Jagstzell gibt Jahrhundertprojekte frei
Gemeinde weiht Bahnunterführung für Fußgänger und die neu gestaltete Schulsteige ein
- Die Gemeinde Jagstzell hat die Fußgängerunterführung unter der Bahnstrecke in der Ortsmitte sowie die neu gestaltete Schulsteige ihrer Bestimmung übergeben. Ziel der Baumaßnahmen ist vor allem, dass die Fußgänger sicherer unterwegs sein können. Ende März ist die Betonröhre der Unterführung in einer spektakulären Aktion unter der Bahnstrecke hindurchgezogen worden.
„Eine tolle Unterführung“, skandierten die Grundschulkinder, als sie den neuen Fußgängertunnel durchquerten. Die Fußgänger sind nun nicht mehr auf die schmalen Gehwege der Straßenunterführung angewiesen, sondern können bequem und sicher unter dem Bahndamm hindurchgehen. Auf Höhe des Bahnhofs erleichtert zudem eine Verkehrsinsel die Überquerung der B290. Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf 3,1 Millionen Euro, von denen die Gemeinde Jagstzell etwa 1,74 Millionen beisteuert.
Um Punkt 11 Uhr läuteten die Glocken der Kirche Sankt Vitus die Einweihungsfeier ein. Zu diesem Zeitpunkt hatte auch die Sonne über den Morgennebel gesiegt. Mit einem fröhlich geschmetterten „Hallo“begrüßten die Kinder des Jagstzeller Kindergartens und ihre Erzieherinnen die Festgäste. Daran schloss sich ein Herbstlied der Grundschulkinder an. Auf die Zeile „Hier fängt etwas Neues an“aus dem Lied bezog sich Bürgermeister Raimund Müller bei seiner Ansprache: Tatsächlich beginne hier etwas Neues. Die Verkerhrssicherheit, die mit der Unterführung erreicht werde, bezeichnete er als „etwas ganz Wichtiges“. Seit 2009 sei dieses „Topthema“konsequent verfolgt worden. Bürgermeister Müller lobte vor allem den konstruktiven Dialog mit der Deutschen Bahn.
Termingerechte und fachlich einwandfreie Umsetzung
Müller dankte auch dem Gemeinderat, den Mitarbeitern der Gemeinde, den beteiligten Ingenieurbüros Grimm und Englert für die Planung sowie dem Regierungspräsidium Stuttgart. Vor etwas mehr als einem Jahr hatte Regierungspräsident Wolfgang Reimer den Förderbescheid in Höhe von knapp einer Million Euro für die Unterführung persönlich im Jagstzeller Rathaus vorbeigebracht. Drei Wochen später war der erste Spatenstich erfolgt. „Im Regierungspräsidium sind Kerle, die schaffen wie wir“, sagte der Bürgermeister bei seiner Dankesansprache. Müller lobte außerdem die Bauunternehmen für die „termingerechte, unfallfreie und fachlich einwandfreie“Ausführung des Projekts.
Dann kam der Moment, auf den vor allem die Kinder sehnsüchtig gewartet hatten. Jedes Kind, aber auch jeder Erwachsene, der das wollte, durfte nämlich einen Luftballon mit einer Postkarte auf die Reise schicken. Für die Teilnehmer mit den am weitesten geflogenen Ballons sind wertvolle Preise ausgelobt. Auf das Kommando von Bürgermeister Müller stiegen die bunten Luftballons in den Himmel. Danach segneten der katholische Pfarrer Martin Danner und sein evangelischer Kollege Martin Oberländer das Bauwerk.
Schließlich schnitten das Gemeindeoberhaupt, der CDU-Landtagsabgeordnete Winfried Mack, Ingenieur Claus Peter Grimm sowie zahlreiche Projektbeteiligte und Honoratioren das symbolische Band durch und übergaben damit die Unterführung der Öffentlichkeit.
Sicherer Begegnungsverkehr für Autos und Fußgänger
Zuvor hatte Bürgermeister Raimund Müller auch die neu gestaltete Schulsteige eröffnet. Die steile Straße verbindet die Hauptstraße von Jagstzell mit der Schulstraße und wird unter anderem von Kindern auf dem Schulweg genutzt sowie von Patienten, die auf dem Weg zum Jagstzeller Ärztehaus sind. Auch bei diesem Projekt war der sichere Schulweg für die Kinder ein wichtiger Aspekt gewesen. Mit Blick auf den CDU-Abgeordneten Mack zeigte sich Müller „zufrieden und glücklich“darüber, die nötigen Zuschüsse bekommen zu haben. Bei der Sanierung der historischen Schulsteige handele es sich um einen „Vollausbau“, sagte er.
Dank der optischen Trennung durch eine Rinne sei der Begegnungsverkehr zwischen Fußgängerund Autoverkehr nun sicherer, dank der Straßenbreite von fünf Metern können nun auch Autos problemlos aneinander vorbeifahren. Die Kosten im Bereich Schulsteige belaufen sich auf rund 1,5 Millionen Euro, von denen die Gemeinde 1,058 Millionen selbst aufbringen muss.
Müller dankte den Anwohnern für ihre „unermessliche Geduld“während der Bauzeit. Die Bewohner seien bereit gewesen, „größere Kalamitäten“und lange Fußwege in Kauf zu nehmen, „damit man für die nächsten 50 Jahre Ruhe hat.“
Mack erwiderte, die beiden Bauprojekte seien Symbole dafür, dass Jagstzell nun eine Gemeinde sei, „die frei ist und schaffen kann“. Noch vor 15 Jahren seien der Gemeinde wegen ihrer finanziellen Lage die Hände noch weitgehend gebunden gewesen. Inzwischen hätten Bürgermeister Müller und der Gemeinderat aber alle Möglichkeiten genutzt: Gewerbebetriebe seien angesiedelt worden, zudem habe Jagstzell vom Landessanierungsprogramm und weiteren Fördertöpfen profitiert.
Mit einem Spaziergang zur Kreuzung der Schulsteige mit der Hauptstraße nahmen die zahlreich anwesenden Bürger die Straße in Besitz. Am Fuß der Steige wurde auch hier das Einweihungsband durchschnitten.