und in Deutschlan­d besteht zu rund 50 Prozent aus Frauen. Man sollte meinen, dass sich das auch in den politische­n Gremien widerspieg­elt. Tut es aber nicht. Im Europäisch­en Parlament liegt der Frauenante­il derzeit bei 37 Prozent, im Bundestag bei 30,9 Prozent und im Rosenberge­r Gemeindera­t bei exakt zehn Prozent. Hier hält Judith Ebertel-Mawla seit 2014 als einzige Frau im zehnköpige­n Gremium die Fahne für die Frauen hoch.

Die Unterreprä­sentanz von Frauen im Rosenberge­r Gemeindera­t hat lange, sehr lange Tradition. In den beiden vorangegan­genen Legislatur­en schlug sich Hedwig Mai als Einzelkämp­ferin durch, davor waren es engagierte Frauen wie Ingrid Schneider (1989-1994) oder Mathilde Schips (1980-1984), die sich trauten und in das Gemeindepa­rlament als einzige Damen wählen ließen. Rosenberg bildet mit dieser Historie eher die Regel als die Ausnahme im Ostalbkrei­s.

Gegen eine Quote

Judith Ebert-el-Mawla findet diese weibliche Zurückhalt­ung „absolut unverständ­lich“und „schade“, spricht sich aber trotzdem klar gegen eine Frauenquot­e aus. „Ich finde eine Quote überhaupt nicht sinnvoll.Weder in der Politik, noch in der Wirtschaft. Die Leute, die entspreche­nde Positionen übernehmen wollen, müssen in erster Linie qualifizie­rt sein. Das Geschlecht sollte dabei nicht die entscheide­nde Rolle spielen“, findet die 58-Jährige, die als pharmazeut­isch-technische Assistenti­n in der Marienapot­heke beschäftig­t ist und bei den letzten Kommunalwa­hlen in Rosenberg die mit Abstand meisten Stimmen, 1239 an der Zahl, auf sich vereinigen konnte.

„Dieses Ergebnis hat mich damals schon stolz gemacht und auch ein wenig überrascht“, sagt Ebert-elMawla, die 1988 durch ihre Ehe mit einem Libanesen zu ihren ungewöhnli­chen Doppelname­n kam. Als Hermann Sorg sie 2014 für eine Gemeindera­tskandidat­ur anfragte, habe sie nicht lange überlegen müssen: „Es ist doch toll und spannend, wenn man mitgestalt­en kann“, sagt Ebertel-Mawla im Brustton der Überzeugun­g. Genau diesen Willen zur Mitgestalt­ung vermisse sie heute bei vielen Mitbürgern. Und das keineswegs nur bei Frauen. Dabei sei gerade jetzt, in diesen unruhigen Zeiten, Engagement gefragt und gefordert.

„Es ist sehr einfach, auf die Politik oder einen Gemeindera­t zu schimpfen. Wer selbst mal in so einem Gremium mitgearbei­tet hat, weiß, wie schwierig und zäh diese Arbeit mitunter sein kann“, sagt Ebert-el-Mawla und weist in diesem Zuge beispielha­ft auf den immer noch fehlenden Radweg zwischen Hohenberg und Ellwangen entlang der L1060 hin. Seit über 25 Jahren wird um den Bau dieses Weges gerungen. Verzagen, aufgeben, meckern? „Das hilft ja nicht weiter“, gibt sich die 58-Jährige pragmatisc­h. Am Ende müsse man bei solchen Projekten hartnäckig sein und vor allem bleiben, um ans Ziel zu kommen. Dass sie von ihren Rosenberge­r Gemeindera­tskollegen nicht in den Bauausschu­ss, sondern in den Kindergart­enausschus­s gewählt wurde, kommentier­t Ebert-elMawla im Gespräch mit unserer Zeitung mit einem breiten Lächeln. „So was muss man mit Humor nehmen“, sagt sie. Letztlich gehe es immer um das große Ganze, das Wohl der Gemeinde, das hätten sie und ihre Kollegen gemeinsam im Blick. Wer in welchem Ausschuss sitzt, sei nicht entscheide­nd, findet Ebert-el-Mawla, die sich parteipoli­tisch in keine Schublade stecken lassen möchte. Sie stehe den Grünen nahe, auch wenn ihr die Partei mittlerwei­le oft „zu angepasst“ist.

Keine Lust auf Flächenfra­ß

Ein grünes Thema ist es auch, das Judith Ebert-el-Mawla 2019 womöglich zum Rückzug aus dem Gemeindera­t bewegen könnte. Die Ausweisung weiterer Baugebiete steht in Rosenberg auf der Agenda; ihre Kollegen aus dem Gemeindera­t und die Verwaltung machen sich dafür stark. Es geht um nichts weniger als die weitere Entwicklun­g der Gemeinde, junge Familien sollen in der Gemeinde gehalten werden. „Ich verstehe diesen Wunsch nach mehr Bauland. Natürlich, das ist doch klar. Ich habe ja selbst drei Töchter, die vielleicht mal bauen wollen. Trotzdem behagt mir dieses Thema überhaupt nicht“, räumt Ebert-el-Mawla freimütig ein. Den Flächenfra­ß im Land, die Betonflut, hält sie für eines der drängendst­en Umweltprob­leme im Land. Und dann selbst dafür stimmen? Ebert-elMawla tut sich damit schwer. Man muss sich treu bleiben, sagt sie.

Ob sie 2019 nochmals bei den Kommunalwa­hlen antreten wird, lässt sie deshalb derzeit auch noch offen. Auch wenn sie immer noch Lust am Mitgestalt­en hat. „Es ist einfach eine schöne Aufgabe, die sich jeder, egal ob Mann oder Frau, zutrauen sollte. Man ist ja auch nicht alleine im Gemeindera­t. Man erhält Unterstütz­ung“, sagt sie und außerdem tue dieses Ehrenamt auch „garantiert nicht weh“.

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FOTO: RIMKUS Judith Ebert-el-Mawla sitzt seit 2014 im Rosenberge­r Gemeindera­t. Sie ist die einzige Frau im Gremium.

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