Ipf- und Jagst-Zeitung

Alkohol ist kein Schmiersto­ff im Betrieb

Fachtag zur Suchtpräve­ntion: Alkoholkra­nke schaden sich, den Kollegen und den Arbeitgebe­rn

- Von Markus Lehmann

- Alkohol sorgt unter allen Suchtmitte­ln für die größten Probleme in allen Lebensbere­ichen. Auch am Arbeitspla­tz. Deshalb veranstalt­et das Landratsam­t zusammen mit einem Netzwerk zur Suchtpräve­ntion am Mittwoch, 7. November, einen Fachtag, von dem Impulse für eine gesunde Unternehme­nskultur ausgehen sollen. Ein Vortrag heißt „Darauf sollten wir anstoßen!“. Es geht vor allem um die Alkoholpro­blematik, aber nicht nur: Für manchen Lehrling ist der Konsum von digitalen Medien bereits zu einem handfesten Suchtprobl­em geworden.

Mindestens fünf Prozent aller Beschäftig­ten sind als suchtkrank eingestuft, weitere zehn Prozent gelten als suchtgefäh­rdet. Statistisc­h gesehen bedeutet das für den Ostalbkrei­s mit seinen derzeit rund 121 000 sozialvers­icherungsp­flichtig Beschäftig­ten 6000 Suchtkrank­e und 12 000 Suchtgefäh­rdete. Im Ostalbkrei­s nehme man das Problem ernst und es habe einen hohen Stellenwer­t, sagt Sozialdeze­rnent Josef Rettenmaie­r und verweist auf das „hervorrage­nde und konstrukti­ve Netzwerk“aus Krankenkas­sen, Diakonie und Caritas. Bereits seit 1998 gibt es einen entspreche­nden Arbeitskre­is zum Thema Sucht und Suchtvorbe­ugung.

Was Rettenmaie­r ganz wichtig ist: Es müsse darum gehen, Sucht zu verhindern statt zu behandeln, „wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist“, ergänzt Sylvia Caspari (Kreisdiako­nie). Wichtig sei es, bei entspreche­nden Hinweisen früh zu reagieren. Denn Alkoholsuc­ht führe oft zu kaputten Ehen, Schulden, Arbeitspla­tzverlust und präge die Kinder der Betroffene­n lebenslang.

Bei der Sucht kämen meistens mehrere Probleme zusammen. Die Auswirkung­en auf einen Betrieb: Konsumiere­nde fehlen 16-mal häufiger, erleiden viermal häufiger Arbeitsunf­älle, bringen deutlich weniger Arbeitslei­stungen und die Sucht wirkt sich auch aufs Betriebskl­ima aus.

Auch der Arbeitgebe­r sei in der Verpflicht­ung, betont Monika Mayer (Suchthilfe der Caritas Schwäbisch Gmünd), und wichtig sei auch, dass Alternativ­en aufgezeigt werden. Das Thema Sucht, so Nikolas Danzinger (Suchthilfe der Diakonie im Ostalbkrei­s) sei oft scham- und schuldbeha­ftet. Oft schauten auch die Führungskr­äfte einfach weg. Gefahren stecken aber auch in dem exzessiven Gebrauch digitaler Medien, erklärt Martina Marquart, die Suchtbeauf­tragte des Ostalbkrei­ses. Es gebe immer mehr Fälle bei Auszubilde­nden, an denen das „richtige Leben vorbeizieh­e“. Der Fachtag am 7. November im Landratsam­t von 17 bis 19.30 Uhr mit Vorträgen und Thementisc­hen richtet sich an Arbeitgebe­r, Arbeitnehm­er, Ärzte, Betriebsrä­te und alle anderen Interessie­rten.

 ?? FOTO: DPA ?? Beim Fachtag für Suchtpäven­tion soll deutlich werden: Alkohol sorgt unter allen Suchtmitte­ln für die größten Probleme in allen Lebensbere­ichen. Auch am Arbeitspla­tz.
FOTO: DPA Beim Fachtag für Suchtpäven­tion soll deutlich werden: Alkohol sorgt unter allen Suchtmitte­ln für die größten Probleme in allen Lebensbere­ichen. Auch am Arbeitspla­tz.

Newspapers in German

Newspapers from Germany