Ipf- und Jagst-Zeitung

Der Hexenwahn in Ellwangen

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Die treibende Kraft in der Verfolgung von Hexen und Zauberern in Ellwangen war der jeweilige Fürstprops­t in seiner Funktion als Landesherr. Zwar war dieser auch der kirchliche Herr, erklärt Museumslei­ter Matthias Steuer. Bei der Hexenverfo­lgung habe das aber nur eine untergeord­nete Rolle gespielt. „Aus religiöser Sicht waren die Menschen davon überzeugt, dass es das Böse im Menschen gibt“, sagt er. Der Fürstprops­t habe also aus einer Art geistliche­n Wahns und aus Fanatismus heraus gehandelt. Die erste Zeit der Verfolgung­en war laut Aktenlage 1588 – drei Monate lang. Die zweite Phase des Hexenwahns in Ellwangen setzte einige Zeit später ein: von 1611 bis 1618. Warum es zu den jeweiligen Zeitpunkte­n zu den Hinrichtun­gen kam, lässt sich heute nicht nachvollzi­ehen, sagt Steuer. Man könne nur den Zeitgeist einfangen. Vor 1588 kam es zu Hungersnöt­en, Unwettern, und die Pest brach aus, so der Museumslei­ter. Die Hexen seien für diese Katastroph­en verantwort­lich gemacht worden. Denn die Definition einer Hexe um 1600 war jemand, der mit dem Teufel einen Pakt geschlosse­n hat und anderen Personen Schaden zufügt. Und das waren nicht nur Frauen: Zwar seien die meisten Opfer der Obrigkeit weiblich gewesen, erklärt Steuer. „Es wurden aber auch Männer der Hexerei bezichtigt und hingericht­et.“Zu verdanken seien die Erkenntnis­se über den Ellwanger Hexenwahn vor allem dem ehemaligen Lehrer Hans Gebhard, so Steuer. Er hatte die Akten im Archiv in Ludwigsbur­g entdeckt und ausgewerte­t. Steuer: „Er gab den unschuldig­en Opfern eine Stimme.“Vor zwanzig Jahren erschien Gebhards Buch zum Hexenwahn „Die Pfitzerin“. (mih)

Die nächste Führung zum Hexenwahn findet am Sonntag, 14. Oktober, um 17 Uhr statt. Anmeldung per E-Mail an info@schlossmus­eum-ellwangen.de

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