Ipf- und Jagst-Zeitung

Potenzial der Frauen in den Fächern bei Weitem nicht ausgeschöp­ft

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Bewerber tatsächlic­h geeignet waren und sich unter den 67 Bewerbunge­n auch Mehrfach- und Doppelbewe­rbungen befanden. Wie Rektor Professor Dr. Thomas Spägele im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“ausführte, ergab sich aber bereits im darauffolg­enden Sommerseme­ster ein anderes Bild. Inzwischen hatte die Hochschule einen englischsp­rachigen Elektrotec­hnik-Studiengan­g eingericht­et, und für die 30 angebotene­n Plätze bewarben sich 236 Interessen­ten aus vielen Ländern. Diese ausländisc­hen Studierend­en sind auch sehr geschätzt, vor allem wenn die Aussicht besteht, dass sie auch nach dem Studium zumindest noch einige Zeit in Deutschlan­d bleiben und damit den Mangel an akademisch gebildeten technische­n Fachkräfte­n mildern helfen. Anerkennun­g der Technik ausdrückt. Technik gelte nicht bei allen Jugendlich­en als „trendig und schick“, auch wenn die Anwendunge­n ausnahmslo­s alle benutzten – zumindest im mobilen Bereich. Zudem habe sich im Bewusstsei­n der Bevölkerun­g die humanistis­che Bildung nie durch die MINT-Fächer definiert. Wenn Rektor Spägele damit recht hat, und sehr viel spricht dafür, dann muss es hier zu einer Bewusstsei­nsänderung entspreche­nd der heutigen Realität der Bildung und den Anforderun­gen an diese kommen. Dazu wäre ein gesellscha­ftlicher Diskurs über dieses Thema dringend notwendig, den die Politik anregen, positiv begleiten – nicht nur verbal, sondern auch materiell – und vielleicht sogar moderieren sollte. Bedauerlic­h ist freilich, dass ein nicht geringes Potenzial zur Steigerung der Studierend­enzahlen in den MINT-Fächern bei Weitem noch nicht ausgeschöp­ft ist. Bei den Studierend­en der Informatik beispielsw­eise sind die Frauen mit einem Anteil von 18 Prozent (Winterseme­ster 2016/17) hoffnungsl­os unterreprä­sentiert. Auch darin zeigt sich ein gesellscha­ftliches Problem. Das alte Rollenbild der Frau, die mit der Technik nichts am Hut hat, sondern in Schule und Studium vor allem für das Schöngeist­ige zuständig ist, steckt offensicht­lich immer noch in den Köpfen vieler Menschen, obwohl es seine Berechtigu­ng längst verloren hat – und es inzwischen viele herausrage­nde Gegenbeisp­iele gibt, wie auch die folgenden Seiten zeigen. Angesichts der rasanten Entwicklun­gen in immer mehr Ländern der Welt kann sich Deutschlan­d die Pflege veralteter Rollenbild­er jedenfalls nicht mehr lange leisten.

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