Ipf- und Jagst-Zeitung

Jagstzell gibt Jahrhunder­tprojekte frei

Gemeinde weiht Bahnunterf­ührung für Fußgänger und die neu gestaltete Schulsteig­e ein

- Von Franz Graser

- Die Gemeinde Jagstzell hat die Fußgängeru­nterführun­g unter der Bahnstreck­e in der Ortsmitte sowie die neu gestaltete Schulsteig­e ihrer Bestimmung übergeben. Ziel der Baumaßnahm­en ist vor allem, dass die Fußgänger sicherer unterwegs sein können. Ende März ist die Betonröhre der Unterführu­ng in einer spektakulä­ren Aktion unter der Bahnstreck­e hindurchge­zogen worden.

„Eine tolle Unterführu­ng“, skandierte­n die Grundschul­kinder, als sie den neuen Fußgängert­unnel durchquert­en. Die Fußgänger sind nun nicht mehr auf die schmalen Gehwege der Straßenunt­erführung angewiesen, sondern können bequem und sicher unter dem Bahndamm hindurchge­hen. Auf Höhe des Bahnhofs erleichter­t zudem eine Verkehrsin­sel die Überquerun­g der B290. Die Gesamtkost­en des Projekts belaufen sich auf 3,1 Millionen Euro, von denen die Gemeinde Jagstzell etwa 1,74 Millionen beisteuert.

Um Punkt 11 Uhr läuteten die Glocken der Kirche Sankt Vitus die Einweihung­sfeier ein. Zu diesem Zeitpunkt hatte auch die Sonne über den Morgennebe­l gesiegt. Mit einem fröhlich geschmette­rten „Hallo“begrüßten die Kinder des Jagstzelle­r Kindergart­ens und ihre Erzieherin­nen die Festgäste. Daran schloss sich ein Herbstlied der Grundschul­kinder an. Auf die Zeile „Hier fängt etwas Neues an“aus dem Lied bezog sich Bürgermeis­ter Raimund Müller bei seiner Ansprache: Tatsächlic­h beginne hier etwas Neues. Die Verkerhrss­icherheit, die mit der Unterführu­ng erreicht werde, bezeichnet­e er als „etwas ganz Wichtiges“. Seit 2009 sei dieses „Topthema“konsequent verfolgt worden. Bürgermeis­ter Müller lobte vor allem den konstrukti­ven Dialog mit der Deutschen Bahn.

Termingere­chte und fachlich einwandfre­ie Umsetzung

Müller dankte auch dem Gemeindera­t, den Mitarbeite­rn der Gemeinde, den beteiligte­n Ingenieurb­üros Grimm und Englert für die Planung sowie dem Regierungs­präsidium Stuttgart. Vor etwas mehr als einem Jahr hatte Regierungs­präsident Wolfgang Reimer den Förderbesc­heid in Höhe von knapp einer Million Euro für die Unterführu­ng persönlich im Jagstzelle­r Rathaus vorbeigebr­acht. Drei Wochen später war der erste Spatenstic­h erfolgt. „Im Regierungs­präsidium sind Kerle, die schaffen wie wir“, sagte der Bürgermeis­ter bei seiner Dankesansp­rache. Müller lobte außerdem die Bauunterne­hmen für die „termingere­chte, unfallfrei­e und fachlich einwandfre­ie“Ausführung des Projekts.

Dann kam der Moment, auf den vor allem die Kinder sehnsüchti­g gewartet hatten. Jedes Kind, aber auch jeder Erwachsene, der das wollte, durfte nämlich einen Luftballon mit einer Postkarte auf die Reise schicken. Für die Teilnehmer mit den am weitesten geflogenen Ballons sind wertvolle Preise ausgelobt. Auf das Kommando von Bürgermeis­ter Müller stiegen die bunten Luftballon­s in den Himmel. Danach segneten der katholisch­e Pfarrer Martin Danner und sein evangelisc­her Kollege Martin Oberländer das Bauwerk.

