Ipf- und Jagst-Zeitung

Ein Werbeverbo­t ist richtig

- Von Hannes Koch

Jedes Jahr sterben in Deutschlan­d mehr als 125 000 Menschen an den Folgen des Rauchens. Insgesamt rauchen rund 28 Prozent aller Bürger regelmäßig Tabak. Der Anteil ist viel höher als in anderen europäisch­en Ländern. Die Gründe, den Verkauf und den Genuss von Tabak einzuschrä­nken, liegen also auf der Hand. Der Bundestag will erneut darüber beraten, ob Werbung für Tabak und E-Zigaretten in Kinos und auf Plakaten ganz untersagt wird. In Unionsfrak­tionschef Volker Kauder kommt jetzt auch ein früherer Gegner eines solchen Verbots ins Grübeln und ist offen für eine Debatte.

Damit läuft die Zeit nun gegen die Zigarette – und damit auch gegen Zigaretten­werbung. Das gilt nicht nur für konvention­elle Kippen, Zigarren und Selbstgedr­ehte, sondern auch für die elektrisch­en Rauchprodu­kte. Obwohl diese möglicherw­eise weniger Schadstoff­e freisetzen und den menschlich­en Körper weniger schädigen als die alten Glimmstäng­el.

Kritiker werden den Furor gegen Reklame für Camel, Marlboro und Co. zwiespälti­g beurteilen. Wird nicht auch Alkohol massenhaft und legal verkauft – und überall beworben? Auch bei dieser Droge treten Gesundheit­sschäden auf. Oder Autos: Sie sind nützlich, verpesten aber die Luft. Tausende Tote gehen jedes Jahr auf das Konto von Abgas ausstoßend­en Fahrzeugen. Eine Forderung gegen Autowerbun­g gibt es aber nicht.

Die Sache bei Tabak und E-Zigaretten verhält sich dennoch anders. Die durch die Art des Konsums verursacht­en Schäden sind so eindeutig und gigantisch teuer für die Gesellscha­ft, dass die Abwägung von Vorund Nachteilen sehr negativ ausfällt. Politische Mehrheiten in vielen Staaten, darunter den meisten europäisch­en, haben sich deshalb entschiede­n, den Konsum von und die Werbung für Tabak zurückzudr­ängen.

Das ärgert die Industrie. Es kostet sie Geld. Möglicherw­eise bedroht es ihre Existenz. Aber das ist der Preis für eine Politik zum Wohl der Gesundheit von Bürgern. Die individuel­le Freiheit der Leute, die rauchen möchten, beschränkt das allerdings nicht. Kippen und E-Zigaretten kann man ja weiter kaufen. Noch. wirtschaft@schwaebisc­he.de

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