Michael Myers ist zurück
Der neue „Halloween“-Film von David Gordon Green setzt auf Altbewährtes
Kontinuierliche Fortsetzungen sind im Horrorgenre eher die Regel als die Ausnahme. Neben dem Qualitätslevel sinkt dabei meist auch das Plausibilitätsniveau: Da tauchen Totgeglaubte wieder auf, frühere Handlungsstränge werden komplett ignoriert und andere Schauerlichkeiten. Die „Halloween“Reihe scheint besonders anfällig für diesen Trend zu sein: Mittlerweile sind es neben diversen Büchern, Comics und einem Videospiel stolze elf Filme. Dabei kommt die Hauptfigur, der eiskalte Killer Michael Myers, im dritten Teil nicht einmal vor, zwei weitere Fortsetzungen wurden vom vor 20 Jahren erschienenen „Halloween H20“komplett ignoriert. Und dann setzte ab 2007 auch noch Rob Zombie für zwei weitere Filme die Geschichte komplett auf Anfang zurück.
Nicht gerade die besten Voraussetzungen für einen neuen Teil also, doch dem derzeit so erfolgreichen wie angesagten Studio Blumfield Productions („Get Out“) gelang der Coup: Ihr „Halloween“etablierte sich auf Anhieb als erfolgreichster Film der kompletten Reihe. Und das ist durchaus verdient, denn Regisseur David Gordon Green („Pineapple Express“) ist ein höchst atmosphärischer Beitrag zum „Slasher“(Schlitzer)-Genre gelungen, der bewährte wie zeitgemäße Erfolgszutaten vereint.
Carpenter ist mit dabei
Zu den bewährten Komponenten zählt vor allem die Rückkehr von Hauptdarstellerin Jamie Lee Curtis, die vor 40 Jahren mit dem ersten „Halloween“-Film den großen Durchbruch schaffte. Der Schöpfer der Geschichte, Filmemacher John Carpenter, ist ebenfalls wieder mit von der Partie: Einmal mehr hat er einen höchst stimmungsvollen Synthesizer-Soundtrack komponiert. Auch bei der Handlung knüpft man an den ersten Teil an – alle weiteren Fortsetzungen werden ignoriert.
So sitzt Michael Myers (gespielt von Originaldarsteller Nick Castle sowie James Jude Courtney) zu Filmbeginn seit 40 Jahren in einer schwer bewachten psychiatrischen Einrichtung. Seit der Festnahme nach seinen mörderischen Taten hat er kein Wort gesprochen. Nun hat auch Psychiater Dr. Ranbir Sartain (Haluk Bilginer) aufgegeben, Michaels Motivation zu ergründen: Myers soll für den Rest seines Lebens in einem Hochsicherheitsgefängnis eingesperrt werden. Doch beim Gefangenentransport geht etwas schief und der Mann mit der Maske macht sich wieder auf zur Kleinstadt Haddonfield, wo einst alles begann.
Hier setzt nun die neue Geschichte ein, denn Laurie Strode (Curtis), die dem Killer einst entkam, ist natürlich schon lange kein kreischender Teenager mehr. Vielmehr hat sie sich all die Jahre auf eine mögliche Rückkehr von Meyers vorbereitet – und darüber selbst die Entfremdung ihrer eigenen Tochter Karen (Judy Greer) in Kauf genommen. Nun ist einmal mehr Halloweennacht, Michael wieder auf freiem Fuß und Lauries Enkelin Allyson (Andi Matichak) auf einer Party, ohne von der Bedrohung zu ahnen. Das – zumindest im Rahmen des Genres – zeitgemäßere Frauenbild verleiht dem Film ebenso neue Dynamik wie gelegentliche ironische Brechungen und Anspielungen an frühere Teile.
Die sind aber gut dosiert, seine bedrohliche Atmosphäre bezieht der Film aus der geradlinigen Inszenierung und verzichtet dabei etwa auf die psychologisierenden Elemente von Rob Zombie. In einem Punkt bleibt man aber doch den Genregesetzen treu: Trotz des zunächst eindeutig erscheinenden Endes ist eine Fortsetzung bereits geplant.
Regie: David Gordon Green. Mit Jamie Lee Curtis, Judy Greer, Andi Matichak. USA 2018, 106 Minuten. FSK ab 16.