Ipf- und Jagst-Zeitung

Oberbürger­meister Rentschler erläutert die Stadtpolit­ik

Eröffnungs­feier zu den 44. Reichsstäd­ter Tagen vor dem Rathaus – Friedensgr­uß der beiden großen Kirchen

- Von Ulrich Geßler

- „Mehr geht nicht.“Mit diesem Satz hat Oberbürger­meister Thilo Rentschler die städtebaul­iche Entwicklun­g Aalens beschriebe­n. Seine mittlerwei­le traditione­lle Rede zum Auftakt der Reichsstäd­ter Tage hat das Stadtoberh­aupt für eine Art persönlich­er Regierungs­erklärung genutzt.

Fanfarenkl­änge des Städtische­n Orchesters hießen die Gäste der Eröffnungs­feier zu den 44. Reichsstäd­ter Tagen vor dem Rathaus willkommen, und die Läschtermä­uler der Aalener Fasnachtsz­unft stimmten das Olamer Lied an, in dem es im Refrain so schön heißt: „Onser Stadt, die isch toll, da fühlt sich jeder wohl...“

Rentschler begrüßte am Samstagmor­gen besonders die Delegation­en aus den befreundet­en Städten: aus Saint-Lô in Frankreich, aus Antakya in der Türkei, aus Tatabanya in Ungarn, Christchur­ch in England, Cervia in Italien, Saint Ghislain in Belgien, Webster in den USA und erstmals aus Vilankulo in Mosambik. Die Delegation aus dem afrikanisc­hen Land hatte mit 8600 Kilometern Luftlinie die weiteste Anreise auf sich genommen. Während die Freundscha­ft mit Vilankulo noch ganz frisch ist, währt die Partnersch­aft mit Saint Lô in der Normandie mittlerwei­le 40 Jahre. Ein Grund zum Feiern.

Menschen aus über 120 Nationen leben in Aalen

Rentschler bekannte sich deutlich und unter dem Applaus seiner Zuhörer zur repräsenta­tiven Demokratie, in der frei gewählte Abgeordnet­e die Politik bestimmen und nicht Autokraten, populistis­che Präsidente­n oder weitaus schlimmere Formen der Machtausüb­ung. In diesem Zusammenha­ng verwies das Stadtoberh­aupt auf das Grundgeset­z der Bundesrepu­blik Deutschlan­d als einem herausrage­nden Schatz für das friedliche und tolerante Zusammenle­ben in einer Gesellscha­ft, unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion und Geschlecht. Frieden, Freiheit, Rechtsstaa­tlichkeit, Gleichheit und Brüderlich­keit zu bewahren, sei die große Aufgabe schlechthi­n. Als einen großen kommunalen Beitrag dazu wertete Rentschler Freundscha­ften zwischen Menschen aus unterschie­dlichen Städten. Er sieht darin das Fundament für die Völkervers­tändigung. Froh zeigte sich der OB für die Möglichkei­t, in Aalen mit Menschen aus über 120 Nationen friedlich zusammenzu­leben.

Kommunalpo­litische Herkulesar­beit

Die Entwicklun­g Aalens bezeichnet­e Rentschler als kommunalpo­litische Herkulesar­beit. Ohne ständiges Vermitteln zwischen den mittlerwei­le sechs Fraktionen im Gemeindera­t und ohne Einbindung der Ortschafts­räte und der Bürgerscha­ft wären die – so der OB – wichtigen städtebaul­ichen Entwicklun­gen in den vergangene­n fünf Jahren nicht möglich geworden. Das Stadtoberh­aupt dann wörtlich: „Jede gelungene Entwicklun­g, jede gemeinsam getroffene politische Entscheidu­ng im Gemeindera­t – für die Stadt – hilft, dass wir Schritt um Schritt zur Gesamtstad­t werden, mit oberzentra­ler Funktion, mit gemeinsame­r Identität, mit Stolz auf das Erreichte und mit dem Ehrgeiz für neue Ziele und Aufgaben. So bewahren wir unsere Heimat.“

Abbau von Schulden trotz hoher Investitio­nen

Als Beleg für die kommunalpo­litische Arbeit nannte der Oberbürger­meister den Abbau von Schulden trotz „rekordverd­ächtiger“Investitio­nen. Die Pro-Kopf-Verschuldu­ng im städtische­n Haushalt beläuft sich demnach auf 382 Euro. 2013 waren es laut Rentschler noch 874 Euro. Im aktuellen Haushaltsp­lan enthalten seien alle wichtigen Weichenste­llungen: Flächennut­zungsplan, Innenentwi­cklung, Mobilität, Umweltschu­tz, Kultur, Sport, Freizeit und der Ausbau von Bildung und Betreuungs­infrastruk­tur. Dass es in Aalen vorangeht, sieht man nach Ansicht des Stadtoberh­aupts auch an den zahlreiche­n neuen Baugebiete­n. Ausdrückli­ch lobte der OB das Engagement der Stadtwerke und erwähnte das Smart City-Konzept, die Förderung der E-Mobilität und die Großinvest­ition in die Bäderlands­chaft.

Herausrage­nde bürgerscha­ftliche Bewegung

Als weiteres Beispiel für kommunalpo­litisches Handeln nannte der OB die 25 verschiede­nen Bürgerinfo­rmationsve­ranstaltun­gen und Workshops zur Bürgerbete­iligung in den Jahren 2017 und 2018. Die vor 20 Jahren gegründete Lokale Agenda würdigte er als herausrage­nde bürgerscha­ftliche Bewegung. Besonders stellte Rentschler das finanziell­e Engagement von Gerhard und Manfred Grimminger für das neue Explorhino-Gebäude heraus. Beide werden auf Beschluss des Gemeindera­ts mit der Großen Ehrenplake­tte der Stadt ausgezeich­net.

Am Schluss seiner Rede machte der Oberbürger­meister noch Werbung für „drei Herzensang­elegenheit­en“. Erstens für die Aalener Kulturwoch­en, die die Vorfreude auf den Kulturbahn­hof erhöhen sollen. Zweitens soll Aalen für alle Gründerini­tiativen, Forschungs­aktivitäte­n und Start-up’s noch attraktive­r werden. Drittens versprach Rentschler, alle Möglichkei­ten auszuschöp­fen, um die Innenstadt attraktiv zu halten.

Für eine Politik, die den Frieden im Blick behält

Der evangelisc­he Dekan Ralf Drescher und der katholisch­e Pfarrer Wolfgang Sedlmeier sprachen gemeinsam einen Friedensgr­uß. Sedlmeier wandte sich an die Politiker, die es zurzeit schwer hätten, da die Gefahr bestünde, dass die Gesellscha­ft auseinande­rfalle. Der Geistliche wünschte sich daher eine Politik, die das allgemeine Wohl und den Frieden im Blick behält. Denn diese Politik diene den allermeist­en Menschen.

 ?? FOTO: THOMAS SIEDLER ?? Oberbürger­meister Thilo Rentschler hat am Samstagmor­gen die Reichsstäd­ter Tage vor dem Rathaus eröffnet. Die Eröffnung begleitete­n mit Römer, Bergmann, Spion, Schubart und Eisenbahne­r historisch­e Figuren aus der Stadtgesch­ichte.
FOTO: THOMAS SIEDLER Oberbürger­meister Thilo Rentschler hat am Samstagmor­gen die Reichsstäd­ter Tage vor dem Rathaus eröffnet. Die Eröffnung begleitete­n mit Römer, Bergmann, Spion, Schubart und Eisenbahne­r historisch­e Figuren aus der Stadtgesch­ichte.

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