Süße Gefahr
Foodwatch kritisiert den hohen Zuckergehalt in Erfrischungsgetränken
- Die Kritiker betrachten dieses Getränk als Angriff. Als Attacke auf die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Die Halbliter-Dose des Energie-Getränks Monster Assault, das Coca Cola vertreibt, enthält 83 Gramm Zucker. So steht es auf dem schwarzen Alubehälter. „Das sind gut 27 Stück Würfelzucker“, übersetzt Oliver Huizinga von Foodwatch. Huizingas Organisation setzt sich für gute Ernährung ein, in sozialer, ökologischer und gesundheitlicher Hinsicht. Am Freitag veröffentlichte sie ihre neue Studie zum Zuckergehalt in Erfrischungsgetränken – unter anderem Limonaden, Colas, Energydrinks, Schorlen und Eistees. Ergebnis: Seit der Vorgängeruntersuchung 2016 sei der Zuckergehalt insgesamt kaum gesunken. Über die Hälfte der geprüften Getränke sei massiv überzuckert, sagte Foodwatch-Sprecherin Sarah Häuser.
Als Überraschungsgast, auf dem Weg vom Berliner Hauptbahnhof zu einer Veranstaltung, stieß FernsehArzt und Moderator Eckart von Hirschhausen zur Präsentation hinzu. Er teilt die Kritik der Lobbyorganisation. „Was passiert, wenn man aus Versehen ein Glas Cola umkippt?“, fragte Hirschhausen ins Mikrofon. „Schwer abzuwaschen. Es klebt.“So ähnlich wirke die schwarze Brause auch im Körper.
Als Basis ihrer Studie haben die Zucker-Kritiker 600 Erfrischungsgetränke bei den Einzelhandelsketten Edeka, Rewe und Lidl eingekauft. Damit, so glauben sie, haben sie einen guten Überblick über den gesamten Markt für solche Produkte. Fruchtsäfte, Wasser, oder alkoholische Getränke wie Bier und Wein wurden nicht untersucht.
Zuckeranteil sinkt nur wenig
Den Spitzenplatz auf der nach Zuckerkonzentration organisierten Liste hält Monster Assault. Danach folgen Getränke weiterer namhafter Hersteller und Marken wie PepsiCo, Dieck & Co., Rauch, Schweppes, Rewe, Gerolsteiner und Red Bull. Die Liste der nach Ansicht von Foodwatch zu stark gezuckerten Getränke ist lang: 58 Prozent aller untersuchten Erfrischungen enthalten mehr als vier Stück Würfelzucker pro Glas (250 Milliliter). Gegenüber 2016 sei der Anteil nur minimal gesunken. Damals waren es 59 Prozent. Bei einzelnen Unternehmen gäbe es aber Getränke keinen oder nur wenig Zucker.“Außerdem werde der Konzern „den Zuckeranteil des Sortiments bis 2020 um weitere 10 Prozent reduzieren“.
Der Verband der Ernährungsindustrie (BLL) betonte die Autonomie der Verbraucher: „Jeder hat die freie Wahl zu entscheiden, wie viel Zucker er zu sich nehmen möchte. Gerade im Bereich der Erfrischungsgetränke gibt es eine unglaubliche Vielfalt von Getränken mit Zucker und Getränken ohne Zucker.“Nahezu jedes klassische Produkt existiere auch in einer Light- oder Zero-Variante, so der Verband.
Als Konsequenz forderte Foodwatch die Bundesregierung auf, eine „Limo-Steuer“einzuführen, wie Großbritannien es bereits getan hat. Halbliter-Dosen würden dadurch beispielsweise um 20 Cent teurer. Wie sich im Vereinigten Königreich zeigte, reduzierte der höhere Preis die Nachfrage und veranlasste Hersteller zur Änderung der Rezepturen. Ernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) verhandelt mit der Lebensmittelindustrie über eine einvernehmliche Lösung zur Verringerung des Zuckers, die keine Steuer beinhaltet.