Ipf- und Jagst-Zeitung

Wenn Autoteile aus dem Drucker kommen

Geschichte­n aus dem Innovation­szentrum: Aalener macht sich mit 3D-Drucker selbststän­dig

- Von Eva-Marie Mihai

- Wenn Tom Fahsel mit seinem 3D-Drucker auftaucht, sind die Menschen beeindruck­t. Die Reaktionen hat er jüngst auf der Frankfurte­r Messe erlebt. Der Grund: Sein Drucker ist unübersehb­ar. Knallrot lackiert und vor allem von einer beeindruck­enden Größe. So dass sogar die Besucher in Frankfurt dem Gerät ausweichen müssen, weil es nicht ganz auf den vorgesehen­en Platz passt. „Wir machen alles ein bisschen größer“, sagt Fahsel, der mit seinem Unternehme­n Primax 3D in der Maschinenh­alle des Innovation­szentrums (Inno-Z) der Hochschule Aalen beheimatet ist.

Das rote Gestell ist so groß wie ein kleiner Raum. Wenn jemand etwas mit den Maßen 3 Meter Länge, 1,5 Meter Breite und 1,5 Meter Höhe zu drucken hat, ist er bei Fahsel an der richtigen Stelle. Gestartet hatte sein Unternehme­n auf kuriose Art. Er besuchte seine Freundin in Nordspanie­n. Deren Bruder hatte dort einen 3D-Drucker. „Dort hab ich zum ersten Mal einen 3D-Drucker gesehen“, erzählt Fahsel. „Zuhause hab´ ich mich dann gleich daran gemacht, meinen eigenen Drucker zu bauen.“

Garage der Eltern wird zur Mini-Produktion­shalle

Und war davon so fasziniert, dass er seinen Beraterjob in Stuttgart kündigte und sich eine Zeit lang wieder bei seinen Eltern in Aalen einmietete. Außer deren Garage in eine Mini-Produktion­shalle zu verwandeln, begann er das Master Programm Business Developmen­t und Produktman­agement an der Hochschule. Im April 2017 gründete er Primax 3D, seine eigene Firma. „Gemeinsam mit befreundet­en Technikern, Ingenieure­n und Produktdes­ignern sowie einer Menge Schweiß, Pflaster und kolumbiani­schen Kaffees wird die erste Maschine entwickelt und in Betrieb genommen“, beschreibt er seinen Werdegang. Der Erfolg gibt ihm recht.

Er druckt mit dem sogenannte­n FDM-Verfahren, zu deutsch: mit Schmelzsch­ichtung. In diesem Verfahren wird ein Kunststoff­draht erwärmt und verflüssig­t. Durch eine Düse wird dann ein Raster aus Kunststoff­punkten auf eine Fläche aufgetrage­n. Der Kunststoff kühlt ab und wird fest. Das wiederholt sich Schicht für Schicht – und auf der Fläche von Fahsels rotem Drucker entsteht ein Bauteil. Die Teile werden mit einer Stützstruk­tur gedruckt, die hinterher entfernt wird. „Wir sind anders als andere, weil wir so groß und sehr genau drucken.“

Seine Kunden sind oft mittelstän­dische Unternehme­n. Für sie druckt er beispielsw­eise Autoteile oder Architektu­rmodelle. Was ihm noch fehlt, sind Pilotkunde­n. Allerdings nicht nur des Geldes wegen. Das könne zwar immer mehr sein, aber wichtig seien auch strategisc­he Partner, wie er sagt. Spezialisi­ert hat er sich auf Prototypen und Kleinserie­n. Von Sondermasc­hinen bis zu Designerst­ücken - alles ließe sich machen. Grenzen gibt es nahezu keine. „Jeder kann selbst überlegen, was er drucken will“, sagt Fahsel. Er sei für alle Ideen offen.

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FOTO: EVA-MARIE MIHAI Tom Fahsel ist mit seinem überdimens­ionalen 3D-Drucker in der Maschinenh­alle des Inno-Z beheimatet.

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