Weltmeister aus Neresheim
Profi Slawka Wittmer holt Titel in der Kampfsportart K1.
- Ein Kämpfer wäre kein Kämpfer, wenn er nicht früh aufstehen könnte. Slawka Wittmer ist gewohnt, sich früh auf die Beine zu machen, wenn die meisten Profisportler (Fußballer?!) noch schlafen, geht der 27-Jährige laufen. Gleich morgens um 6 Uhr. Vor dem Frühstück, vor der Arbeit. Und so war es für diesen Kämpfer aus Neresheim-Elchingen eigentlich fast schon keine Überwindung mehr, sechs Stunden nach einem harten Kampf seine Freundin, nach kurzer Nacht, zum Stuttgarter Flughafen zu fahren.
Vermutlich trägt einen eine Menge Adrenalin durch die Nacht. Slawka Wittmer – oder wie sein Kampfname lautet – „The Viper“(die Schlange) schlug sich am Abend in Göppingen zu seinem größten Erfolg. „The Viper“besiegte bei der Fight Night in der EWS-Arena Niko Pjetri aus Luxemburg. Und ist Weltmeister – im K1. Bei dieser Mischung aus Kick- und Thaiboxen ist vieles erlaubt – bis etwa Ellbogenschläge.
Prellungen? Normal
Fünf Runden a drei Minuten: „Das ist echt hart.“Es war ein enger, harter Kampf, der nach Punkten an Wittmer ging. Er kämpfte sich zum langersehnten Titel des Verbandes AFSO. „Ich habe ein Leben lang davon geträumt“, merkt der Weltmeister im Rückblick auf diesen unvergesslichen Abend an. Immer wieder blickt er während des Gesprächs auf den gold-glänzenden Gürtel, fasst ihn an. Irgendwie ist es unfassbar, dass sich der Kämpfer von der Ostalb diesen Titel geholt hat.
Innerhalb von nur sechs Jahren arbeitete sich Wittmer an die Weltspitze. Der Späteinsteiger kommt mittlerweile auf 68 Kämpfe, hat neben dem frischen WM-Titel schon einige Erfolge nachzuweisen. Als Kind in Kasachstan machte er Karate – dann lange Zeit nichts. Seit 15 Jahren lebt er in Deutschland – und kämpft sich durch die Welt. Einmal im Jahr geht es auch ins Camp nach Thailand, dort wo unter harten Bedingungen allerhand Kämpfer zugegen sind. Prellungen? Auch normal, da sie dazu gehören. Wittmer erscheint humpelnd zum Gespräch – mit seinen eigenen Schlägen fügt man sich auch Schmerzen zu. Nicht normal ist ein Brustbeinbruch, doch auch den überstand er. Für die WM stand eine achtwöchige, intensive Vorbereitung an. Abends, nach der Arbeit als Personal Trainer, sind drei Stunden weiteres Training normal. Box-Training gilt ohnehin als intensivstes Sporttraining. Bei Boxern, die auch noch ihre Beine zum schlagen einsetzen, müssen auch diese Muskelgruppe ausreichend trainiert sein. Eine sehr gute Kondition ist daher Grundvoraussetzung. „Der ganze Körper ist in Bewegung.“1,80 Meter, 70 Kilogramm, Leichtmittelgewicht. Doch es ist nicht nur die Kondition, die Kraft und die Technik, mit der man Weltmeister wird. Es ist der Kopf, der mitspielen muss.
„70 Prozent ist Kopfsache“, beziffert Wittmer. Die mentale Stärke, „ein starkes Selbstbewusstsein“hilft, diesen harten Sport erfolgreich zu bestreiten. Und natürlich muss man einen Plan haben. „Du musst dich an deine Taktik halten“, sagt der Titelträger, der in Ulm von Coach Dragan Geric trainiert wird. In Göppingen vor 1500 Zuschauern hat das alles zusammengepasst.
Weltmeister? „Ich habe ein Leben lang davon geträumt.“ K1-Champion Slawka Wittmer