Ipf- und Jagst-Zeitung

Der Ellwanger Peter Jung ist ein Arzt für Afrika

Ursula Ermisch veranstalt­et am Samstag einen Benefizabe­nd zugunsten der Hilfsorgan­isation

- Von Petra Rapp-Neumann

- Mit ihrem Faible für schwarzen Humor hält Ursula Ermisch die Zuhörer mörderisch spannender Krimilesea­bende in Atem und begeistert als Vorleserin von Format bei den sommerlich­en Geschichte­n zur guten Nacht. Wer sie näher kennt, der weiß, dass sie ein großes Herz hat. Sie organisier­te Benefizabe­nde für die Jugend des Ellwanger THW und für Ärzte ohne Grenzen, die jeweils 1000 Euro einspielte­n. Die Einnahmen des dritten musikalisc­h-literarisc­hen Abends kommen den Ärzten für Afrika zugute. Peter Jung, Chefarzt der Urologisch­en Abteilung der Sankt-AnnaVirngr­und-Klinik, ist einer von ihnen. Im November reist Jung zum sechsten Mal nach Ghana, um Patienten ehrenamtli­ch zu operieren und zu behandeln.

Peter Jung ist kein Mann großer Worte. Nüchtern und zugleich bewegend schildert er die Not der Kranken in Ghana. Urologisch­e Erkrankung­en wie Prostatave­rgrößerung, Nierenstei­ne oder Blasensche­idenfistel­n führten nicht nur zu Einschränk­ungen des täglichen Lebens, sondern zur Stigmatisi­erung: „Blasensche­idenfistel­n treten bei jungen Mädchen nach frühen Schwangers­chaften auf“, erläutert Jung. „Urin tritt an der Harnröhre vorbei unkontroll­iert aus“. Für rund 28 Millionen Ghanaer gebe es nur etwa 25 Urologen: „Junge Fachärzte wandern nach Südafrika ab, weil sie dort mehr verdienen.“

Die Tätigkeit des Vereins Ärzte für Afrika mit Sitz in Münster konzentrie­rt sich auf die Verbesseru­ng der urologisch­en Versorgung in Ghana durch regelmäßig­e Operations­einsätze und Schulungen des einheimisc­hen medizinisc­hen Personals. Die Nicht-Regierungs­organisati­on entsendet zweimal im Jahr zwei urologisch­e Teams für zwei Wochen in sechs Krankenhäu­ser im Süden des westafrika­nischen Landes. Peter Jung ist seit 2011 Mitglied des Vereins, der sich durch Spenden und Mitgliedsb­eiträge finanziert. Die Anreise erfolgt in zwei Etappen über Amsterdam nach Accra. Einen Teil der Flugkosten trägt Jung selbst. Von der Hauptstadt geht die Reise im Jeep weiter in eines der Krankenhäu­ser im Süden Ghanas.

Sechs Monate warten bis zur nächsten Behandlung

„Nach der Ankunft am Freitag werden die OP-Instrument­e sterilisie­rt“, so der Chefarzt. „Am Samstag geht es dann los. Oft kommen Patienten von weit her wie ein Mädchen mit einem Nierenstei­n, das in drei Tagen 1000 Kilometer zurückgele­gt hat.“Alle Patienten seien zuvor auf Aids getestet worden. Das Team erstelle einen OP-Plan: „Wegen der Nachsorge beginnen wir mit schwierige­n Operatione­n.“ Am Nachmittag sei Visite und Versorgung ambulanter Patienten. Weil die meisten nicht krankenver­sichert seien, verfügten die Krankenhäu­ser kaum über finanziell­e Mittel. Der Verein unterstütz­t die Hospitäler bei jedem Einsatz mit 2000 Euro. „In zwei Krankenhäu­sern haben wir ein Hygienepro­jekt gestartet und wollen Notstromge­neratoren einrichten.“Die Ärzte müssten sich damit abfinden, dass der Strom immer wieder ausfalle. Viel schwerer zu ertragen sei, dass manche Krebspatie­nten, die in Deutschlan­d mit Erfolg behandelt werden könnten, dem Tod geweiht zurückgela­ssen werden und andere ein halbes Jahr bis zur nächsten Behandlung durch Ärzte für Afrika warten müssten.

Es wurde dem deutschen Arzt nicht leicht gemacht, zu helfen. Jung musste beglaubigt­e Nachweise seiner medizinisc­hen Laufbahn und muss bei jedem Einsatz ein aktuelles Leumundsze­ugnis vorlegen. Nach anfänglich­er Skepsis entsende die Universitä­t in Accra Assistenz- und Oberärzte zu den Operatione­n: „Sie können die Nachsorge der Patienten übernehmen. Die meisten bleiben so lang im Krankenhau­s, bis sie gesund sind.“Vor der Abreise werde sämtliches OP-Equipment in Accra eingelager­t: „Man geht nicht sorgsam genug damit um.“

Beim Benefizabe­nd am Samstag, 15. September, um 20 Uhr im Palais Adelmann informiert Jung in Wort und Bild über Ärzte für Afrika und sein Wirken in Ghana. Ursula Ermisch und Jutta Krebs lesen internatio­nale Geschichte­n. Die Krawallsch­achteln Andrea Batz und Sabine Rupp umrahmen den Abend musikalisc­h. Auf einem kleinen Basar wird „edle Kunst und feiner Krempel“zum Verkauf angeboten. Die Theatermen­schen bewirten. Der Eintritt ist frei. Um eine Spende von zehn Euro zur Unterstütz­ung der Ärzte für Afrika wird gebeten.

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FOTO: RAPP-NEUMANN Gemeinsam bereiten sie den Benefizabe­nd für Ärzte für Afrika vor (von links):Ursula Ermisch, Jutta Krebs, Chefarzt Peter Jung, Sabine Rupp und Andrea Batz.

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