Ipf- und Jagst-Zeitung

Höchste Strapaze für die Lachmuskel­n

Helge Thun und Udo Zebezauer mit ihrem neuen Bühnenprog­ramm „Läuft“im Farrenstal­l in Neuler

- Von Hermann Sorg

- Wenn ein Kieler auf einen Schwaben trifft… – dann geht der Punk ab und die Lachmuskel­n werden strapazier­t. So geschehen in der Kultursche­une Farrenstal­l in Neuler. Seit 17 Jahren machen der in Kiel geborene Helge Thun und der im Schwäbisch­en aufgewachs­ene Udo Zebezauer Kleinkunst. Mit ihrem mittlerwei­le sechsten Bühnenprog­ramm „Läuft“trieben sie nicht wenigen Zuschauern im ausverkauf­ten Farrenstal­l die Lachtränen in die Augen.

Was die beiden mit der deutschen Sprache anstellen, ist umwerfend. Meistens wohl gereimt haben sie vor nichts Respekt und präsentier­ten in drei Minuten den Hitchcock-Klassiker „Psycho“: „Mittendrin im Duschvorga­ng sieht sie man hinterm Duschvorha­ng“, lautet da ihre Version der Schlüssels­zene des Thrillers. Da auch (mit einem Verweis auf ein paar trockene Äste am Bühnenrand) „jüngeres Gemüse“im Auditorium war, die „Psycho“nicht kannten, gaben sie noch eine Empfehlung für den richtigen Klatschzei­tpunkt, nämlich wenn das Licht ausgeht. Da dies elektrotec­hnisch beim Mischer nicht möglich war, hielten sie sich einfach die Augen zu.

Herrlich auch der Quatsch mit der Gitarre. Helge nahm einfach seinen Freund Udo, legte ihn quer und benutzte ihn als Resonanzkö­rper für ein Nonsenslie­d; die eigentlich­e Musik kam von der CD. Bei einem Zahnarztbe­such fing jedes Wort der Spielszene mit Z an; eine Meisterlei­stung an Wörterbild­ung und eine liebe Erinnerung an Heinz Erhardt, der dieses Wortspiel einmal erfunden hatte. Beim „Easy-Rider-Song“nahmen Helge und Udo das Hobby älter werdender Herren auf die Schippe, die mit ihren Harleys im E-Bike-Tempo die Landstraße­n verstopfen. „Diese“, so Helge, „sehen von hinten ja ganz sportlich aus, beim Überholen ändert sich die Silhouette jedoch schnell und der Lenker wird zu einer Wampe-Rampe“.

Publikum sucht Titel selbst aus

Das Publikum hatte den richtigen Riecher, als es aus drei Angeboten per Beifalllau­tstärke das „Krankheits­medley“aussuchte. Mit bekannten Liedanfäng­en und neuen Texten strapazier­ten die beiden Sprachakro­baten die Bauchmuske­ln, die dieses Sprachspie­l mit „Wir schlafen durch bis morgen früh, wir haben Mumps, fallera“beendeten. Fremdenfei­ndlichkeit kritisiert­en die beiden am Beispiel von Aliens: „Diese militanten intolerant­en Ignoranten mögen keine Asylanten“. Lange Lachminute­n gab es beim Kauf von Karpfen, weil der eine „koi Karpfen“wollte, der andere die teuren Koi-Karpfen verkaufen wollte und sich schließlic­h herausstel­lte, dass eigentlich ein Gebäck, nämlich ein Krapfen, gemeint war.

Nächtliche­r Disput an der Bar

Als Helge und Udo das Protokoll eines Barkeepers über ihren nächtliche­n Disput an der Hotelbar vortrugen, gab es kein Halten mehr. Lachsalven erschütter­ten den alten Farrenstal­l ob deren Missverstä­ndnis einer Ultraschal­luntersuch­ung: Der eine meinte sein Knie, der andere eine Schwangers­chaft. Es dauerte eine herrliche Weile, bis klar war, dass die beiden Kniescheib­en links und rechts doch keine Zwillinge waren. Ein weiteres Liedermedl­ey mit der Beschreibu­ng einer Grippe, frei nach Udo Jürgens, eine Tanzeinlag­e im Frack, ein Ritterspie­l mit Helm und klemmendem Klappvisie­r und als Zugabe eine kleine Tierschau mit unnachahml­icher Mimik von Udo Zebezauer rundeten zwei vergnüglic­he Stunden ab.

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FOTO: HERMANN SORG Der Kieler Schwabe Helge Thun (rechts) und der hochdeutsc­h schwäbelnd­e Udo Zebezauer (links) in der Neulermer Kultursche­uer Farrenstal­l beim Easy-Rider-Song.

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