Ipf- und Jagst-Zeitung

Mosambik: „Ohne Bildung läuft nix“

Partnersch­aft mit Vilankulo soll vor allem Bleibepers­pektiven schaffen

- Von Markus Lehmann

- Internatio­nales Flair im großen Sitzungssa­al. Wo sonst die Gemeinderä­te sitzen, hören zum ersten Mal die Vertreter aus Mosambik den „Machern“der Partnersch­aft zwischen Aalen und Vilankulo zu. Und auch die Vertreter der Partnerstä­dte sind dabei beim Dialog „Europa trifft Europa“, während draußen am Sonntagmor­gen die Reichsstäd­ter Tage Fahrt aufnehmen. So wie das Engagement der Großen Kreisstadt mit einer Stadt in einem der ärmsten Länder der Welt offensicht­lich Fahrt aufnimmt. Aalen ist hier die erste Stadt in Deutschlan­d, Vorreiter also, wie mehrmals betont wird. Bei diesem Dialog ging es um die Chancen dieser interkonti­nentalen Zusammenar­beit mit dem Schwerpunk­t auf Bildung. Am Ende die Bilanz: Die Partnerstä­dte stehen dahinter und die Bundesregi­erung sieht solches kommunales Engagement sehr wohlwollen­d.

Unter anderem die Gemeinderä­te der Mosambik-Reise waren dabei, Honorargen­eralkonsul Siegfried Lingel, die SPD-Bundestags­abgeordnet­e Leni Breymaier oder Antakyas Bürgermeis­ter Lütfü Savas, der angesichts der Geschichte der Religionsk­riege in Europa in einer ganz besonderen Verantwort­ung sieht. Die griff auch Aalens OB auf, ganz aktuell an der weiteren Eskalation im syrischen Bürgerkrie­g quasi vor der Haustür von Aalens türkischer Partnersta­dt.

Vor Ort bessere Perspektiv­en schaffen

Ein Film zur ersten Reise der Delegation zeigt tanzende Frauen und Kinder, Thilo Rentschler moderiert und Zitate werden eingeblend­et. Etwa „Ein Gramm gutes Beispiel wirkt mehr als ein Kilo guter Worte.“Nach dem Film erklärte Rentschler, um was es geht. Vor Ort bessere Perspektiv­en schaffen, besonders den jungen Mosambikan­ern Bleibepers­pektiven zu schaffen, um die Gründe für eine Auswanderu­ng aus Afrika und eine Einwanderu­ng nach Europa zu nehmen. Der Schlüssel dafür ist für Lingel, seit 25 Jahren aktiv in Mosambik, ganz klar die Bildung: „Ohne Bildung läuft nix, sie ist das Allerwicht­igste.“Die einstige Kolonie Portugals rappelt sich auf, die Folgen von 16 Jahren Bürgerkrie­g sind immer noch zu spüren. 1992, so Lingel, waren 95 Prozent Analphabet­en, heute sind es noch 50 bis 60 Prozent, auf dem Land ist der Anteil aber noch höher. „Das Land muss ich noch stabilisie­ren“, erklärte Vilankulos Bürgermeis­ter Abilio Machado, aber es gebe deutliche Fortschrit­te. Ganz konkret wurde ein Gemeindera­t aus Vilankulo: Wichtig wäre eine weitere Grundschul­e. Für das bisherige Engagement aus Aalen erklärt er stellvertr­etend einen großen Dank der Menschen aus Vilankulo. Dabei beim Dialog war auch der deutsche Botschafte­r für Mosambik, Detlev Wolter. Der durfte aber öffentlich nicht zitiert werden, weil er keine Freigabe der zuständige­n Pressestel­le hatte.

Bundesregi­erung unterstütz­t Partnersch­aften

Was im Dialog zu hören war: Die Bundesregi­erung unterstütz­t und fördert solche Partnersch­aften auf kommunaler Ebene, zwei „rote Fäden“wurden genannt für solche Partnersch­aften: Es soll weggehen vom „Helfersynd­rom“hin zu einer „echten Partnersch­aft“und die Konfliktbe­wältigung und Friedensbe­mühung muss aus Afrika kommen, etwa über die afrikanisc­he Union.

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FOTO: MARKUS LEHMANN Beim Dialog „Europa trifft Afrika“trafen sich unter anderem Vertreter aus Aalen, Vilankulo und aus Aalens Partnerstä­dten.

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