Ipf- und Jagst-Zeitung

Den Auerochsen gefällt’s auf der Ostalb

Deren Züchter aus ganz Deutschlan­d treffen sich in Ellwangen zum Erfahrungs­austausch

- Von Martin Bauch

- Mitglieder des Vereins zur Förderung der Auerochsen haben drei Zuchtstand­orte in Ellwangen, Bopfingen und Aalen besucht. Martin Hertlein hat den Exkusionst­eilnehmern das Freilandge­hege im Josefstal gezeigt.

Wer Auerochsen in der freien Natur beobachten möchte, hat auf der Ostalb gute Chancen. Gleich an drei Standorten finden die Nachzüchtu­ngen des Ur-Rinds eine geeignete, neue Heimat. Einst war der Auerochse das größte Landsäuget­ier Europas. Bis die Menschen ihm seinen Lebensraum nahmen und es ausrottete­n.

Die heutigen Auerochsen sind eine Rückzüchtu­ng aus unterschie­dlichen Rinderrass­en. Erste Versuche wurden in den 1920er-Jahren unternomme­n. Schottisch­e Hochlandri­nder oder Steppenrin­der, aber auch spanische, korsische und südfranzös­ische Rinder aus der Camargue finden sich in der Ahnentafel. Artspezifi­sche Hausrindra­ssen kamen ebenfalls zum Einsatz. Als Ergebnis kam das sogenannte Heckrind heraus, das die wesentlich­en Eigenschaf­ten des Ur-Rinds aufzeigte. Der ursprüngli­che Auerochse selbst bleibt für immer ausgerotte­t.

In den 1980er-Jahren setzte eine Renaissanc­e der Tiere ein und wurde durch Extensivie­rungstende­nzen in der Landwirtss­chaft noch weiter befeuert. Auch der Naturschut­z entdeckte die Wildrinder für die Grünlandbe­wirtschaft­ung für sich.

Nun haben sich Auerochsen­züchter aus ganz Deutschlan­d in Ellwangen getroffen. 20 Mitglieder des Vereins hörten im Landhotel Hirsch in Neunheim einen Vortrag von Ralf Worm, Geschäftsf­ührer des Landschaft­serhaltung­sverbands Ostalbkrei­s, über Beweidungs­projekte im Landkreis. Für Ralf Worm gehören die Tiere in unsere Landschaft.

Dazu besuchten die Züchter die Standorte von Auerochsen­population­en, darunter die Herde von Martin Hertlein im Josefstal.

Natur erleben, wie sie früher einmal war

Hertlein fasziniert die Auerochsen­zucht. „Man kann hier im Josefstal die Natur erleben, wie man sie sich vorstellt. Wie es früher mal war, als die Tiere in ganz Europa in freier Natur das ganze Jahr über gelebt haben.“Im Laufe des langjährig­en Projekts haben sichVerbes­serungen in der Zucht eingestell­t. Die erste Generation habe noch Probleme mit den Hufen gehabt. Wie bei den normalen Hausrinder­n musste man die Hufe schneiden. Bei der zweiten Generation ist das nicht mehr nötig. Die ursprüngli­chen Vererbungs­merkmale sind zum Vorschein gekommen.

Die Herde von Hertlein hat zehn Tiere, davon zwei Jungtiere. Die Auerochsen leben das ganze Jahr über in der freien Natur und zeigen das arttypisch­e Verhalten einer solchen Herde. Kommerziel­l gesehen ist die Auerochsen­zucht eher eine Randersche­inung. Nur der Betrieb in Bopfingen setzt auf eine intensiver­e Vermarktun­g bei den Fleischerz­eugnissen. In erster Linie geht es bei der Zucht darum, diese Rinderart wieder heimisch zu machen. Mit Projekten wie in Rainau-Saverwang, Bopfingen und Aalen gelingt das recht erfolgreic­h, wenn auch bislang in bescheiden­em Rahmen.

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FOTO: BAUCH Auerochsen­züchter aus ganz Deutschlan­d haben den Zuchtbetri­eb von Martin Hertlein in Rainau-Saverwang besucht.

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