Barock-Oboe setzt Orgelklang Lichter auf
Kölner Ensemble Concert Royal glänzt mit barocker Prachtmusik in der Klosterkirche
- Das letzte Neresheimer Klosterkonzert hat am Sonntag für zahlreiche Musikfreunde der Region nochmals einen Hochgenuss gebracht. Karla Schröter, die Leiterin des Kölner Ensembles Concert Royal, und der Orgel-Preisträger Willi Kronenberg, glänzten mit barocker Prachtmusik. Die Barock-Oboe Karla Schröters setzte dem Orgelklang helle Lichter auf.
Die sonnendurchflutete Kirche schuf das richtige Flair für diese bezaubernde Musik. Das in über 100 Konzerten weltweit erfolgsgewohnte Duo des Kölner Ensembles kam mit einer seltenen Programmauswahl nach Neresheim. Nahezu unbekannte Zeitgenossen von Johann Sebastian Bach ließen ob der Qualität ihrer Werke erstaunen. Schade, dass man sie so selten hört. Etwa die beiden Partiten für obligate Orgel und Oboe, die Johann Wilhelm Hertel für den preußischen Hof Herzog Friedrichs um 1762 komponiert und im Jagdschloss Ludwigslust aufgeführt hat.
Historische Aufführungspraxis liegt voll im Trend
Klara Schröter hat sich ganz der im Trend liegenden historischen Aufführungspraxis verschrieben. Ihre Barock-Oboe ist ein originalgetreuer Nachbau der damaligen Instrumente. „Statt der vielen Klappen der heutigen Oboe bediene ich wie auf der Blockflöte die Löcher“, erläuterte sie nach dem Konzert in einem Gespräch mit unserer Zeitung. Das besondere Holz mache den Klang milder und schlanker. Trotzdem setzte sie sich damit gegen die mächtige Holzhay-Orgel kraftvoll durch. „Dazu brauche ich allerdings viel Luft, sonst geht das nicht“, verrät die sympathische Musikerin.
Nicht so unbekannt wie Hertel waren die beiden anderen Zeitgenossen Bachs, die Werke für Oboe und Orgel geschaffen haben: Johann Ludwig Krebs und Gottfried August Homilius. Mit der girlandenartig ausgeschmückten Fantasie in C von Krebs eröffnete das Duo den barocken Reigen.
Einen starken Eindruck von damaligen Choralvorspielen vermittelte Homilius, dessen Werk den eigenartigen Titel trug: „Durch Adams Fall ist ganz verderbt, allein zu dir, Herr Jesu Christ“.
Dem Leitgedanken des Konzerts „Musik der Empfindsamkeit“trug Willi Kronenberg Rechnung, indem er seine Partnerin auf der Oboe nicht nur zurückhaltend und feinfühlig begleitete, sondern immer dann hervortreten ließ, wo sie zarte oder glanzvolle Passagen zu spielen hatte. Gelegenheiten, solistisch zu glänzen, hatte Kronenberg immer noch genug. Etwa bei Bachs Präludium und Fuge C-Dur (BWV 547) oder bei der intimen Fantasie Es-Dur von Johann Georg Müthel (1728 bis 1788). Höhepunkt war aber zweifellos das glitzernde Andante F-Dur von Mozart, bei dem Kronenberg die passenden Register der Holzhay-Orgel zu ziehen wußte.
Die Brücke vom Barock zur Musik des 19. Jahrhunderts bildete das Choralvorspiel für Oboe und Orgel „Befiehl du deine Wege“von Gottfried Friedrich Ebhardt und das Finale mit dem Choral „Nun danket alle Gott“von Christian Gotthilf Tag. Dabei nutzte Klara Schröter den Standortwechsel von der Orgelempore herüber zur Kanzel. Nun konnte auch der Raum unter der Zentralkuppel wunderbar mitschwingen. Großer Beifall belohnte die beiden außergewöhnlichen Musiker.