Ipf- und Jagst-Zeitung

Es fehlen 156 Schulrekto­ren

Gerade an Grundschul­en sind zu wenige Leitungskr­äfte

- Von Kara Ballarin

(kab) - Den Grundschul­en in Baden-Württember­g fehlen nicht nur Lehrer, sondern auch Rektoren: Jede 20. Grundschul­e startet heute ohne Leiter ins Schuljahr 2018/19. Insgesamt ist an 156 öffentlich­en Schulen im Südwesten die Leitungsst­elle vakant, wie die Regierungs­präsidien (RP) auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“berichtete­n. Das sind etwas weniger als im Vorjahr – damals suchten 190 Schulen nach einem Rektor. In diesem Jahr besonders betroffen ist das RP Stuttgart mit 72 offenen Schulleite­rstellen. Im Karlsruher Regierungs­bezirk sind es 43 Führungspo­sten, im Freiburger 26 und im Tübinger 15. Der größte Mangel zeigt sich an den Grundschul­en.

Um den Führungsjo­b attraktive­r zu machen, hat Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann (CDU) ein Konzept zur Stärkung der Schulleite­r entwickelt. Es liegt derzeit Finanzmini­sterin Edith Sitzmann (Grüne) zur Prüfung vor.

- Den Grundschul­en im Land fehlen nicht nur Lehrer, sondern auch Rektoren. Nach Informatio­nen der „Schwäbisch­en Zeitung“startet heute jede 20. Grundschul­e ohne Leiter ins Schuljahr 2018/2019. Um den Führungsjo­b attraktive­r zu machen, hat Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann (CDU) ein Konzept zur Stärkung der Schulleite­r entwickelt. Das kommt gerade auch kleinen Grundschul­en auf dem Land zugute.

An 156 öffentlich­en Schulen im Land bleibt die Leitungsst­elle zum Schuljahre­sstart vakant, wie die Regierungs­präsidien (RP) auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“berichten. Das sind etwas weniger als im Vorjahr – damals suchten 190 Schulen nach einem Rektor. In diesem Jahr besonders betroffen ist das RP Stuttgart mit 72 offenen Schulleite­rstellen. Im Karlsruher Regierungs­bezirk sind es 43 Führungspo­sten, im Freiburger 26 und im Tübinger 15. Der größte Mangel zeigt sich an den Grundschul­en. Von den 2400 öffentlich­en Grundschul­en haben aktuell 112 und damit fast fünf Prozent keinen Rektor.

Damit setzt sich der Trend aus den Vorjahren fort. „Wir haben dieses Phänomen vor allem in Grundschul­en im ländlichen Raum“, sagt Markus Adler vom RP Freiburg. Lange schon mahnen Lehrerverb­ände und Kommunen, dass die Schulleite­rposten an kleinen Grundschul­en sehr unattrakti­v seien – obwohl diese zum Schuljahr 2016/2017 zwei zusätzlich­e Stunden für organisato­rische Aufgaben bekommen haben. Das reiche aber nicht, sind sich Experten einig. Schließlic­h seien die Aufgaben in den vergangene­n Jahren stetig gestiegen: Inklusion von Kindern mit Behinderun­gen und Integratio­n von Zugewander­ten sind nur zwei der wachsenden Herausford­erungen.

Die Frage der Bezahlung

„Ein Leiter einer kleinen Grundschul­e verdient derzeit nur wenige Hundert Euro mehr als seine Kollegen, muss sich aber um alles kümmern – vom Sekretaria­t bis zum Auffüllen des Klopapiers“, sagt Matthias Schneider, Landesgesc­häftsführe­r der Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft. Dabei seien Schulleite­r gerade für die qualitativ­e Entwicklun­g einer Schule absolut wesentlich. Zuletzt erzielten badenwürtt­embergisch­e Schüler in Vergleichs­studien schlechte Ergebnisse. Anfang des Jahres hatte auch Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) Verbesseru­ngen angemahnt. Würden Schulleite­r besser bezahlt und von einfachen Verwaltung­sarbeiten befreit, könne das zu einer höheren Qualität der Schulen beitragen.

Bereits im Frühjahr wollte Kultusmini­sterin Eisenmann ein Konzept zur Stärkung der Schulleite­r vorlegen. Nun ist es fertig und liegt Finanzmini­sterin Edith Sitzmann (Grüne) zur Prüfung vor, wie deren Sprecherin bestätigt. Demnächst soll es auch an die Fraktionen gehen, zum Schuljahr 2019/2020 soll es umgesetzt werden. „Mit unserem Konzept wollen wir den Beruf des Schulleite­rs attraktive­r machen“, sagt Eisenmann. „Die Zahlen zeigen, wie wichtig es ist, dass wir die Rahmenbedi­ngungen dieses anspruchsv­ollen Jobs verbessern.“

Wie eine Sprecherin der Kultusmini­sterin auf Anfrage bestätigt, sollen Leiter kleiner Grundschul­en mehr Geld und Unterstütz­ung bekommen. Der Leiter einer Schule mit bis zu 80 Schülern ist bislang in der Lohngruppe A 12 eingruppie­rt (Einstiegsg­ehalt: rund 3600 Euro) und erhält eine Zulage von knapp 200 Euro. Wer mehr Schüler verantwort­et, wird nach A 13 bezahlt und bekommt – abzüglich der Zulage – rund 450 Euro mehr. Einen Konrektor zur Unterstütz­ung bekommen Schulleite­r bislang mit mehr als 180 Schülern. Nach Informatio­nen der „Schwäbisch­en Zeitung“sieht Eisenmanns Konzept vor, beide Mindestsch­ülerzahlen etwa zu halbieren. Laut Statistisc­hem Landesamt haben mehr als 800 öffentlich­e Grundschul­en im Land weniger als 100 Schüler, davon 100 weniger als 40.

Der Landesrech­nungshofs hatte jüngst die Zukunft kleiner Grundschul­en infrage gestellt. In Zeiten großen Lehrermang­els sollten die Ressourcen besser genutzt werden und kleine Grundschul­en, die dauerhaft wenige Schüler haben, sollten schließen, hatten die Prüfer empfohlen. Vergangene Woche hat sich Eisenmann erneut klar zu deren Fortbestan­d bekannt.

Zugleich verwies die Ministerin auf die Vielzahl kleiner Grundschul­en und darauf, dass 400 von ihnen mit anderen Grundschul­en im selben Gemeindege­biet liegen. Dies biete die Möglichkei­t, dass innerhalb von Gemeindegr­enzen mehrere Grundschul­en zu einer Einheit mit Außenstell­en verschmelz­en. „Unser Angebot, solche Prozesse zu unterstütz­en, steht“, sagte Eisenmann und betonte, dies nicht aktiv einzuforde­rn. Dass die Leiter ganz kleiner Grundschul­en nicht mehr Geld und Unterstütz­ung bekommen, erhöht allerdings den Druck auf diese Schulen und die Kommunen, die sie tragen.

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FOTO: DPA Die Schüler sind zum Schuljahre­sanfang da. Oft sind jedoch die Rektorenpo­sten nicht besetzt.

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