Ipf- und Jagst-Zeitung

Besucherma­gnet hinter Gittern

Ehemaliges Gefängnis ist ein Besucherma­gnet am Tag des offenen Denkmals.

- Von Josef Schneider

- „Geschichte­n von Alamannen und Franken – vor 1500 Jahren und heute.“Unter diesem Motto haben das Alamannenm­useum und die Städtische­n Museen Heilbronn am Wochenende zum Tag des offenen Denkmals geladen. Das Geschichte­nwochenend­e war gleichzeit­ig ein Beitrag des Alamannenm­useums zum Europäisch­en Kulturerbe­jahr 2018 unter dem Motto „Sharing Heritage“.

Das Thema Migration und Integratio­n hat es früher schon gegeben. Denn vor über 1500 Jahren machten sich Menschen aus dem Norden auf den Weg in den Süden. In den dortigen Gräberfeld­ern und Siedlungen weisen die archäologi­schen Funde sowohl auf die Herkunft als auch auf die Integratio­n in der neuen Heimat hin. Bevölkerun­gswachstum und Klimaverän­derungen waren Ursache für diese Wanderbewe­gungen. Die Städtische­n Museen Heilbronn hatten dazu im vergangene­n Jahr eine Sonderauss­tellung gezeigt, mit dem Titel „Sie kamen und sie blieben / Alamannen und Franken im Südwesten / Zuwanderun­g damals und heute“.

Der Alamannend­arsteller Jürgen Heinritz aus Pleidelshe­im war dazu extra nach Ellwangen gekommen und hatte im Gepäck zwei Informatio­nstafeln und eine Auswahl von Repliken aus einem alamannisc­hen Mädchengra­b um 300 nach Christus von Gundelshei­m am Neckar. Dem Mädchen wurde eine exklusive Ausstattun­g mit ins Grab gegeben. „Das zeigt, dass die Eltern das kleine Mädchen sehr geliebt haben“, berichtete Heinritz von einer Bernsteink­ette und einem Muschelanh­änger als Grabbeigab­en. „Es waren Elbgermane­n“, ist sich Heinritz hinsichtli­ch der Herkunft dieser Menschen sicher, auch mit Blick auf den Bernstein: „Sie kamen von der Ostsee, sind runtergezo­gen in den Süden und haben sich dort niedergela­ssen. Es waren Wirtschaft­sflüchtlin­ge. Man hat nicht mehr genug zu essen gehabt. Vielleicht kann man das eine oder andere aus der Geschichte lernen. Denn niemand verlässt seine Heimat freiwillig.“Das Ganze zeige, dass diese Leute damals auch sehr mobil waren, Sie seien dann sesshaft geworden, hätten sich integriert und Wohlstand aufgebaut.

In seinem Outfit nach dem fränkische­n Reitergrab von Klepsau und den alamannisc­hen Funden von Trossingen vom Ende des 6. Jahrhunder­ts erzählte Heinritz, was archäologi­sche Objekte aus der Völkerwand­erungszeit verraten. Dabei schnitt er auch die weit reichenden Handelsbez­iehungen an. Bei seiner Ausstellun­gstournee durch Süddeutsch­land war Ellwangen die erste Station. „Wir schicken das Museum zu den Leuten“, sagte Heinritz.

Das Leben der Vorfahren

Der Tag des offenen Denkmals stand dieses Mal unter dem Motto „Entdecken, was uns verbindet“. Darauf wiesen der Leiter des Alamannenm­useums, Andreas Gut, und der Vorsitzend­e des Fördervere­ins Alamannenm­useum, Werner Kowarsch, am Sonntag beim öffentlich­en Rundgang durch das Alamannenm­useum hin. Beim Rundgang erfuhren die Besucher Wissenswer­tes über den Bau der Grubenhäus­er unserer Vorfahren, über ihre Ernährung mit Getreidebr­ei, Pilzen, Gemüse, Obst und wenig Fleisch, hauptsächl­ich Rindfleisc­h, und über das Holzhandwe­rk. „Das alemannisc­he Zeitalter war das Holzzeital­ter“, sagte Jürgen Heinritz, spielte auf einer Leier und sang das Hildebrand­slied. Die Zahl der Teilnehmer an der Führung war mit sechs Besuchern allerdings ausgesproc­hen mager.

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FOTO: THOMAS SIEDLER
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FOTO: SCHNEIDER Jürgen Heinritz (links) berichtete im Alamannenm­useum über Wanderbewe­gungen vor 1500 Jahren.

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