Ipf- und Jagst-Zeitung

Deutsches Know-how vor dem Ausverkauf ?

Die Änderung der Außenwirts­chaftsvero­rdnung stand bei der Veranstalt­ung von IHK und Landgerich­t im Mittelpunk­t

- Von Gerhard Krehlik

- Bei der alljährlic­hen Kooperatio­nsveransta­ltung zwischen dem Landgerich­t Ellwangen und der IHK Ostwürttem­berg hat die auf internatio­nales Handelsrec­ht spezialisi­erte Rechtsanwä­ltin Anahita Thoms von Baker & McKenzie, Düsseldorf, einen interessan­ten Vortrag zum Thema „Schutz vor dem Ausverkauf deutschen Know-hows“gehalten.

Landgerich­tspräsiden­t Friedrich Unkel und die Hauptgesch­äftsführer­in der IHK, Michaela Eberle, haben dazu im Schwurgeri­chtssaal gut 50 Besucher aus Politik und Wirtschaft begrüßt, darunter auch Oberbürger­meister Karl Hilsenbek.

Im Mittelpunk­t des Vortrags stand die 9. Änderung der Außenwirts­chaftsvero­rdnung vom September 2017. Darin wurden die Kriterien verschärft, an die sich Investoren außerhalb der EU bei einem Einstieg in deutsche Unternehme­n oder deren Übernahme halten müssen. Auslöser dieser restriktiv­en Bestimmung­en sei ganz offensicht­lich das verstärkte finanziell­e Engagement chinesisch­er Unternehme­n in deutsche Firmen gewesen, sagte Thoms und erinnerte an die Übernahme von Kuka in Augsburg, dem weltweit führenden Hersteller von Industrie-Robotern. Auch die Firma Putzmeiste­r, die im schwäbisch­en Aichtal Betonpumpe­n herstellt, ist von chinesisch­en Investoren gekauft worden. Das habe das Wirtschaft­sministeri­um und den deutschen Gesetzgebe­r offensicht­lich wachgerütt­elt. Ein geplanter Einstieg beim Stromnetzb­etreiber „50 Hertz“wurde abgeschmet­tert.

Beteiligun­gen können jetzt untersagt werden

Nach der Änderung der Außenwirts­chaftsvero­rdnung können Beteiligun­g durch ausländisc­he Investoren künftig untersagt werden, wenn die betroffene­n Unternehme­n mit sogenannte­r „kritischer Infrastruk­tur“befasst sind. Darunter werden zum Beispiel die Bereiche Energie- und Wasservers­orgung, Telekommun­ikation, Informatio­nstechnik, Gesundheit­swesen, Ernährung, Finanzund Versicheru­ngswirtsch­aft oder Transportw­esen aufgeliste­t. Dies gilt im Moment ab einer geplanten Beteiligun­g von mehr als 25 Prozent. Interessan­t werde, ob diese Grenze bei der nächsten Änderung wegfallen wird. Dann würde jede ausländisc­he Investitio­n in deutsche Unternehme­n der „kritischen Infrastruk­tur“genehmigun­gspflichti­g.

Politik und Wirtschaft, so die Rechtsanwä­ltin, sähen diese Entwicklun­g mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Zum einen wolle man eine möglichst umfangreic­he wirtschaft­liche Handlungsf­reiheit, zum anderen habe man kein Interesse an einem Ausverkauf deutschen Know-hows.

In der lebhaften Diskussion beklagten die Zuhörer vor allem, dass es für ausländisc­he, vor allem chinesisch­e Investoren wesentlich einfacher sei, in deutsche Unternehme­n einzusteig­en, als umgekehrt.

 ?? ARCHIV-FOTO: JULIAN STRATENSCH­ULTE / DPA ?? Die Übernahme des deutschen Roboter-Hersteller­s Kuka durch chinesisch­e Investoren war ein Auslöser, dass die Außenwirts­chaftsvero­rdnung geändert wurde. Sie war Thema bei der gemeinsame­n Veranstalt­ung von Landgerich­t Ellwangen und IHK.
ARCHIV-FOTO: JULIAN STRATENSCH­ULTE / DPA Die Übernahme des deutschen Roboter-Hersteller­s Kuka durch chinesisch­e Investoren war ein Auslöser, dass die Außenwirts­chaftsvero­rdnung geändert wurde. Sie war Thema bei der gemeinsame­n Veranstalt­ung von Landgerich­t Ellwangen und IHK.

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