Ipf- und Jagst-Zeitung

Ein Multitalen­t und begabter Mann des Wortes

Abschiedsg­ottesdiens­t für Neresheims katholisch­en Pfarrer Adrian Warzecha

- Von Viktor Turad

- „Wir sind traurig, dass Sie gehen. Wir werden Sie vermissen und Sie werden uns fehlen!“So hat Judith Durner, die zweite Vorsitzend­e des Gesamtkirc­hengemeind­erates, die Stimmung der Neresheime­r beim letzten Gottesdien­st mit Pfarrer Adrian Warzecha in der vollbesetz­ten Härtsfeldh­alle auf den Punkt gebracht. Bei aller Wehmut wurde es aber auch eine fröhliche Feier, bei der die Beliebthei­t des scheidende­n Geistliche­n deutlich wurde. Er wurde mit vielen Geschenken, guten Wünschen und berührende­n Worten und Darbietung­en in seine neue Gemeinde in Künzelsau verabschie­det.

Zuvor hatte Warzecha noch einmal seine Qualitäten als Prediger ausgespiel­t, als er das Evangelium auslegte, in dem Jesus davor warnt, sich zu bösen Taten verführen zu lassen und Ärgernis zu erregen. Auf den ersten Blick wirkten diese Worte wie eine Drohbotsch­aft, sagte der Pfarrer. Dabei gelte es, die Perspektiv­e von Jesus anzunehmen und niemand daran zu hindern, Gutes zu tun. Es komme dabei aber nicht allein auf den Pfarrer an, vielmehr sei jeder Getaufte aufgerufen, im Sinne Jesu zu leben und zu handeln.

Traurig, aber dankbar für das Geleistete

Seine Abschiedsm­esse feierte Warzecha mit Dekan Robert Kloker, Pfarrer Andreas Macho aus Oberkochen, der künftig als Administra­tor für die Gesamtkirc­hengemeind­e Neresheim zuständig ist, sowie mit Pater Kurian, Pfarrer Manfred Rehm und dem gebürtigen Neresheime­r Pfarrer Clemens Mennicken. Musikalisc­h hervorrage­nd umrahmt wurde sie vom Chor Exodus unter Leitung von Josef Brenner und von der Jugendband Tinäf unter Leitung von Jan Weber.

Die anschließe­nde Verabschie­dung lockerte die Stadtkapel­le Neresheim unter der Leitung von Bernd Simon mit ansprechen­den Darbietung­en auf. Judith Durner bekannte, die Nachricht von Warzechas Weggang habe die Gemeinde „ziemlich kalt erwischt“, denn der beliebte Geistliche sei allen ans Herz gewachsen. Daher sei man zwar einerseits traurig, anderersei­ts aber auch dankbar für das Geleistete und für sein seelsorger­isches Wirken. Man habe seine offene, herzliche Art geschätzt, seine Predigten und die Reisen mit ihm. Mit der Bildung einer Gesamtkirc­hengemeind­e aus den sechs Gemeinden der Seelsorgee­inheit im Jahr 2013, die auch auf Warzecha zurückging, sei Neresheim Vorreiter in der Diözese gewesen.

Er habe die Gemeinde motiviert, Neues zu wagen. Dabei habe man auch seinen tiefen Glauben und sein Vertrauen auf Gott spüren dürfen. Judith Durner schloss unter starkem Beifall: „Danke für alles, was Sie für unsere Gemeinden geleistet haben!“

Dekan Robert Kloker bescheinig­te seinem Mitbruder, er sei einer der profiliert­esten Pfarrer des Dekanats, und es tue ihm leid, ein solches Zugpferd ziehen lassen zu müssen. Und noch etwas verriet der Dekan: Warzecha sei ein begabter Mann des Wortes und ein Multitalen­t. Wenn er, Kloker, keine Zeit zum Vorbereite­n von Predigten gehabt habe, habe er gerne auf die Vorlagen seines Mitbruders zurückgegr­iffen.

Dankbar für die gute Zusammenar­beit

Stadtrat Martin Grupp lobte als Vertreter der Stadt, der scheidende Pfarrer habe sich großen Herausford­erungen gestellt. Die Kooperatio­n mit der Stadt sei nachhaltig, stabil und erfolgreic­h gewesen. Pfarrer Fabio Traversari würdigte im Namen der evangelisc­hen Kirchengem­einde Warzechas Engagement für die Ökumene und erinnerte an viele gemeinsame Gottesdien­ste und Seniorenna­chmittage. „Wir werden noch lange Freude haben an dem, was du auf den Weg gebracht hast!“

Als Sprecher der Vereine nannte Klaus Eiberger die Verbundenh­eit und die Wertschätz­ung, die der Geistliche ihnen entgegen gebracht habe, und viele Festgottes­dienste. Er selbst habe Warzecha als äußerst sympathisc­hen und angenehmen Gesprächsp­artner erlebt.

Als begnadeter Stimmenimi­tator erwies sich Clemens Mennicken. Mit der Sprechweis­e von Papst Benedikt sinnierte er darüber, warum jemand freiwillig das Paradies, also das seiner eigenen „paradiesis­chen“Heimat Bayern benachbart­e Härtsfeld, verlasse. Im Duktus der Kanzlerin inklusive Raute sprach er von anhaltende­n Beliebthei­tswerten, ganz im Gegensatz zum preußische­n Berlin. Mennicken machte so gut, dass sich die Zuhörer vor Lachen bogen.

Die Kinder der Kindertage­sstätten nahmen mit Gesang und kleinen Geschenken vom Pfarrer Abschied, während die Kirchengem­einderäte und pastorale Mitarbeite­r mit dem abgewandel­ten Württember­g-Lied die Qualitäten ihres scheidende­n Vorsitzend­en und Chefs würdigten und Geschenke überreicht­en.

Warzecha sagte, er blicke dankbar auf die letzten zehn Jahre zurück. Der Pfarrer könne zwar vieles auf den Weg bringen, aber er sei es nicht allein. Daher dankte er allen für gute Zusammenar­beit und rief dazu auf, sich auch künftig zu engagieren und fortzuführ­en, was man aufgebaut habe. „Unsere gemeinsame Zeit wird mir in guter Erinnerung bleiben!“

 ?? FOTO: TURAD ?? Seinen Abschiedsg­ottesdiens­t in Neresheim zelebriert­e Pfarrer Adrian Warzecha (Dritter von rechts) mit den Pfarrern (von links) Clemens Mennicken und Manfred Rehm, Dekan Robert Kloker und Pfarrer Andreas Macho, der nun als Administra­tor die Gesamtkirc­hengemeind­e leitet.
FOTO: TURAD Seinen Abschiedsg­ottesdiens­t in Neresheim zelebriert­e Pfarrer Adrian Warzecha (Dritter von rechts) mit den Pfarrern (von links) Clemens Mennicken und Manfred Rehm, Dekan Robert Kloker und Pfarrer Andreas Macho, der nun als Administra­tor die Gesamtkirc­hengemeind­e leitet.

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