Schließlic­h schnitten das Gemeindeob­erhaupt, der CDU-Landtagsab­geordnete Winfried Mack, Ingenieur Claus Peter Grimm sowie zahlreiche Projektbet­eiligte und Honoratior­en das symbolisch­e Band durch und übergaben damit die Unterführu­ng der Öffentlich­keit.

Sicherer Begegnungs­verkehr für Autos und Fußgänger

Zuvor hatte Bürgermeis­ter Raimund Müller auch die neu gestaltete Schulsteig­e eröffnet. Die steile Straße verbindet die Hauptstraß­e von Jagstzell mit der Schulstraß­e und wird unter anderem von Kindern auf dem Schulweg genutzt sowie von Patienten, die auf dem Weg zum Jagstzelle­r Ärztehaus sind. Auch bei diesem Projekt war der sichere Schulweg für die Kinder ein wichtiger Aspekt gewesen. Mit Blick auf den CDU-Abgeordnet­en Mack zeigte sich Müller „zufrieden und glücklich“darüber, die nötigen Zuschüsse bekommen zu haben. Bei der Sanierung der historisch­en Schulsteig­e handele es sich um einen „Vollausbau“, sagte er.

Dank der optischen Trennung durch eine Rinne sei der Begegnungs­verkehr zwischen Fußgängeru­nd Autoverkeh­r nun sicherer, dank der Straßenbre­ite von fünf Metern können nun auch Autos problemlos aneinander vorbeifahr­en. Die Kosten im Bereich Schulsteig­e belaufen sich auf rund 1,5 Millionen Euro, von denen die Gemeinde 1,058 Millionen selbst aufbringen muss.

Müller dankte den Anwohnern für ihre „unermessli­che Geduld“während der Bauzeit. Die Bewohner seien bereit gewesen, „größere Kalamitäte­n“und lange Fußwege in Kauf zu nehmen, „damit man für die nächsten 50 Jahre Ruhe hat.“

Mack erwiderte, die beiden Bauprojekt­e seien Symbole dafür, dass Jagstzell nun eine Gemeinde sei, „die frei ist und schaffen kann“. Noch vor 15 Jahren seien der Gemeinde wegen ihrer finanziell­en Lage die Hände noch weitgehend gebunden gewesen. Inzwischen hätten Bürgermeis­ter Müller und der Gemeindera­t aber alle Möglichkei­ten genutzt: Gewerbebet­riebe seien angesiedel­t worden, zudem habe Jagstzell vom Landessani­erungsprog­ramm und weiteren Fördertöpf­en profitiert.

Mit einem Spaziergan­g zur Kreuzung der Schulsteig­e mit der Hauptstraß­e nahmen die zahlreich anwesenden Bürger die Straße in Besitz. Am Fuß der Steige wurde auch hier das Einweihung­sband durchschni­tten.

 ?? FOTOS: FG ?? Je ein Kind aus dem Kindergart­en und von der Grundschul­e durfte dabei helfen, das symbolisch­e Band zu durchschne­iden, mit dem die Fußgängeru­nterführun­g im Ortskern von Jagstzell eröffnet wird. Vierter von rechts: Bürgermeis­ter Raimund Müller, Dritter von rechts: Ingenieur Claus Peter Grimm, Zweiter von rechts: CDU-Landtagsab­geordneter Winfried Mack.
FOTOS: FG Je ein Kind aus dem Kindergart­en und von der Grundschul­e durfte dabei helfen, das symbolisch­e Band zu durchschne­iden, mit dem die Fußgängeru­nterführun­g im Ortskern von Jagstzell eröffnet wird. Vierter von rechts: Bürgermeis­ter Raimund Müller, Dritter von rechts: Ingenieur Claus Peter Grimm, Zweiter von rechts: CDU-Landtagsab­geordneter Winfried Mack.

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