Eine Schule als Kraftwerk
In Pfahlheim wird mehr Energie erzeugt als verbraucht
- Die Schule in Pfahlheim ist das erste öffentliche Energie-Plus-Gebäude. Sie versorgt sich dank des PhotovoltaikDachs und Modulen an der Fassade, einem Stromspeicher im Keller und einer Wärmepumpe nicht nur selbst mit Wärme und Strom, sondern auch noch die Halle nebenan. Und selbst dann bleibt noch Strom übrig, der ins Netz eingespeist wird.
Seit 13. September läuft die Photovoltaikanlage, die 100 000 Kilowatt Strom jährlich produzieren kann. 40 000 verbraucht die Schule selbst, der Rest geht ins Netz oder in den Energiespeicher im Keller. Er reicht aus, um nachts die Pumpen und elektrischen Einrichtungen zu versorgen, aber auch für größere Veranstaltungen in der Halle. Vielleicht nicht unbedingt für eine Faschingsveranstaltung mit vielen Lichtern. Aber abgesehen davon ist Bürgermeister Volker Grab überzeugt, dass die Stadt wohl nur sehr selten Strom zukaufen muss.
Das Dach soll mindestens 20 Jahre dicht bleiben
Richtig stolz auf das Energie-PlusGebäude ist Oberbürgermeister Karl Hilsenbek. Das sei die Zukunft, ist er überzeugt und froh, dass es in einer Schule umgesetzt wurde. Denn so lernt schon der Nachwuchs die Bedeutung von erneuerbaren Energien kennen. Für Pfahlheim ist das Projekt so oder so ein Gewinn, denn so sei aus einem kleinen Brandschutzproblem eine fast nagelneue Schule geworden. Die energieautarke Schule passt zu Pfahlheim, denn der Ort ist bei der Stromerzeugung sowieso Vorreiter. Mit dem Windpark, den Biogasanlagen und mit Photovoltaik erzeugt Pfahlheim die Hälfte des Stroms, der in Ellwangen verbraucht wird, sagt Ortsvorsteher Wolfgang Seckler.
Weil das Projekt so ungewöhnlich ist, hat es die Pfahlheimer Schule sogar in den Prospekt von Galaxy Energy geschafft. Die Firma hat die Module an der Fassade, die vor allem im Winter ins Spiel kommen, wenn die Sonne tief steht, und das Photovoltaikdach geliefert. Ob das Dach auch dicht sei, fragt Seckler vorsichtig. „Wir garantieren für 20 Jahre“, beruhigt ihn Georg Schöll.
Auch die Speicher der Firma Varta Storage halten etwas aus. Reiko Stutz, verantwortlich für die Gewerbespeicher, geht von einer Lebenszeit von über 15 Jahren aus. Man habe Batterien im Testbetrieb, die schon 13 000 Ladezyklen geschafft haben, ergänzt Herbert Schein, Geschäftsführer der Varta AG, zu der Varta Microbattery und Varta Storage gehören.
Die drei Speicher sind ein wichtiger Baustein im Pfahlheimer Konzept. Das hält Schein für wegweisend. Künftig gehe es nicht mehr darum, den Strom ins Netz einzuspeisen, sondern selbst zu verbrauchen. Dafür sind Speicher nötig. Er sieht da große Zukunftschancen, vor allem dann, wenn die Einspeisevergütung ausgelaufen ist. Speicher sind auch für viele Industriebetriebe interessant, die ihren Strom mit Photovoltaik schon selbst erzeugen, aber noch ein System brauchen, das eine stabile Stromversorgung garantiert, wirft Eduard Freiheit von der gleichnamigen Consulting-Firma ein, der die Anlage geplant hat. So werden im Keller der Pfahlheimer Schule mal schnell nebenher neue Kontakte geknüpft zwischen Varta und Freiheits Industriekunden.
Stadt will eine Vorreiterrolle einnehmen
Die Stadt sieht sich in einer Vorreiterrolle. Immerhin will sie bis 2030 den Kohlendioxid-Ausstoß halbieren. Die Pfahlheimer Schule spart künftig 100 Tonnen im Jahr ein, hat Freiheit ausgerechnet. Das ist ja schon einmal ein Anfang.
Das nächste Projekt steht vielleicht schon vor der Tür: Möglicherweise wird die Sechtahalle in Röhlingen ähnlich ausgestattet, da sei man noch in Überlegungen, sagt Grab. Ihm und dem OB ist wichtig, dass gerade in Ellwangen, wo mit Varta und EnBW zwei große Firmen aus dem Energiesektor sind, gezeigt wird, was erneuerbare Energien können. Dazu gehört auch die Stromtankstelle, die die EnBW an der Pfahlheimer Schule bauen wird. Sie bezieht ihren Strom aber nicht von der Schule, sondern aus dem Netz. Möglicherweise könnte die Schule aber den Strom für eine zweite Stromtankstelle liefern.
Alles in allem hat die energieautarke Seite an der Schulsanierung 630 000 Euro gekostet: 340 000 Euro fürs wasserdichte Dach, 100 000 Euro für die 100 Meter tiefen Erdwärmesonden und 190 000 Euro für die gesamte Steuer- und Regeltechnik. Dafür werden bei Strom und Heizung in den kommenden 20 Jahren 1900 Tonnen Kohlendioxid eingespart.