Ipf- und Jagst-Zeitung

Der Unfall-Schwerpunk­t auf der Schwäbisch­en Alb

An der Dauerbaust­elle zwischen Hohenstadt und Ulm kracht es oft – Unfälle mit Lkw nehmen im Südwesten zu

- Von Caroline Messick und dpa

- Kaputte Leitplanke­n, maroder Fahrbahnbe­lag – auf Deutschlan­ds Autobahnen gibt es viel zu tun. Die logische Konsequenz: jede Menge Baustellen. Eine besonders nervenaufr­eibende steht auf der A 8. Zwischen Hohenstadt und Ulm wird seit sechs Jahren über 23 Kilometer gebaut. Bei den Pendlern ist die Strecke nicht besonders beliebt, wegen der häufigen Staus dort – und wegen der Unfälle.

Rund 75 000 Fahrzeuge durchquere­n täglich die Dauerbaust­elle auf der Alb. Laut dem Regierungs­präsidium Tübingen wurden von Anfang 2016 bis Ende Oktober diesen Jahres 426 Unfälle auf der A 8 zwischen Hohenstadt und Ulm-West erfasst – 132 davon stünden in Verbindung mit der Baustelle. Dabei passierten die meisten Unfälle wegen zu nahen Auffahrens „infolge des baustellen­bedingt stockenden Verkehrs“oder im Längsverke­hr. Auffällig ist, dass sich im Baustellen­bereich viele Unfälle wegen der beengten Fahrbahn ereignen. Und das, obwohl dort die Überholspu­r bereits um einen halben Meter auf drei Meter verbreiter­t wurde.

Die Großbauste­lle auf der A 8 ist in vier Bauabschni­tte aufgeteilt: Die Fahrbahn zwischen Hohenstadt und Ulm-West wird auf sechs Streifen erweitert, zusätzlich wird die Nebelwarna­nlage zwischen Hohenstadt und Riedheim erneuert und die Anschlusss­telle Ulm-West wird zum Doppelansc­hluss ausgebaut. Komplett fertig sollen die Bauarbeite­n 2021 sein.

Bis dahin besteht erhöhte Unfallgefa­hr. Dennoch hält das Regierungs­präsidium Tübingen fest, dass die Unfälle in der Dauerbaust­elle auf der A 8 „meist glimpflich ohne beziehungs­weise mit nur leichten Verletzung­en“ausgegange­n sind.

Autobahnen sind am sichersten

Laut ADAC zählen die Autobahnen zu den sichersten Straßen. Das bestätigt auch Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallfors­chung der Versichere­r: „60 Prozent der Unfälle mit Toten und Schwerverl­etzten geschehen auf der Landstraße, 30 Prozent innerorts und nur zehn Prozent auf den Autobahnen.“Das liegt auch daran, dass es auf den bundesweit 13 000 Kilometern Autobahn weder Abbiege- noch Gegenverke­hr oder Fußgänger und Radfahrer gibt.

Sorgen bereitet Experten der Schwerlast­verkehr: „Stauende-Unfälle sind überwiegen­d Lkw-Unfälle“, sagt Brockmann. Auf BadenWürtt­embergs Autobahnen gab es im vergangene­n Jahr 3439 Unfälle mit Lastwagen, deutlich mehr als in den Jahren zuvor: 2016 seien es 3096, ein Jahr zuvor 2687 Unfälle gewesen. Bei Unfällen im Baustellen­bereich zwischen Hohenstadt und Ulm-West auf der A 8 waren laut Regierungs­präsidium Tübingen seit Januar 2016 bei 57 Unfällen Lkw involviert. In 41 der 57 Fälle waren Lkw die Unfallveru­rsacher – meist, weil sie von ihrer Fahrspur abkamen.

Unfallfors­cher Brockmann plädiert für die verpflicht­ende europaweit­e Einführung eines Notbremsas­sistenten für Lastwagen, der vor dem Stauende bis zum Stillstand bremsen kann. Damit könnten auch aus Sicht der Autoclubs viele dramatisch­e Unfälle vermieden werden.

Wenn die Systeme denn eingeschal­tet sind. „Die Lkw-Fahrer schalten diese derzeit häufig aus, da sie so leichter überholen können und beim Unterschre­iten des Mindestabs­tands zum Vorausfahr­enden nicht ausgebrems­t werden“, heißt es aus dem Stuttgarte­r Innenminis­terium. Die Landesregi­erung unterstütz­t deshalb eine Bundesrats­initiative. Ihr Ziel: Notbremsas­sistenten sollen nicht mehr abgeschalt­et werden können.

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FOTO: DPA Immer wieder kommt es auf der A 8 zwischen Ulm-West und Hohenstadt zu Unfällen.

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