Wo Flöhe Fußball spielen
Früher waren Flohzirkusse die Sensation auf jedem Jahrmarkt – aber so langsam sterben sie aus Einen der letzten können Besucher jetzt auf dem Münchner Oktoberfest bestaunen
Wer ihn noch nie mit eigenen Augen gesehen hat, wird kaum glauben, dass es das wirklich gibt: ein Flohzirkus, in dem Flöhe Kutschen ziehen, Karussells in Bewegung setzen, Ballett tanzen, jonglieren und sogar Fußball spielen. In früheren Zeiten waren die winzigen Tiere mit ihren Kunststücken die Sensation eines jeden Jahrmarktes. Inzwischen sind Flohzirkusse fast ausgestorben. Einen der letzten kann man gerade auf dem Münchner Oktoberfest bestaunen. Der Flohzirkus Birk wurde schon 1843 gegründet. Dieses Jahr ist er zum siebzigsten Mal auf der „Wiesn“, erzählt Direktor Robert Birk, der die Kunst vor vielen Jahren von seinem Vorgänger erlernt hat. Ursprünglich sei er nur für einen Mitarbeiter eingesprungen. Aber die Arbeit mit den Flöhen hat ihm sofort so gut gefallen, dass er dabeigeblieben und dann später selber Flohzirkusdirektor geworden ist.
Die Kunststücke trainiert Robert Birk mit seinen Tieren bei Licht und Dunkelheit. Der Floh, der die Dunkelheit liebt, muss eine Nummer auf der hellen Bühne so lange versuchen, bis sie klappt. Dann darf er zurück ins Dunkle. Irgendwann hat er kapiert: Wenn er es schnell richtig macht, dann kommt er schnell wieder ins Dunkle. Um die kleinen Tiere anzutreiben, stupst Robert Birk sie immer wieder mit einer Pinzette an. Außerdem nutzt er die natürlichen Bewegungen der Flöhe: Beim Fußballspielen, erklärt er, versuche der Floh beispielsweise wegzuspringen. Dabei kickt er den Ball dann ganz automatisch in die richtige Richtung.
Seit 30 Jahren tourt Robert Birk nun mit seinem Zirkus durch Deutschland. Meistens mit dabei: seine Familie. Die zehnjährige Tochter Franzi kennt sich mit den Flöhen inzwischen fast so gut aus wie ihr Vater.