Ipf- und Jagst-Zeitung

Am Samstag ist Welthospiz­tag

Ambulanter Hospizdien­st informiert auf dem Marktplatz

- Von Josef Schneider

- „Weil du wichtig bist“, so lautet das Motto des diesjährig­en Welthospiz­tages. Der ambulante ökumenisch­e Hospizdien­st in Ellwangen präsentier­t sich dazu am Samstag, 13. Oktober, von 8 bis 12.30 Uhr auf dem Ellwanger Wochenmark­t mit einem Informatio­nsstand. „Wir wollen bei einer Tasse Kaffee mit den Menschen ins Gespräch kommen und über unsere Arbeit informiere­n“, sagt die hauptamtli­che Koordinato­rin des Hospizdien­stes, Barbara Sittler.

„Unser Anliegen ist es, die Hospizarbe­it und den Hospizgeda­nken bekannt zu machen“, unterstrei­cht Barbara Sittler. Berührungs­ängste mit Sterben und Tod sollten so abgebaut werden. Denn viele Menschen hätten immer noch eine gewisse Scheu, sich mit dem Thema auseinande­rzusetzen. „Man braucht wirklich keine Angst zu haben vor dem Sterbeproz­ess. Das Sterben ist meistens ein sehr friedvolle­r Prozess. Man will doch das Leben auskosten bis zum Schluss“, weiß Barbara Sittler aus Erfahrung. Und: „Es muss niemand allein sterben und unter Schmerzen.“Ziel sei es, das Sterben zu lindern. Vom Sterben werde man aber auch als Angehörige­r betroffen. „Wir begleiten auch in der Trauer“, sagt Barbara Sittler.

Am Infostand am Samstag auf dem Marktplatz werden Mitarbeite­rinnen des Hospizdien­stes vor Ort sein und über ihre Tätigkeit berichten. „Die Besucher sollen sehen: Da stehen ganz normale Menschen, die auch fröhlich sind und lachen können“, so Sittler. Am Stand kann man sich auch über die kommende Ausbildung zum Hospizhelf­er informiere­n.

Wichtige Pioniere

„Nicht dem Leben mehr Tage, sondern den Tagen mehr Leben geben.“Das war das Leitmotto der großen Pionierin der Hospizbewe­gung, Dr. Cicely Saunders (1918 – 2005). Sie gründete 1967 auf Wunsch und mit dem Vermögen eines Patienten ein Sterbehaus, das St. Christophe­r's Hospice in London, und widmete ihr Leben der Begleitung schwer kranker und sterbender Menschen. Und dieses Motto prägt die Hospizbewe­gung bis heute. Diese Bewegung möchte den Menschen ein würdevolle­s Sterben zu Hause und in stationäre­n Hospizen ermögliche­n.

Saunders habe zum ersten Mal die ganzheitli­che Betrachtun­g des sterbenden Menschen in den Mittelpunk­t gestellt, sagte Diplom-Sozialpäda­gogin Barbara Sittler, hauptamtli­che Koordinato­rin des ambulanten ökumenisch­en Hospizdien­stes in Ellwangen. Denn nicht nur die körperlich­en, sondern auch die psychische­n, sozialen und spirituell­en Bedürfniss­e eines Menschen seien wichtig. Einer von Saunders Aussprüche lautet: „Du zählst, weil du bist. Und du wirst bis zum letzten Augenblick deines Lebens eine Bedeutung haben.“

Als zweite Pionierin der Hospizbewe­gung nannte Barbara Sittler die 2004 verstorben­e Schweizer Psychiater­in und Forscherin Elisabeth Kübler-Ross: „Die hat den Tod aus der Tabuzone herausgeho­lt.“Denn der Tod sei ein Teil vom Leben, genauso wie die Geburt. Elisabeth KüblerRoss beschäftig­te sich intensiv mit den psychische­n Vorgängen im Sterbeproz­ess. Mit ihrem Buch „Interviews mit Sterbenden“und weltweiten Vortragsre­isen holte sie das Thema Sterben und Tod erstmals aus der Tabuzone und half dadurch vielen Betroffene­n, bestimmte Verhaltens­weisen besser zu verstehen und besser mit dem Geschehen zurecht zu kommen. 1985 wurde in Köln die erste Palliativs­tation in Deutschlan­d gegründet, 1986 in Aachen das erste stationäre Hospiz.

120 000 Menschen engagieren sich

Laut Sittler ist die Hospizbewe­gung als Bürgerscha­ftsbewegun­g aus dem Bedürfnis heraus entstanden, den teils menschenun­würdigen Zuständen beim Sterben ein Ende zu setzen und das Sterben zu enttabuisi­eren. Barbara Sittler arbeitete Mitte der 1980er Jahre als Sozialarbe­iterin im Krankenhau­s in Crailsheim. Dort habe es damals keinen würdigen Raum zum Sterben gegeben.

Heute engagieren sich in Deutschlan­d rund 120 000 Menschen ehrenamtli­ch und hauptamtli­ch in der Hospizbewe­gung. In BadenWürtt­emberg engagieren sich 7850 Ehrenamtli­che bei 11 500 Begleitung­en im Jahr. Es gibt deutschlan­dweit rund 300 Palliativs­tationen und rund 1500 ambulante Hospizdien­ste. Im Klosterhos­piz in Neresheim gibt es zum Welthospiz­tag am Samstag für Ehrenamtli­che einen „Stärketag“mit Vorträgen und verschiede­nen Workshops. Weitere Informatio­nen im Internet unter und unter

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FOTO: SCHNEIDER Barbara Sittler ist die hauptamtli­che Koordinato­rin des ambulanten ökumenisch­en Hospizdien­stes in Ellwangen.

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