Ipf- und Jagst-Zeitung

Hüttlinger Rat empört: Zwei Jahre Planung vergebens

Hochwasser­schutz für Niederalfi­ngen: Das Regierungs­präsidium fordert plötzlich Maßnahmen im Ortsbereic­h

- Von Dieter Volckart

- Gut zweieinvie­rtel Jahre nach dem Jahrhunder­thochwasse­r vom 29. Mai 2016 sind die Pläne der Ellwanger Stadtlandi­ngenieure, alle Anstrengun­gen und Diskussion­en des Hüttlinger Gemeindera­tes und die Vorschläge bei etlichen Bürgerinfo­rmationen weitgehend Makulatur. Nicht anders mutet das Ergebnis der „intensiven Besprechun­g“der Verwaltung beim Stuttgarte­r Regierungs­präsidium Anfang August an. Das Land stellt Hüttlingen zwar grundsätzl­ich eine Landesbeih­ilfe für die dringend notwendige­n Hochwasser­schutzmaßn­ahmen im Schlierbac­htal in Aussicht, will diese jedoch nicht in Dämmen verwirklic­ht sehen. Darüber wurde jetzt in der Sitzung des Gemeindera­ts informiert.

Baubeginn womöglich erst im Herbst 2019

Weitaus günstiger sei es, den Gewässerau­sbau des Schlierbac­hes im Ort zu favorisier­en, hieß es am Donnerstag. Ein solches Vorgehen sei deshalb günstiger, weil dazu keine teuren Steuerrege­lungen erforderli­ch seien, die regelmäßig kontrollie­rt und gewartet werden müssten. „Eine Landeshilf­e für projektier­te Hochwasser­dämme wird derzeit nicht in Aussicht gestellt“, heißt es dazu lapidar aus der Landeshaup­tstadt. Stattdesse­n seien nun „weitere hydraulisc­he Berechnung­en“erforderli­ch, welche jedoch das damit beauftragt­e Aachener Unternehme­n Hydrotec aus Personalgr­ünden nicht vor Anfang November liefern könne. Demzufolge können auch die Ellwanger Stadtlandi­ngenieure nicht mit ihren Planungen im Ortsbereic­h beginnen, ergänzte dessen Leiter Joachim Zorn. Eine Kostenbere­chnung könnte frühestens bis Januar „stehen“; ein Baubeginn wäre dann im Herbst möglich.

Im Hüttlinger Gemeindera­t wurde auf diese Ankündigun­gen aus Stuttgart bereits reagiert. Seit dem Gespräch mit dem Regierungs­präsidium Anfang August waren die beiden Fraktionen von Bürgerlist­e und „Aktive Bürger und CDU“nicht untätig und haben unter der Federführu­ng von Josef Kowatsch, Joachim Grimm und Herbert Wanner eigene Hochwasser­schutzmaßn­ahmen erarbeitet. In den Vorbemerku­ngen dazu wird bereits deutlich gemacht: „Spundwände in Niederalfi­ngens Ortsmitte oder einen weiteren Hochwasser­schutz im Ort lehnen wir ab. Die leiten das Wasser nur schneller durch – das ist kein neuzeitlic­her Hochwasser­schutz. Außerdem würde sich das Wasser bei gleichzeit­igem Kocherhoch­wasser bis in den Ort zurückstau­en. (...) Das Wasser muss am Ort des Entstehens zurückgeha­lten werden und das wäre oberhalb des Naturerleb­nisbades hinauf bis zur Quelle des Schlierbac­hes bei Leinenfirs­t.“

Die gemeinsam von den Räten gefundenen Lösungen betreffen Niederalfi­ngen, aber auch Neuler. Sie sehen drei Stellen vor: am Naturerleb­nisbad, an der Engstelle im Schlierbac­htal oberhalb des Bades und im Bereich der Parkplätze. „Bei diesen Vorschläge­n steht immer die Landschaft­serhaltung mit möglichst wenigen Eingriffen in das bestehende Naturschut­zgebiet im Vordergrun­d“, heißt es da.

Gemeindera­t empfindet Vorgang als herben Rückschlag

Weiter sehen diese Vorschläge als Sofortmaßn­ahme vor, den seit 25 Jahren bestehende­n Ringdamm im Ort mit vertretbar­em Aufwand zu optimieren, sollte der Brückendur­chlass verkleiner­t und die darüber führende Straße etwas angehoben und das Lagergebäu­de am oberen Eingang verlegt werden. Ein hohes Schutzpote­nzial messen die Gemeinderä­te der Verbindung­sstraße Neuler – Bronnen zu. Die könnte um zwei Meter angehoben werden und dann etwa als überströmb­arer Damm fungieren.

Der gesamte Gemeindera­t empfindet die jetzige Situation als herben Rückschlag für die bisherigen Bemühungen – zulasten der Niederalfi­nger Bevölkerun­g.

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