Sogar Seide aus China fand ihren Weg zu den Alamannen
Themenwochenende im Museum zu Handel und Handwerk im frühen Mittelalter
- Das vierte Ellwanger Alamannen-Forum hat sich mit Handelsbeziehungen der Alamannen beschäftigt. Auch unsere Altvorderen haben schon über den Tellerrand hinausgeblickt: „Migration und Handel sind keine neuzeitlichen Phänomene“, verriet Jürgen Heinritz alias Jorge der Wanderer. An Themenstationen im Alamannenmuseum erlebten Besucher Handwerker bei der Arbeit und staunten, dass sogar Seide aus China ihren Weg auf die Ostalb gefunden hat.
Unter den geschickten Händen der Archäologin und Glasperlenmacherin Maren Siegmann aus Efringen-Kirchen entstanden kleine Kunstwerke aus dem fragilen Werkstoff. „Man glaubt, das Mittelalter sei düster gewesen“, erläuterte Jürgen Heinritz. „Doch es war bunt, kunterbunt sogar.“Glasperlenschmuck war auch für weniger Wohlhabende erschwinglich. Doch längst nicht jedes Dorf hatte eine Getreidemühle. Von der Qualität der Mühlsteine hing die Güte des Mehls ab: „Mühlsteine aus der Eifel waren wegen ihres vulkanischen Ursprungs beliebt und wurden über weite Strecken verschifft, etwas den Lech hinunter bis nach Dasing bei Augsburg“, erklärte Gyde Botsch aus Kassel. Die Steine waren schwer, der Transport über die Flüsse mühsam. Flachbodenboote eigneten sich am besten dafür. „Heute nehmen wir ein Päckle Mehl in die Hand und machen uns keine Gedanken darüber, wie es gemahlen wurde“, so Heinritz.
Den Römern verdankten die Alamannen Kenntnis von exotischen Schätzen. Mit ihnen trieben sie regen Handel. Wie die Handelswege über Land verliefen, war bei Jürgen Kolar zu erfahren. Die Alamannen importierten hauchdünne chinesische Seide und exotische Gewürze aus Ländern, von denen sie oft nicht einmal den Namen kannten.
Bei Daniela Bittner aus Röhlingen erlebten Besucher die Kunst des Brettchenwebens. „Das ist viel leichter als herkömmliches Weben“, erklärte sie. „Man kann praktisch jedes Material verwenden, sogar Geschenkbänder.“Am liebsten arbeitet sie mit Baumwolle, zaubert Taschen, textile Bänder, die sich als Lesezeichen eignen, und vieles mehr. „Mir ist wichtig, dass die Sachen einen praktischen Nutzen haben.“
Jürgen und Doris Heinritz aus Pleidelsheim sind Stammgäste im Alamannenmuseum: „Wir haben hier sozusagen unser Wohnzimmer“, scherzte Jorge der Wanderer. Das Paar stellt die Wohnstube einer wohlhabenden alamannischen Familie aus dem sechsten Jahrhundert vor. Blickfang ist ihre „Dame aus Lauchheim“. Mit großem Aufwand haben sie die Kleidung der Frau nachgearbeitet, die im Grab 974 des Lauchheimer Gräberfels gefunden wurde, darunter einen indigogefärbten Mantel aus handgewebter Seide. Heinritz ist Geschichtenerzähler aus Passion und tritt stilecht auf im Gewand eines Alamannen, der mit sechssaitiger Leier und Resten gehopften Bieres in seiner Feldflasche im Trossinger Grab 58 gefunden wurde.
Geschichte anschaulich und zum Anfassen – das Alamannenmuseum zeigt, wie’s geht.