Musikschule feiert 50. Geburtstag mit einem großen Festkonzert
In der Basilika erklingen am 23. September ausschließlich Werke von Johann Melchior Dreyer – Walter Johannes Beck dirigiert
(ij) - In diesem Jahr feiert die Musikschule Ellwangen mit vielfältigen Veranstaltungen ihren 50. Geburtstag. Am Sonntag, 23. September, wird mit einem groß besetzten Festkonzert um 17 Uhr in der Basilika – dem einstigen Arbeitsplatz von Johann Melchior Dreyer – das Jubiläum musikalisch gewürdigt.
Es wird ausschließlich Musik des Komponisten gespielt, der als Namensgeber der Musikschule eine besondere Bedeutung für Ellwangen hat. Johann Melchior Dreyer wurde am 24. Juni 1747 als Sohn eines Schmieds in Röttingen geboren. Seine frühe musikalische Ausbildung liegt im Dunkeln, allerdings vermutet man, dass er Chorschüler der Deutschordenkommende auf der Kapfenburg bei Lauchheim war. Fest steht, dass Dreyer vor 1767 das Jesuitengymnasium in Ellwangen besuchte. Aus diesem Jahr gibt es Zeugnisse, die ihn als Sänger, Geiger und Organisten belobigen.
Gesang und Geigenspiel
Im selben Jahr übernahm Dreyer die Stelle eines Schulmeisters an der „Oberen Schule“in Ellwangen. Zu seinen Pflichten gehörte die Leitung der Kirchenmusik in der Marienkirche und der Unterricht einiger Jungen und Mädchen in Gesang, Geigenund Orgelspiel, wobei der Unterhalt dieser Schüler durch die sogenannte „Geigersche Stiftung“gesichert war. 1779 wurde er Stiftsorganist, später auch noch Kantor an der Stiftskirche.
Als Komponist fühlte sich Dreyer – wohl durch seine berufliche Tätigkeit – besonders der Kirchenmusik verpflichtet, wobei er die Besetzung Soli, Chor und Orchester bevorzugte. Er schuf unter anderem über 50 Messen und Requiem-Vertonungen. Außerdem komponierte er weltliche Instrumentalmusikwerke, unter anderem zwölf Symphonien, die für die fürstpröpstliche Abendunterhaltung und für städtische Konzerte gedacht waren. Er starb am 22. März 1824.
Grundstein für die Musikschule
Dreyer legte also schon vor 250 Jahren den Grundstein für die Musikschule Ellwangen, die dann 1968 unter dem Namen „Musikschule Johann Melchior Dreyer“gegründet wurde und heute mit rund 700 Schülern zu einer der 14 kommunalen Musikschulen in der Region Ostwürttemberg gehört.
Programm beim Festkonzert
Beim Festkonzert werden neben der Orgelsonate G-Dur das Te Deum und die Missa Solemnis für Soli, Chor und Orchester unter der Gesamtleitung von Walter Johannes Beck aufgeführt. Das Te Deum wurde mit der Unterstützung der Musikschule und des Geschichts- und Altertumsvereins von Pater Eder spartiert, also in moderne Notenschrift übertragen, und wird nun zum ersten Mal seit dem Tod Dreyers wieder aufgeführt.
Der Projektchor probt unter Leitung von Stiftskantor Thomas Petersen seit Juni. Der Stiftschor hat hierfür seine Probe am Freitag für Gastsänger geöffnet und wird nun mit dem Ellwanger Kammerensemble der Musikschule, das von Ulrich Widdermann formiert wurde, den Abend musikalisch gestalten.
Vier Solisten
Die vier Gesangssolisten aus BadenWürttemberg, Judith Wiesebrock, Sopran, Anne Greiling, Alt, Alexej Shestov, Tenor, und Stephan Boschert, Bariton, sind auf Bühnen in der ganzen Welt zu Hause und haben sich für diesen Abend die Dreyerschen Gesangspartien erarbeitet, die nicht zum Standardrepertoire gehören, sondern als „Neue alte Musik“betrachtet werden können. Mit Walter Johannes Beck aus Schwäbisch Gmünd konnte ein erfahrener Oratoriendirigent gewonnen werden, der auch im Umgang mit liturgischen Texten ein Höchstmaß an Sensibilität aufweist und somit für Musikschulleiter Moritz von Woellwarth und Regionalkantor Thomas Petersen der richtige Mann ist, um die intensiven Vorbereitungen zu einem großen Ganzen zusammenzuführen. Er spielt auch die Orgel.