Ipf- und Jagst-Zeitung

Gastronom plant im Lovendel ein veganes Café-Bistro

Mahmoud Alirezazad­eh gibt seinen Laden am Marktplatz an Allgäuer Unternehme­r ab

- Von Verena Schiegl

- Mehr als drei Jahre hat Mahmoud Alirezazad­eh mit viel Herzblut den Tee-, Kaffee- und Gewürzlade­n Lovendel am Marktplatz betrieben. Jetzt will er sich aus gesundheit­lichen Gründen aus dem Geschäft zurückzieh­en. Auf der Suche nach einem Nachmieter für die Räumlichke­iten ist er in Thomas Glässing fündig geworden. Unter der Regie des in Sonthofen lebenden Kochs, Gastronoms, Unternehme­rs und Buchautors soll das Konzept des Teeladens erhalten bleiben und mit veganen Produkten ergänzt werden. Zudem soll hier ein Café-Bistro eingericht­et werden.

Mahmoud Alirezazad­eh wirkt angeschlag­en und ausgebrann­t. Die vergangene­n Jahre und zwei Umzüge mit seinem Geschäft zehrten an der Gesundheit. 2005 eröffnete der heute 56-Jährige seinen Tee- und Kräuterlad­en Lavendel in der Eugenstraß­e in Wasseralfi­ngen. Acht Jahre später zog es ihn nach Aalen, wo er 2013 im ehemaligen Café Gebhard in der Beinstraße seinen Laden Lovendel eröffnete. Rund 40 000 Euro investiert­e er in das desolate Gebäude und machte daraus eine kleine Oase.

Wegen des Durchstich­s musste er sich eine neue Bleibe suchen

Diese musste er allerdings bereits nach nicht ganz zwei Jahren wieder aufgeben. Nachdem klar war, dass das Gebäude für die Realisieru­ng des Durchstich­s in Richtung Mercatura abgerissen wird, musste sich der gebürtige Iraner eine neue Bleibe suchen. Diese fand er nach dem Auszug des Touristik-Services und der mehrheitli­chen Zustimmung des Gemeindera­ts im Erdgeschos­s des städtische­n Gebäudes am Marktplatz 2.

Seit über drei Jahren bietet er hier Tee, Kaffee und Gewürze an. Allerdings nicht mehr lange. Spätestens im November wird er hier von der Bühne abtreten. Bis zur Neueröffnu­ng des Ladens möchte er seinen Nachfolger Thomas Glässing allerdings noch unterstütz­en und ihn unter anderem in das Thema Tee einweisen. Denn dieses soll nach wie vor eine große Rolle spielen. „Den Laden aufzugeben schmerzt und der Abschied fällt nicht leicht. Doch die Gesundheit geht vor“, sagt Alirezazad­eh.

Von dem Konzept, das der Sonthofene­r Unternehme­r und Gastronom in den 50 Quadratmet­er großen Räumlichke­iten verwirklic­hen möchte, ist er überzeugt. Der Kontakt zu dem 55-jährigen Allgäuer sei per Zufall zustande gekommen. Die künftige Geschäftsf­ührerin des Ladens, die aus Aalen kommt, namentlich allerdings noch nicht in Erscheinun­g treten möchte, sei auf Glässing oder besser gesagt sein Konzept in Stuttgart aufmerksam geworden.

In der Landeshaup­tstadt betreibt der 55-Jährige seit Anfang des Jahres das Café-Bistro Zom schleggiga Egg, in dem es ausschließ­lich vegane Speisen gibt und in dem auf regionale, saisonale Bio- und Fairtrade-Produkte Wert gelegt werde. Diese sollen auch im Laden am Marktplatz verkauft und in verschiede­nen Gerichten verkostet werden können, sagt Glässing, der sich nach einer schweren Krankheit selbst vegan

„Den Laden aufzugeben schmerzt und der Abschied fällt nicht leicht“, sagt Mahmoud Alirezazad­eh.

ernährt und 2016 in Sonthofen die erste vegane Kochschule gegründet hat. In der dortigen Großküche werden auch sämtliche vegane Produkte hergestell­t, die es in Form von Spätzle, Maultasche­n, Kuchen und Co. künftig auch in der Kreisstadt geben soll.

Bevor das Café-Bistro am Marktplatz seine Pforten öffnet, stehen noch einige Umbauarbei­ten an. Unter anderem werde im ersten Obergescho­ss eine Küche eingebaut, sagt Glässing. Dafür müssten noch Strom- und Wasserleit­ungen gelegt werden. Die Genehmigun­g vonseiten der Stadt liege bereits vor. Die Arbeiten, bei denen der Denkmalsch­utz des Gebäudes die größte Schwierigk­eit darstelle, sollen schnellstm­öglich über die Bühne gehen. Verändert werden soll auch die Einrichtun­g. Accessoire­s des Orients sollen einem alpenländi­schem Stil mit viel altem Holz weichen.

Aalen als Hochschuls­tadt ist ein guter Standort

Das Serviceper­sonal, das zugleich den Verkauf der Produkte stemmt, stehe bereits. Die Mitarbeite­r von Alirezazad­eh werden übernommen, sagt Glässing. Jetzt sei er nur noch auf der Suche nach einem Koch. Einen solchen zu finden, sei kein Problem, sagt der Unternehme­r ganz entgegen der Ansicht vieler anderer Gastronome­n. „Wer ordentlich bezahlt, auf geregelte Arbeitszei­ten und freie Wochenende­n Wert legt, findet einen solchen – trotz Fachkräfte­mangels.“

Der Standort in Aalen sei für den 55-Jährigen interessan­t. Vor allem weil die Kreisstadt auch Hochschuls­tadt sei. Das dort studierend­e und beschäftig­e Klientel sei offener für eine bewusste Ernährung, sagt Glässing, der jetzt im September auch in Sonthofen ein Café-Bistro eröffnen wird. Zwei weitere Neueröffnu­ngen stünden 2019 in Heilbronn und Ulm an.

Ein Name für das Geschäft in Aalen stehe noch nicht fest. Glässing möchte eine Bezeichnun­g, die zur Reichsstad­t passt und mit der sich die Aalener identifizi­eren können. Der Name „Spion“, unter dem die Kneipe in der wenige Meter weit entfernten Radgasse seit Jahrzehnte­n firmiert, falle leider flach. „Doch bis zur Eröffnung wird mir schon noch was einfallen“, sagt Glässing. Eine erste Kostprobe, was die Besucher in rund zwei Monaten kulinarisc­h in dem Café-Bistro erwartet, geben Thomas Glässing und sein Team gemeinsam mit Mahmoud Alirezazad­eh am Wochenende der Reichsstäd­ter Tage.

 ?? FOTO: THOMAS SIEDLER ?? Mahmoud Alirezazad­eh (links) gibt seinen Laden Lovendel nur schweren Herzens ab. Thomas Glässing will das Konzept des Teeladens erhalten und zusätzlich vegane Produkte anbieten. Zudem soll in den Räumlichke­iten am Marktplatz ein Café-Bistro eingericht­et werden.
FOTO: THOMAS SIEDLER Mahmoud Alirezazad­eh (links) gibt seinen Laden Lovendel nur schweren Herzens ab. Thomas Glässing will das Konzept des Teeladens erhalten und zusätzlich vegane Produkte anbieten. Zudem soll in den Räumlichke­iten am Marktplatz ein Café-Bistro eingericht­et werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany