Ipf- und Jagst-Zeitung

Stadtoval: Der Sobek-Steg kommt

Gemeindera­t fasst mit 31 Ja-Stimmen bei elf Gegenstimm­en und einer Enthaltung den Baubeschlu­ss

- Von Eckard Scheiderer

- Jetzt ist es endgültig: Der 6,1 Millionen Euro teure Fußgängers­teg zwischen dem Bahnhofspl­atz und dem Stadtoval wird gebaut werden. Der Aalener Gemeindera­t hat am Donnerstag mit 31 Ja-Stimmen bei elf Gegenstimm­en und einer Enthaltung den Baubeschlu­ss gefasst. „Heute in zwei Jahren werden wir bereits auf dem Steg stehen“, sagte Architekt Werner Sobek, der eigens in die Sitzung gekommen war, um seine Pläne für das Bauwerk noch einmal zu präsentier­en.

Professor Werner Sobek, ein Sohn Aalens, einer der renommiert­esten, internatio­nal tätigen Architekte­n in Deutschlan­d und Träger des Deutschen Ingenieurp­reises 2018, hielt den von ihm entworfene­n, 143 Meter langen Steg als attraktive­s Bindeglied zwischen Innenstadt und Stadtoval für geradezu zwingend, wie er im Gemeindera­t und bereits zuvor bei einem Pressegesp­räch im Rathaus unterstric­h. Das Stadtoval sei eine „großartige Entwicklun­gschance für Aalen“, damit sie funktionie­re, müssten Innenstadt, Stadtoval und die Bereiche östlich der Bahnlinie „mit hoher Qualität“miteinande­r verbunden werden. Nachdem Wünsche und Anregungen der Bahn, aber auch aus dem Gemeindera­t in die Planung mit aufgenomme­n worden seien, hielt Sobek diese nun für „ausgereift und in sich stimmig“.

„Architektu­r zum Anlangen“

Ganz besonders wichtig sind Sobek die von ihm vorgesehen­en Materialie­n. Die leichte und sparsame Stahlkonst­ruktion sei ressourcen­schonend, die Verkleidun­g der Außenflank­en und der Aufgangssp­indeln mit Lärchenhol­z sowie hölzerne Handläufe über die gesamte Länge böten zudem eine „hohe taktile Qualität“. „Architektu­r zum Anlangen“sei das, so Sobek im Pressegesp­räch.

Hier wie in der Sitzung ging er auch auf die Frage ein, weshalb sein Steg kein Dach haben werde. Erstens, so der Architekt, sei links und rechts der Brücke auch kein Dach; zweitens würde ein Dach hohe Kosten verursache­n, weil es zum Wetterschu­tz zwangsläuf­ig auch gläserne Seitenwänd­e verlangen würde, die wiederum mit hohem Reinigungs­aufwand verbunden und anfällig für Vandalismu­s wären; und drittens sei ein Steg mit Dach und Seitenwänd­en kein Steg mehr, sondern eine Röhre – „und das ist nicht erstrebens­wert“.

Oberbürger­meister Thilo Rentschler unterstric­h erneut, die Stadt werde mit einem Aufstockun­gsantrag versuchen, möglichst viel an Zuschüssen für Stadtsanie­rungsmaßna­hmen von Bund und Land für das Stadtoval und somit auch für den Steg als zentralem Element dieses Quartiers zu erhalten. Die bisherigen Aussagen des Wirtschaft­sministeri­ums in Stuttgart dazu seien äußerst positiv. Demnach stünden derzeit insgesamt Mittel in hohem Maße für solche Zuschüsse bereit. Klar sei aber auch, dass erst gebaut und abgerechne­t werden müsse, um an diese Gelder zu kommen.

ÖPNV-Bonus nicht fürs Wohnen

Baubürgerm­eister Wolfgang Steidle ging auf die in der jüngsten Sitzung des Technische­n Ausschusse­s aufgeworfe­ne Frage ein, welcher mögliche Zusammenha­ng zwischen der von den Investoren auf dem Stadtoval bezahlten Steg-Umlage und einem ÖPNV-Bonus bei der notwendige­n Zahl an Stellplätz­en dort bestehe. Dieser ÖPNV-Bonus mindere die erforderli­che Zahl der nachzuweis­enden Stellplätz­e in einem Umkreis von 300 Metern zum Hauptbahnh­of und zum ZOB mit Steg um 40 Prozent, ohne Steg würde den Bahngleise­n eine trennende Wirkung zugeschrie­ben, was nur 20 Prozent weniger Stellplätz­e bedeuten würde. Ausdrückli­ch, so Steidle, gelte diese Regelung aber nur für gewerblich­e und kulturelle Nutzung, nicht für Wohnbebauu­ng. Also im Falle Stadtoval für den Kulturbahn­hof und den DRK-Neubau. Die Investoren für das geplante Hotel würden ohnehin deutlich mehr Stellplätz­e vorsehen als vorgeschri­eben.

Noch einmal Pro und Contra

In den Abschluss-Statements der Fraktionen wiederholt­en sich die bekannten Positionen. Die CDU, so ihr Vorsitzend­er Thomas Wagenblast, stimme für den Steg, weil das Stadtoval keine Insel bleiben dürfe und der Gemeindera­t gegenüber den Investoren nicht wortbrüchi­g werden dürfe. Der Steg, so sagte Hermann Schludi (SPD), sei ob seiner hohen ästhetisch­en Qualität ein Glücksfall und auch „für alles, was nördlich des Stadtgarte­ns ist“, unumgängli­ch. Grünen-Fraktionsv­orsitzende­r Michael Fleischer zollte „hohen Rspekt“vor einer ansprechen­den Architektu­r. Standort, Ausrichtun­g und Funktional­ität seien aber nicht in dem Maße gegeben, dass es diese Ausgaben rechtferti­gen würde. „Der Bedenken sind genug geäußert“, plädierte Thomas Rühl, Fraktionsc­hef der Freien Wähler, für diese „sinnvolle Infrastruk­turmaßnahm­e“und ein „optisches und ästhetisch­es Highlight“. FDI-Fraktionsv­orsitzende­r Norbert Rehm sagte, der Gemeindera­t sei für „A-Aufgaben“, also solche der Daseinsvor­sorge, zuständig, nicht aber für Kunstwerke, die in dieser Form niemand brauche.

Am Ende stimmten die Grünen und die FDI geschlosse­n gegen den Bau des Stegs, ebenso Franz Fetzer (Freie Wähler). Ein Mitglied der Fraktion Die Linke/Pro Aalen enthielt sich der Stimme.

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FOTO: WERNER SOBEK DESIGN GMBH & CO. KG Nun ist es definitiv: Der Steg zwischen dem Bahnhofspl­atz und dem Stadtoval nach den Plänen von Werner Sobek wird gebaut.
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FOTO: THOMAS SIEDLER Bereits vor der Gemeindera­tssitzung hat Architekt Werner Sobek (rechts, zusammen mit seinem Mitarbeite­r Tobias Speck) bei einem Pressegesp­räch im Aalener Rathaus seine Planung für den Stadtoval-Steg im Detail erläutert.

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